Helvetias Traum vom Glück (German Edition)
mit einer Abfindung an Irina freigekauft. Und dies wahrscheinlich nicht zu knapp. Irina packt das Nötigste zusammen und verschwindet auf Nimmerwiedersehen.»
«Zu deiner Theorie passt aber nicht, dass sie sich nicht einmal von ihrer besten Freundin verabschiedete und ihr sogar den Schmuck überliess.»
«Das ist richtig. Aber ich gehe davon aus, dass Weller keine halben Sachen macht. Der drückte ihr das Geld in die Hand und liess sie dann sofort durch seine Leute abschieben.»
«Was ist mit Dagmar und Co.?»
«Die machen mir einen vernünftigen Eindruck. Ich glaube nicht, dass die etwas mit dem Tod von Weller zu tun haben.»
Ferrari notierte sich auf einen Zettel «Toni anrufen». Nadine schaute ihn fragend an.
«Ich rufe nachher Toni an. Ich will wissen, ob Dagmar sich gestern Nachmittag bei ihm gemeldet hat. Das mit ihrem linken Bein gefällt mir nicht. Sie schleppt es richtig hinter sich her.»
«Du bist schon ein eigenartiger Vogel, Francesco. Das musste wieder einmal gesagt sein. Kümmerst dich um deine Mitmenschen, egal wer sie sind und wie lange du sie schon kennst. Du hast ein grosses Herz, echt.»
«Das Kompliment gebe ich zurück. Ich sage nur Helen!»
«Dann hätten wir noch deinen Freund Edgar. Was verschweigt er uns?»
«Ich glaube nichts, Frau Kollegin. Aber du bist anderer Meinung. Nur zu, verfolge deine Spur. Doch ausser weiblicher Intuition hast du zurzeit nichts anzubieten oder kannst du mir einen plausiblen Grund nennen, weshalb er Weller umgebracht haben soll?»
Nicht wirklich. Beinahe unmerklich schüttelte sie den Kopf. Immerhin waren sie sich einig, wie der nächste Schritt auszusehen hatte. Sie mussten unbedingt mit Andreas Weller sprechen. Nadine griff zum Telefonhörer, um ihr Kommen anzukünden. Andreas war zwar zu Hause, bat jedoch eindringlich, die Unterredung im Restaurant «Wasserturm» führen zu dürfen. Er wollte nicht, dass seine Mutter etwas mitbekam.
Unter lautstarkem Protest stieg Ferrari in Nadines Porsche, nachdem sie im vorgerechnet hatte, wie lange eine Tramfahrt dauern würde. Die Fahrt verlief ohne Probleme, da sich der Schnee inzwischen vollständig in Match aufgelöst hatte. Es ist eine BL-Nummer gewesen. BL 108… oder war es BL 20…?
«Woran denkst du?»
«An nichts.»
BL 228452. Jetzt hab ichs, BL 228452!
In diesem Augenblick riss Nadine einen Vollstopp. Ferrari wurde richtiggehend aus dem Sitz gehoben.
«Sorry, ich habe das Rotlicht nicht gesehen. Bist du in Ordnung?»
«Kein Problem …»
Wie war das doch gleich gewesen? BL 1204… oder war es BL 118…?
Andreas Weller sass an einem Tisch in der Ecke des fast leeren Lokals. Ferrari erkannte ihn sofort, er war das Ebenbild seiner Mutter.
«Ich bin Kommissär Ferrari und das ist meine Kollegin Nadine Kupfer.»
Andreas musterte Nadine fasziniert, sagte aber nichts.
«Sie wollten mich wegen des Mordes an meinem Vater sprechen? Ich werde Ihnen kaum helfen können, ich habe nichts gesehen.»
«Sie standen in der Nähe Ihres Vaters, oder?»
«Bitte duzen Sie mich. Das ist einfacher. Zu Ihrer Frage, Frau Kupfer: Mam war an seiner Seite, Cornelia stand einige Meter weiter hinten und ich habe mir das Schauspiel vom Haus aus angesehen. Einfach ekelhaft.»
«Was war ekelhaft?»
«Die Fans und die Parteifreunde von Papa, alles Kriecher und Schleimer. Er hat es nur nicht gemerkt. Die einzige Ausnahme ist Patrick.»
«Herr Stolz?»
«Der war sein wirklicher Freund. Mit ihm kann man über alles diskutieren.»
«Das kam mir aber nicht so vor.»
«Sie kennen ihn halt nicht, Frau Kupfer. Er ist ein toller Typ, immer geradeaus, auch zu Papa. Das bewundere ich an ihm. Wenn alle den Kopf einzogen, genau wussten, was für einen Mist Papa rauslässt, widersprach ihm Patrick als Einziger.»
«Und das akzeptierte dein Vater?»
«Komischerweise schon. Obwohl er sonst keinerlei Kritik ertrug, vor allem nicht von Mam, Conny und mir. Aber Patrick konnte alles sagen, er hatte totale Narrenfreiheit.»
«Und Lutz Wagner?»
«Der? Auch so ein Schleimer, ohne eigene Meinung, ein Stiefellecker. Papa machte ihn immer wieder total fertig, und zwar vor allen anderen. Je mehr er auf ihm rumhackte, desto mehr ist er ihm in den Arsch gekrochen. Patrick sagte einmal, dass man Lutz bei meinem Papa mit einem Kaiserschnitt entfernen müsse. Damit traf er den Nagel voll auf den Kopf.»
«Du hast also alles aus der Distanz beobachtet.»
«Zuerst schon. Da war ja das Tor noch zu. Dann gab Edgar den Befehl, das Tor zu öffnen.
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