Helvetias Traum vom Glück (German Edition)

hinunter.
    «Wie funktioniert das, Monika? Schau doch, der Schlitten liegt nur auf den Rollen. Wieso entgleist er in der Kurve nicht?»
    «Ich bin kein Physiker. Kommst du jetzt?»
    «Ja gleich. Der Schlitten ist unten vollkommen glatt und bleibt trotzdem in der Spur. Seltsam.»
    «Komm jetzt endlich. Mir ist kalt vom Rumstehen.»
    «Ich werde morgen Noldi fragen, wie das funktioniert. He … Monika, warte auf mich!»
    Beim «Bell Chalet» holte er sie wieder ein.
    «Du bist schlimmer als ein kleines Kind», lächelte Monika.
    «Das ist doch viel spannender als der Rest hier. Viel Neues habe ich nicht gesehen. Jahr für Jahr wird das Gleiche feilgeboten: Weihnachtskugeln, Kleider, Kerzen, Schmuck, Kinderspielzeug und so weiter und so fort.»
    «Stimmt. Aber darum geht es doch gar nicht. Es ist einfach nur schön, über den Weihnachtsmarkt zu spazieren und diese besondere Atmosphäre zu spüren. Findest du nicht?»
    «Hm!»
    Monika drängte ihn ins «Bell Chalet» hinein.
    «Wir essen hier eine Kleinigkeit, du alter Brummbär. Vielleicht spürst du mit vollem Magen mehr. Ich habe es mir übrigens nochmals überlegt, Francesco.»
    «Was hast du dir nochmals überlegt?»
    «Das mit den Geschenken. Vielleicht sollten wir uns doch etwas schenken, aber nur eine Kleinigkeit!»
    Ferraris Gesicht erstrahlte wie früher die Herrnhuter Sterne in der Freien Strasse.

8. Kapitel
    So richtig voran ging es mit den Ermittlungen nicht. Bisher konnten sie nur einzelne wenige Mosaiksteine zusammentragen. Mehr nicht. Da gab es noch einiges zu sammeln, bevor die eigentliche Aufgabe, die wirkliche Bestimmung eines Kommissärs, in Angriff genommen werden konnte, nämlich das Jagen. Über Nacht war es wärmer geworden, der Schnee begann langsam zu schmelzen. Schade, dann gibt es wohl doch keine weisse Weihnacht! Ferrari stapfte in seinen Halbschuhen durch den Schneematch in Richtung Waaghof. In der Innenstadt sollte es keinen Schnee geben, denn das schöne Weiss verwandelt sich allzu schnell in eine braune unansehnliche Sauce. An der Heuwaage wartete der Kommissär am Fussgängerstreifen und liess einem rasant fahrenden Auto den Vortritt. Ein verhängnisvoller Fehler. Obwohl Ferrari blitzschnell zurücksprang, wurde er vom aufspritzenden Schneematch erwischt. BL 228452. Na warte, dich kriege ich. Bis zum Büro murmelte er die Nummer laufend vor sich her.
    «Ah! Du bist auch schon da, Francesco. Wie siehst du denn aus?»
    «An der Heuwaage hat mich so ein Idiot vollgespritzt. Er fuhr viel zu schnell auf den Fussgängerstreifen zu. Schau dir meine Hose an, die ist ruiniert!»
    «Hast du dir die Autonummer gemerkt?»
    «Sicher, Nadine. BL 128…, BL 204… oder BS 22… Hm! Sie fällt mir schon wieder ein.»
    Sie tranken in Ferraris Büro Kaffee und gingen die bisherigen Ergebnisse durch. Fest stand, dass niemand den Täter wirklich gesehen hatte und somit auch nicht beschreiben konnte. Ein Phantom, das aus dem dunklen Nichts auftauchte und im Nirwana verschwand. Bei der verschwundenen Tatwaffe handelte es sich um ein rund zwanzig Zentimeter langes Messer aus rostfreiem Stahl, wie es in unzähligen Haushalten zu finden war. Nach Aussagen von Ruedi Fink und Dagmar Lesser hatte Andreas Weller Kontakt zur autonomen Szene, zog sich aber plötzlich von seinen Freunden zurück. Weshalb war unklar und ebenso, ob Irina dabei eine Rolle spielte. Einzig ihr Verschwinden im Oktober sprach dafür.
    «Irina ist unmittelbar nach den Wahlen verschwunden.»
    «Glaubst du, dass ein Zusammenhang besteht, Nadine?»
    «Es könnte sein. Bis zum Oktober dümpelte Wellers Partei mit sieben Prozent vor sich hin. Mit einem Schlag verdoppelt die EFP ihre Stimmenzahl und Peter Weller, der rechte Querulant, wird auf einmal salonfähig. Man buhlt um ihn. Er kann sich keinen Skandal leisten, denn er will Bundesrat werden. Mit Sicherheit haben seine Gegner das private Umfeld durchgeackert, und auf was stossen sie?»
    «Auf seinen Sohn Andreas, der mit den Alternativen sympathisiert und ein Verhältnis mit einer rumänischen Prostituierten hat. Ein willkommenes Fressen.»
    «Exakt. Das kann seine Karriere zerstören oder ihr zumindest schaden. Es sind schon andere Politiker über weit weniger gestrauchelt. Das weiss Weller nur zu genau. Die Verbindung zum linken Lager ist mit sofortiger Wirkung zu unterbinden und vor allem, Irina muss weg. Am besten ganz weit weg.»
    «Du meinst doch nicht, dass er sie umbringen liess?»
    «Nein. Das ist nicht sein Stil. Er hat seinen Sohn