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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ida Ding
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Totenstarre. Als es geschafft war, hat sie nach oben gedeutet. ‹Ist für Sprechen können in Himmel, wir machen so in Vietnam.› Danach hab ich sie zu einem Taxi begleitet und war noch bei der Obduktion dabei. Der Wucht und der Art der Einstiche nach muss der Täter groß und sehr kräftig sein. Es hat vorher einen Kampf gegeben, der Wickerl hat sich gewehrt, hat Wunden an den Händen, aber der erste Stich ist bereits tödlich gewesen. Trotzdem hat der Mörder noch vier weitere Spieße in ihn gestoßen. Übertöten nennen wir das.»
    «Toter als tot?» Ich trotze der Schwerkraft und reiße die Augen auf, damit die Lider oben bleiben.
    Sie nickt. «Der Mörder muss eine Riesenwut auf den Wickerl gehabt haben. Oder er wollte wem anders irgendetwas sagen mit seiner Tat. Die Rekonstruktion hat jedenfalls ergeben, dass der Wickerl vermutlich beim Reinigen der Spieße war und sie neben dem Eingang zum Trocknen aufgestellt hat. So hat der Täter sich einen nach dem anderen greifen und damit zustoßen können. Der Wickerl war also praktisch wehrlos.»
    «Was lernen wir daraus?» Ich gähne, bis mein Kiefer knackt. «Tatwaffen niemals neben die Haustür stellen», erkläre ich, als ich den Mund wieder zugebracht habe.
    Fast bringe ich meine Frau zum Lachen. Ihre Mundwinkel zucken ein bisschen, sie wischt sich übers Gesicht. «Du weißt, dass ich dir das eigentlich gar nicht erzählen darf?»
    «Wieso, sonst reden wir doch auch über alles.»
    «Ja, aber jetzt geht’s um Mord, noch dazu in Pöcking, wo du jeden kennst.»
    «Jeden auch nicht, das wäre übertrieben. Neulich ist mir eine Frau begegnet, die hab ich noch nie in meinem Leben gesehen, sie hat behauptet, schon seit einer Woche hier zu wohnen.» Ich geb’s zu, ich fühle mich geschmeichelt, dass sie mich für einen Allwisser hält, gleich bin ich gar nicht mehr so müde. «Erzähl weiter. Dass ich die meisten von hier kenne, kann doch nur gut für deine Ermittlungen sein.»
    «Eben nicht. Wenn mein Dienststellenleiter erfährt, dass du für das Opfer gearbeitet hast, dann zieht er mich von dem Fall ab, wegen Befangenheit.»
    «Ich hab dem Wickerl doch nur geholfen, die alte Theke rauszureißen und eine neue einzupassen. Die alte war so morsch, dass die Leute schon gedacht haben, der Wickerl serviert geröstete Zwiebeln zu den Hendln dazu, wenn er auf den Senfspender gedrückt hat und mit dem Teller zu weit über die bröselige Kante gerutscht ist.» Da fällt mir ein, dass der Wickerl meine Arbeit noch gar nicht bezahlt hat. Zu spät, aber wie bringe ich das meiner Frau bei, wo wir gerade etwas knapp dran sind mit dem Geld? Also verschweige ich’s und sage lieber: «Und der Mörder, also der stolpert doch früher oder später sowieso über sein Gewissen.»
    «Da kann ich aber nicht drauf warten. Ich bin die Ermittlerin und muss mich in meinem ersten Fall beweisen, auch wenn keiner an mich glaubt.» Sie krabbelt mir mit den Händen unter den Pulli. Mir wird heiß.
    «Einer.»
    «Was?»
    «Ich bin einer, und ich glaub an dich.» Ich küsse sie. Ihr Mund schmeckt salzig.
    «Mersse.»
    Ich küsse sie noch mal, inniger, in ihr drinniger.
    Sie löst sich aus meinem Mund. «Der Wolfi hat Fingerabdrücke gesichert, aber die sind nicht registriert.»
    «Von mir?»
    «Von dir bestimmt auch, praktisch Fettflecken vom ganzen Landkreis Starnberg. Das wird eine langwierige Geschichte. Der Wolfi ist an der Sache dran, er unterstützt mich.»
    Der Wolfi, der Wolfi, ja, ich weiß, wie der heißt. Alle Lust vergeht mir, wenn ich schon dem seinen Namen höre. Aber die Sophie schaut mich an und sagt:
    «Die Emma schläft tief und fest, und der Fidl kann uns auch nicht stören, eigentlich haben wir sturmfreie Bude. Lass uns ins Bett gehen und was ausprobieren, ja?»

Ausprobieren ist unser Geheimwort, seit wir uns in den Flitterwochen eine Großpackung Kondome in verschiedenen Gefühlsrichtungen gekauft haben. Inzwischen sind die vermutlich schon längst abgelaufen, immerhin sind wir jetzt seit fünfzehn Jahren verheiratet, und die Emma kam zwischendurch, aber ist auch schade, die wegzuschmeißen, also brauchen wir sie noch auf. Danach kann ich trotzdem nicht einschlafen. Sonst schnarche ich sofort weg, aber heute bin ich hellwach und denke an den Wickerl. Nicht weil’s mich graust bei der Vorstellung, aufgeschnitten oder aufgespießt zu werden. Wenn du richtig triffst, ist es bestimmt genauso schnell vorbei wie bei jeder anderen Todesart. Mir macht es zu schaffen, dass meine Frau

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