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Helvetias Traum vom Glück (German Edition)

Helvetias Traum vom Glück (German Edition)

Titel: Helvetias Traum vom Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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ein Vorurteil, das Lüge gestraft wurde. Die Behausung eines Zuhälters steht vor Rauch, ist schmuddelig, voll herumliegender Alkflaschen und stinkt zum Himmel. Auch der schöne Sigi, wie war er bloss zu diesem Spitznamen gekommen?, entsprach nicht seinen Vorstellungen eines Zuhälters. Vielmehr sah er wie ein vor der Pension stehender Handwerker aus. Sympathisch und grundsolid. Vorsicht Ferrari, irgendetwas stimmt mit dem Kerl nicht. Das läuft alles viel zu glatt. Löffler führte sie in die Küche.
    «Setzen Sie sich doch. Etwas zu trinken?»
    «Danke, nein!», Nadine kam sofort zur Sache. «Wir suchen die Frau Ihres Bruders, Irina Löffler.»
    «Fritz sucht sie auch.»
    «Ihr Bruder weiss auch nicht, wo sie sich aufhält?»
    «Die undankbare Kuh ist von einem Tag auf den anderen spurlos verschwunden.»
    «Können Sie uns die Adresse Ihres Bruders geben?»
    «Nichts Einfacheres als das. Er wohnt einen Stock höher. Aber sie werden ihn nicht antreffen. Er ist geschäftlich in Bukarest.»
    «Um Irina zu suchen?»
    «Unter anderem.»
    «Oder um eine neue Frau in die Schweiz zu locken, die er auf den Strich schicken kann? Schliesslich muss man für Nachschub sorgen.»
    «Was für böse Gedanken. Wir schicken doch niemanden auf den Strich. Irina und Helen machen das freiwillig. Es hat alles seine Ordnung. Wir versteuern ganz normal die Einkünfte der beiden.»
    «Und spielen nebenbei den grossen Max.»
    «Wie darf ich das verstehen?»
    «Ganz wörtlich. Während die beiden Frauen freiwillig anschaffen, liegen Sie auf der faulen Haut. Wie wärs mit Arbeiten?»
    «Wir leben in harten Zeiten, Frau Kommissärin. Fritz und ich finden keine Stelle mehr auf dem Bau. Die Konkurrenz ist gross. Die Jungen und die Ausländer, die zu Dumpingpreisen arbeiten, schnappen uns die Jobs weg. Echt hart. Ich bin beim Arbeitsamt gemeldet, muss leider stempeln. Und glauben Sie nur nicht, dass mir das gefällt. Die geben einem richtig zu spüren, dass man ein unnützer Almosenbezüger ist.»
    «Mir kommen gleich die Tränen! Dann reicht das wohl nicht, was Ihre Frau anschafft?»
    «Tja, auch da sind die Zeiten nicht mehr so, wie sie einmal waren. Irina hat in der Webergasse angeschafft und die Freier dann in einer Absteige bedient. Das brachte nicht wirklich viel. Ich habe Helen ein schönes Appartement eingerichtet, was echt Kohle kostet und die muss zuerst einmal reinkommen.»
    «Und wenn nicht, dann helfen Sie schon mal nach.»
    «Ich verstehe nicht ganz?»
    «Wenn Helen nicht spurt, bezieht sie eine Tracht Prügel. Und das nicht zu knapp», Nadines Stimme fibrierte.
    «Hat sie das gesagt?»
    «Nein! Das ist aktenkundig.»
    «Dann haben Sie sicher auch gelesen, dass ich Helen nie angerührt habe. Sie wurde ab und zu von einem Freier verprügelt. Berufsrisiko.»
    Auch eine Sichtweise. Ferrari fragte sich, wie lange Nadines Nerven noch mitspielten. Die Situation drohte langsam, aber sicher zu kippen.
    «Ihr Bruder ist also in Bukarest, um Irina zu suchen und Frischfleisch zu importieren.»
    «Das gefällt mir! Frischfleisch importieren. Aber Sie irren sich. Mein Bruder hält sich geschäftlich in Bukarest auf. Wir haben eine Firma gegründet, die rumänische Handwerker vermittelt. Sie müssen wissen, die sind bei uns sehr gefragt. Fritz akquiriert. Es ist immer gut, wenn man noch über ein zweites Standbein verfügt.»
    Er zwinkerte Nadine verschwörerisch zu.
    «Sie …»
    Ferrari drückte seine Assistentin auf den Stuhl zurück.
    «Schon eigenartig, Herr Löffler. Einerseits jammern Sie, dass Ihnen die Ausländer den Job wegnehmen. Andererseits vermitteln Sie Handwerker aus Bukarest in die Schweiz. Und was wohl das Arbeitsamt zu Ihrem Nebenverdienst meint?»
    «Vogel friss oder stirb, Herr Kommissär. Man muss sich zu helfen wissen. Es ist doch besser, am oberen Ende der Pyramide zu stehen. Wir sind nicht mehr die Jüngsten und das Verschwinden von Irina hat uns zu denken gegeben. Haut einfach ab, diese undankbare Nutte. Wir haben sie aus dem Dreck geholt. Zuerst dachten wir, dass sie mit diesem Weller abgehauen ist.»
    «Sie wussten davon?»
    «Klar. Solange er zahlte, war alles in Butter. Ein Kunde wie jeder andere auch. Als wir merkten, dass er plötzlich mehr wollte, sind wir eingeschritten. Wir verkaufen nur Sex. Die Liebe war ohnehin einseitig, Irina würde sich nie in so ein Bürschchen verlieben. Sie steht auf echte Männer, wenn Sie wissen, was ich meine. Allerdings war das Miststück schon immer berechnend. Gut möglich, dass

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