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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ida Ding
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in Kürzeln darin fest. Ich weiß nicht, wie viele Schreibtische ich in meinem Leben schon gebaut habe, maßeingepasst für Kind und Kegel, aber für mich selbst einen zu schreinern, dazu bin ich bisher noch nicht gekommen. Auf dem Stapel des zusammengeschnittenen Altpapiers, dessen unbeschriebene Rückseiten wir für Notizen benutzen, liegt ein beschriebener Zettel in Emils Handschrift. Der Emil und die Zettel, wenn das so weitergeht, machen wir noch ein Buch aus der ganzen Geschichte.

    Der Bub bringt mich zum Staunen. Dabei hab ich geglaubt, er will Webdesigner werden und kein Bauer. Sogar den Zaun hat er umgestellt, ich kann mich gar nicht erinnern, dass er mal aufgepasst hat, wie das geht. Dann dringt ein Schluchzen aus dem Wohnzimmer. Ein Häufchen Elend kauert im Sofaeck. Von Sophie Halbritter, geborene Richelieu, schaut nur die verrotzte Nasenspitze aus dem Deckenberg. Eigentlich dachte ich, sie ist wütend auf mich. Ich erschrecke, ist etwa was mit Fidl passiert? Der Emil hat ihr doch hoffentlich alles rechtzeitig gesagt?
    Emma kriecht aus dem Knäuel heraus und legt ihre Mutter frei. Sie hat ihr alle Plastikringe aus dem Zauberkasten aufs Handgelenk geschoben. Sie wirkt nicht beunruhigt, also muss der Fidl in Ordnung sein.
    «Ich denk mir schon mal Namen aus», ruft sie und springt auf.
    «Für wen?»
    «Na, die Drillinge von der Zwiebi! Das letzte flutscht gerade raus.»
    «Ich gehe mit», sage ich, doch eine kleine Hand umkrallt meinen Arm und hält mich zurück. Mit Augenbrauen und Stirnrunzeln signalisiere ich meiner Tochter, mir zu verraten, wie die Sache hier ausgehen wird.
    Emma macht nur meine Grimassen nach, zuckt mit den Schultern und geht.
    Vielleicht wird es doch Zeit für ein Handy, damit ich meiner Frau sofort vortragen kann, was so passiert, sie nicht nachtragend zu sein braucht und sich nicht so viel Ärger aufstaut. Ich weiß, ein krankes Kind, noch dazu ansteckend, gehört hinter vier Wände
ohne
Räder und nicht zusammen mit einem Seniorenclub in der Gegend herumgegondelt. Ich bin mir meiner Fehler bewusst, mir fällt zwar gerade nur der eine ein, aber geschimpft kriege ich so oder so, also bleibe ich am besten gleich da und bringe ich es hinter mich.
    «Wie war dein erster Tag?», frage ich mit meinem allerbesten Kümmerton in der Stimme. «Brauchst du eine Wärmflasche? Oder einen Tee?»
    Sophie zeigt anklagend mit dem Finger auf mich, aber heult dann nur laut auf. Der ganze Weltschmerz fließt aus meiner kleinen Frau und weicht ein Steppkaro der Wolldecke nach dem anderen auf. Ich lege den Arm um sie, ziehe sie ganz sanft zu mir und zähle die Karos wie ein Schachbrett ab.
    Als sie e 5 unter Wasser gesetzt hat, fängt sie an zu reden. «Oemiwäallebessa.»
    Französisch war das nicht, glaube ich jedenfalls. Ich höre noch mal genauer hin.
    «Nimanimadu.»
    Aha. «Sophie, Liebes, was hast du gesagt?» Sie scheint ihre letzte Kraft zusammenzunehmen, schluchzt von innen heraus auf, erhebt sich aus der Decke und sackt gleich wieder in sich zusammen. Ich harre geduldig aus. Irgendwann fängt sie einfach von selbst an, ich brauche gar nichts zu sagen, muss nur abwarten. Aber dass sie so weint, weil sie so wütend auf mich ist, ist merkwürdig. Lieber wäre es mir, sie würde mich gleich anschreien, dann kann ich es hinter mich bringen.
    «Ohne mich …» – ein Schluchzen unterbricht den Satz – «… wäre alles besser. Niemand braucht mich, nicht mal du.»
    «Doch», widerspreche ich.
    «Nein.»
    «Doch.»
    «Nein.» Ihr Zittern verwandelt sich in Zorn. «Niemand braucht mich und du schon gar nicht, weil du nicht mal fähig bist, mich über die wichtigsten Dinge in unserer Familie zu informieren. Und dann …» Sie holt noch mal Luft. Jetzt kommt’s, Rauswurf, ein Bett in der Raufe bei Wasser und Heu.
    «Bei den Drogen haben sie endlich einen Durchbruch. Jetzt! Genau einen Tag, nachdem ich weg bin. Schubert hat mich angerufen, ganz aufgeregt, eigentlich dürfte er das gar nicht, weil ich ja von der Fahndung abgezogen bin und lieber Mordopfer herumwälzen würde.» Sie reißt die Arme hoch und fuchtelt vor meiner Nase herum, wieder ganz in ihrem Element. «Stell dir vor, sie haben endlich einen Kontaktmann, der sie zu dem Crystal-Speed-Dealerring führen will. Wofür ich jahrelang gearbeitet habe! Und jetzt, kaum bin ich weg, gibt es eine heiße Spur.»
    Das ist es also. Fast bin ich erleichtert, dass sie gar nicht nur auf mich sauer ist. Ich zieh sie zu mir auf den Schoß, mein

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