Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
Atkins unter Eid ausgesagt, dass sie vor dem Großen Geschworenengericht gelogen hat. Falls es irgendeine Vereinbarung gegeben hat, dann ist sie allein dadurch schon null und nichtig.«
Keith fragte mich, ob ich das Tonband, das Leslie mit Part aufgenommen hatte, selbst gehört oder seinen Inhalt mit dem Anwalt diskutiert hätte. Ich antwortete mit Nein. Kanareks Kreuzverhör schweifte so weit vom Thema ab, dass Richter Older es schließlich beendete.
Zu den Zeugen, di e in den nächsten Tagen aufgerufen wurden, gehörten Aaron Stovitz, Evelle Younger, der ehemalige Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles und nunmehr Generalstaatsanwalt von Kalifornien, die Anwälte Paul Caruso und Richard Caballero und schließlich der Promoter Lawrence Schiller. Sie wurden zu jedem Aspekt der Übereinkunft vom 4. Dezember 1969 befragt: zum Mitschnitt von Atkins’ Darlegung, zum Verkauf ihrer Geschichte, zu ihrer Aussage vor dem Großen Geschworenengericht und zu der Tatsache, dass sie nach ihrer Begegnung mit Manson Caballero entlassen hatte. Shinns anstrengendstes Kreuzverhör im gesamten Prozess fand mit dem Zeugen Schiller statt: Shinn wollte genau wissen, wie viel Geld Susans Geschichte eingebracht hatte und auf welchen Bankkonten sich jeder Penny davon befand. Shinn sollte schließlich Susans Anteil für ihre Vertretung erhalten.
Bei meinem Kreuzverhör dieser Zeugen erzielte ich eine Reihe äußerst wichtiger Punkte. Mithilfe von Caruso stellte ich zum Beispiel klar, dass er bei dem Treffen am 4. Dezember 1969 gesagt hatte, Susan Atkins werde wahrscheinlich »wegen ihrer Angst vor Manson« beim Prozess nicht aussagen.
Allerdings machte Kanarek einen der wichtigsten Punkte – und zwar für die Anklage. Bei seiner Vernehmung von Caballero, Atkins’ ehemaligem Anwalt, fragte er: »Was hat [Susan Atkins] Ihnen über die Worte gesagt, die sich mit Blut geschrieben in den drei Häusern fanden?«
Caballero: »Ich habe Ihnen doch dringend nahegelegt, mir diese Frage nicht zu stellen, Irving.«
Doch Kanarek, der offenbar davon überzeugt war, dass Caballero etwas verheimlichte, das für seine Mandantin sprechen könnte, wiederholte seine Frage.
Caballero seufzte und meinte: »Sie hat mir gesagt, dass Charles Manson Helter Skelter herbeiführen wollte und dass es ihm nicht schnell genug ging. Das Wort › Schwein ‹ sollte den Eindruck erwecken, dass diese Verbrechen von Schwarzen begangen worden waren, da nämlich die Black Panther und andere das Establishment so titulieren. Nur darum ist es gegangen, dass Helter Skelter nicht schnell genug kam und dass Charlie die Zerstörung der Welt beschleunigen wollte – nur deshalb sind die Morde verübt worden.
Ich hatte Sie noch gebeten, mir diese Fragen nicht zu stellen, Mr. Kanarek.«
Nachdem die Verteidigung nun mit ihrem Nachahmermotiv grandios gescheitert war, verlegte sie sich auf eine neue Taktik. So wurde eine Reihe von Psychiatern aufgerufen, die bescheinigen sollten, dass die drei weiblichen Angeklagten durch LSD geistig so stark beeinflusst gewesen seien, dass man sie für ihre Taten nicht zur Verantwortung ziehen könne.
Auch wenn dies keine wirkliche Verteidigung darstellte, so war es immerhin der Versuch, mildernde Umstände geltend zu machen, was im Erfolgsfall dazu führen würde, dass es zu lebenslänglichen Haftstrafen käme.
Der erster Zeuge, Dr. Andre Tweed, gab sich als Experte für LSD aus, doch wie sich bald zeigen sollte, widersprach der größte Teil seiner Darlegungen dem aktuellen Wissensstand auf diesem Gebiet.
Tweed behauptete, dass er den Fall eines Jugendlichen kenne, der unter LSD-Einfluss Stimmen gehört habe, die ihm befohlen hätten, seine Mutter und seine Großmutter zu töten, was er dann auch getan habe. Auf der Grundlage dieses einen, nicht näher bestimmten Falls kam Tweed daher zu dem Schluss: »Menschen können unter dem Einfluss von LSD Morde begehen.« Außerdem war er der Meinung, dass LSD das Gehirn schädigen könne.
Im Kreuzverhör stellte ich klar, dass Dr. Tweed nur zwei Stunden mit Patricia Krenwinkel gesprochen hatte. Er hatte weder die Prozessprotokolle gelesen noch irgendwelche Freunde oder Verwandte von ihr befragt. Zum Thema LSD hatte er darüber hinaus kein einziges wissenschaftliches Forschungsprojekt durchgeführt, auch keine Aufsätze dazu geschrieben, sondern nur einen einzigen Vortrag darüber gehalten. Auf meine Frage, mit welcher Begründung er sich für einen Experten auf dem Gebiet halte, antwortete er hochtrabend:
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