Helvetias Traum vom Glück (German Edition)
Zutrauen würde ich es Ruedi. Vielleicht war es auch irgendein Spinner.»
«Oder ein politischer Gegner oder jemand aus der eigenen Partei.»
«Denkbar. Patrick glaubt allerdings nicht, dass es jemand aus der Partei war. Ohne Papa sei sie nicht viel Wert. Die hätten ihn gebraucht.»
«Auch Herr Stolz?»
«Ja, auch Patrick. Er ist zwar genial, doch ohne das Geld von Papa kann die Partei einpacken.»
«Es gibt doch sicher reiche Mitglieder, die das alles locker finanzieren könnten.»
«Das glaube ich nicht. Den meisten war Papa zu weit rechts. In der Partei gibts keine Krösusse. Deshalb war Patrick gestern bei Mam, die ihm unmissverständlich erklärt hat, dass sie keinen einzigen Franken für die EFP aufwirft. Mam mag ihn nicht.»
Wie tragisch! Die EFP steht nach ihrem grössten Triumph kurz vor dem Aus. Nadine konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
«Brauchen Sie mich noch? Ich muss zur Uni, meine Vorlesung beginnt bald.»
«Nein, im Moment nicht, Andreas. Vielen Dank für deine Hilfe.»
Ganz so harmlos, wie sich Ruedi Fink gab, war er anscheinend nicht. Falls man Andreas Worten glauben konnte und Ferrari zweifelte nicht daran. Was Irina betraf, so schien sie die Gunst der Stunde genutzt zu haben. Sie war, vermutlich mit einer stattlichen Abfindung, in ihre Heimat zurückgekehrt und entledigte sich so gleichzeitig ihres Zuhälters und Ehemanns Fritz Löffler. Eigentlich mehr als verständlich bei ihren Perspektiven. Das brachte sie wohl nicht weiter.
«Dass Patrick Stolz diesen Fritz Löffler auseinandergenommen hat, macht ihn mir schon fast wieder sympathisch.»
«Auseinandernehmen liess, Nadine. Ein Patrick Stolz macht sich die Hände nicht schmutzig.»
«Von Lutz Wagner?»
«Ja oder vielmehr von den Mitarbeitern. Darf ich daran erinnern, wie sie kampfbereit da standen. Du bist übrigens in den letzten Tagen auch ziemlich kampfeslustig. Stress mit deinem Noldi?»
«Er ist nicht mein Noldi und ich habe keinen Stress mit ihm. Es ist diese Scheissweihnachtszeit. Da fällt mir jedes Jahr die Decke auf den Kopf.»
«Was machst du an Heiligabend?»
«Weiss noch nicht.»
«Kommst du zu uns?»
«Nein danke, das fehlt mir gerade noch. Heile Familienwelt, Geschenke, Weihnachtsbaum und Weihnachtslieder. Das wäre mir echt zu viel. Ich besuche vielleicht meinen Vater oder koche für Noldi und mich. Zwei einsame Herzen bei Kerzenlicht und einer Pizza aus dem heissen Ofen. Klingt doch romantisch.»
Oh, oh! Schlechtes Timing für eine Weihnachtseinladung. Eines meiner Talente. Ich finde treffsicher jedes Fettnäpfchen, dachte der Kommissär und bemühte sich schleunigst, das Thema zu wechseln.
«Ich werde Olivia Vischer noch einen Besuch abstatten, wenn ich schon hier bin. Und du?»
«Ich fahre ins Büro zurück und gehe nochmals die Akten durch. Inmitten einer Menschenmenge wird Weller erstochen. Keiner hat etwas gesehen, keiner hat ein Motiv. Zumindest kein offensichtliches. Dabei haben wir eine Liste von Namen: Ruedi Fink, Bodo Stein, den bisher keiner zu Gesicht bekommen hat, Dagmar Lesser, Edgar Huber, Patrick Stolz, Lutz Wagner und die beiden Löffler. Stolz und Wagner kommen noch am ehesten in Frage. Stolz wird neuer EFP-Präsident und Wagner erbt den Chefsessel in der Transportfirma. Hm. Vielleicht finden wir einen Hinweis, wenn wir tiefer graben. Irgendetwas übersehen wir. Bloss was? Sollen wir Irina über Interpol suchen lassen?»
«Gute Idee. Ich glaube zwar nicht, dass sie in den Fall verstrickt ist. Aber vielleicht bringt sie uns auf eine Spur, sofern wir sie finden.»
«Ich lass sie ausschreiben. Wenn ich mit den Dossiers durch bin, gehe ich nochmals zu unseren alternativen Freunden. Kommst du mit?»
«Tut mir leid, ich kann heute Nachmittag nicht. Ich habe Monika versprochen, ihr beim Schmücken des Hauses zu helfen.»
«Das klingt nicht gerade begeistert.»
«Ich kann das nicht. Die Dekorationen stehen zum Schluss immer schief im Wind.»
«O du Fröhliche!»
«Ja, ja, schon gut. Ich liebe die Weihnachtszeit trotzdem und ich werde dich schon noch bekehren. Frag bitte Dagmar, ob sie beim Arzt gewesen ist. Dann sehen wir uns morgen.»
«Mach ich. Ciao, Francesco.»
Sie raste davon. Es ist schlagartig warm geworden. Ein Föhnsturm! Und nur noch rund eine Woche bis Weihnachten. Die Maler hatten die Sprayereien beseitigt, auch beim Einfamilienhaus gegenüber schien wieder alles in Ordnung zu sein. Olivias Butler öffnete das Tor.
«Ich habe Sie kommen sehen, Herr
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