[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)
Freund
Staff Sergeant Boone, ein Marine von der Abwehr. Sie sprachen
über eine Patrouille, die um 8 Uhr 30 die LZ Baldy in
Richtung auf das Gebiet von Que Son verlassen würde, und
Boone lud ihn zum Mitkommen ein.
Zuerst lehnte Hathcock ab, aber nachdem sie fast eine
halbe Stunde lang hin und her überlegt hatten, was die Patrouille
wohl vorfinden würde, begann er seine Meinung zu
ändern. Er hatte es bereits satt, untätig im Camp herumzusitzen
und bis zu McAbees Rückkehr die Zeit totzuschlagen.
Unschlüssig warf er einen Blick auf seine Uhr und stellte fest,
daß er noch vier Stunden auf seinen Freund und dann weitere
zwei Stunden auf den Hubschrauber warten mußte.
Boone war schon halb aus der Tür, als Hathcock ihm nachrief:
»Boone, ich komme mit. Ich hole nur noch Perry, dann
treffen wir uns an Ihrer Bude.«
»Perry!« schrie Hathcock und riß die Fliegengittertür der
Kommandobude des Heckenschützenzuges auf.
Der junge Marine fuhr erschrocken hoch und riß die Augen auf:
»Was ist los? Ist was passiert?«
»Wo sind Ihre Sachen?« fragte Hathcock, hängte sich zwei
Gewehre über die Schulter und schnallte seinen Tornister
fest.
»In meiner Bude. Warum? Was...?«
»Holen Sie Ihr Zeug. Wir treffen uns in zehn Minuten hier.
Noch besser, ich warte drüben bei der CIT-Bude auf Sie. Wir
gehen auf Sonderpatrouille.«
Zehn Minuten später stand Perry neben Hathcock und
beobachtete eine Reihe von fünf Amtracs * , die mit laufenden
Motoren auf das ›Alles an Bord‹-Signal warteten, um loszufahren. »Wenn jemand einen Treffer abkriegt, sollten wir dort
sein, wo wir schnell helfen können. Wir nehmen also wohl
am besten den mittleren Traktor. Sie halten mein Gewehr,
während ich hinaufsteige. Ich ziehe die Ausrüstung nach,
* Amtrac ist eine Kurzform für Amphibientraktor. Diese Amphibienschützenpanzer werden beim Marine Corps für den Transport der Soldaten von Schiffen an Land wie auch für den Transport über Land verwendet. Diese Fahrzeuge, die ähnlich wie normale Panzer auf Gleis oder Raupenketten laufen, bieten begrenzten Schutz vor vielen Arten von Handwaffenbeschuß und Schützenminen.
dann können Sie kommen«, erklärte Carlos dem Mann aus London, Ohio, als die beiden auf den dritten Amtrac zugingen.
Eine Minute später saßen die beiden Heckenschützen zusammen mit sechs anderen Marines im Fahrzeug. Einer davon war ein First Lieutenant, der eben erst in Vietnam eingetroffen war. Dies war sein erster Einsatz.
»Staff Sergeant Hathcock«, sagte Hathcock und hielt dem
Offizier, der ihm ganz umgänglich schien, die Hand hin.
»Lieutenant Ed Hyland«, sagte der Marine und schüttelte
die Hand.
»Das ist mein Partner, Corporal John Perry«, erklärte Hathcock. »Sie sind Heckenschützen?«
»Ja, Sir. Ich bin der Platoon Sergeant der Heckenschützen,
und Perry hier ist einer unserer besten Leute am Abzug.« »Was soll diese weiße Feder an Ihrem Hut? Ich dachte, die
Heckenschützen seien Meister der Tarnung. Ist das nicht
ziemlich verräterisch?«
»Ja, Sir, aber ich trage sie trotzdem. Seit 1966 ist sie mein
Markenzeichen. Ich habe dreiundneunzig bestätigte Abschüsse,
und ich weiß nicht wie viele tausend Stunden hinter
dem Gewehr verbracht und meinen Hut nur einmal abgenommen
- damals mußte ich mich in das Lager eines NVAGenerals
schleichen, um ihn abzuknallen.«
Perry wollte die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen,
ohne ein wenig mit seinem Vorgesetzten zu prahlen und
sagte: »Auf Staff Sergeant Hathcock ist das größte Kopfgeld
in ganz Vietnam ausgesetzt. Es sind mehr als zehntausend
Dollar!«
Der Lieutenant blinzelte überrascht, und Hathcock lächelte.
»Ich weiß eigentlich gar nicht, wieviel es ist. Es sind
drei Jahreslöhne, wieviel das auch sein mag. Übrigens bin ich
schon zum zweitenmal hier. 1966 hat die NVA einen Steckbrief
von mir veröffentlicht, und letzten Monat habe ich erfahren, daß
sie mich wieder auf die Liste setzten. Den neuen
Steckbrief habe ich noch gar nicht gesehen. Vermutlich ist es
noch immer der gleiche. Aber jetzt weiß ich wenigstens, wie
sie mich nennen.«
»Und wie?« fragte Hyland.
»Long Tra'ng, und dann noch etwas hinterher, aber
hauptsächlich Long Tra'ng.«
»Weiße Feder«, übersetzte der Offizier.
»Sie sprechen vietnamesisch?«
»Ich verstehe es ein wenig. Vermutlich nennt man Sie
Long Tra'ng du K'ich.«
»Genau.«
»Heckenschütze Weiße Feder«, sagte der Offizier lächelnd. Der Amtrac machte einen Satz und begann, den Fahrweg
entlangzupoltern. Hathcock
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