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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ida Ding
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kleines, nach Rosenwasser duftendes Kommissarinnenbündel. «Ohne deine großartige Vorarbeit wären die nie so weit gekommen. Das wissen die auch, sie können es nur nicht sagen», versuche ich sie zu trösten. Sie weint durch meinen Strickpulli, durch die Shirts, bis auf meine Haut, ich bade in ihren Tränen.
    Als ich schon glaube, davongekommen zu sein, hakt sie doch noch mal ein. «Und warum bist du nicht einmal fähig, mir über unsere Familie Bescheid zu geben? Mein Vater liegt im Krankenhaus! Was, wenn er gestorben wäre?»
    Fidl, mein Fehler Nummer zwei. Ich öffne den Mund.
    «Ach, sag besser nichts.»
    Ich schließe ihn wieder. Glück gehabt, mir wäre sowieso nichts eingefallen.
    «Emil hat mich angerufen und mir alles erzählt. Er hat fei die Küche und alles gemacht.» Sie schnieft in meinen Ärmel. «Ich bin dann gleich ins Krankenhaus gefahren. Papa geht’s den Umständen entsprechend gut. Er ist stabil, sie entscheiden noch, ob er operiert werden soll. Der Arzt hat was von Herzrhythmusstörungen gesagt. Ach, und Emil …»
    Nummer drei, der Emil und sein Schulverweis. Aber kann einer, der so hilfsbereit ist, ein Steinewerfer sein? Ich erzähle meiner Frau, wie selbstlos Emil dem Bene zur Hand geht und wie froh ich bin, dass er auch hier daheim an alles gedacht hat. Trotzdem werde ich mich um das mit der Schule kümmern, vielleicht, ganz bestimmt, wenn ich’s nicht wieder vergesse. Ich schau auf die Uhr. Jetzt muss ich erst mal nach der Zwiebi schauen, und die Emma gehört ins Bett. Wie ich meine windpockige Tochter aus dem Schafstall hole, freu ich mich narrisch über die Drillinge: ein braunes Lamm, ein weißes und ein schwarz-weiß geflecktes. Schoko, Vanilla und Muh.
     
    Nachdem wir in halbwegs wiederhergestelltem Familienfrieden Brotzeit gemacht haben und Emma schläft, fahre ich dem Herrn Klemm seinen Liter Ziege vor die Haustür. Und wie ich zurückradle, fängt mich die Frau Breitenwieser mit ihrem Porsche ab, um ihren halben Liter Milch abzuholen. Sie verträgt nur die von der Ziege, sagt sie, bei Kuhmilch kriegt sie so Wölbungen. Wo genau, hab ich nicht gefragt. Danach sitzen Sophie und ich wieder auf dem Kanapee, um weiterzureden. Mit einem Mal holt mich die Müdigkeit wieder ein, dass ich kaum den Mund aufkriege. Also sage ich meiner Frau, sie soll erzählen, und ich strenge mich an, wach zu bleiben. Das haben sie noch nicht erfunden, so Augenspanner, damit die Lider oben bleiben. Ich will doch wirklich alles wissen, was meine Liebste erlebt hat und was in ihr vorgeht, doch der lange Tag, das viele Hin und Her und die Großstadt bin ich auch nicht gewohnt. Versuchsweise probiere ich es mit einem Auge, der Pflaum kann das schließlich auch.
    «Die zwei Bestattungsunternehmen, der Denz und der Bierbach, haben sich regelrecht um den Leichnam gestritten, also wer ihn in die Rechtsmedizin überführen darf», beginnt die Sophie. «Am liebsten hätten sie den Toten gleich vor Ort zweigeteilt. Aber der Jäger Wolfi hat das Hickhack beendet, und der Bierbach hat die Fahrt übernommen, weil der so einen aufgebockten Leichenwagen hat, wo man das Dach sogar aufmachen kann, nur da hat der Wickerl im offenen Sarg reingepasst mit seinen Spießen. Mei, und dann hab ich vielleicht eine Fahrerei gehabt, kreuz und quer im ganzen Oberland. Erst hab ich dem Wickerl seine Frau in Murnau abgeholt und sie zur Rechtsmedizin begleitet. Eigentlich muten wir das den Angehörigen nicht zu, noch dazu in dem Zustand, mit den Spießen und so. Aber sie hat darauf bestanden, wollte ihren Mann unbedingt vor der Obduktion noch mal sehen. Nicht erst beim Bestatter, wenn er pietätvoll hergerichtet ist. War gar nicht leicht, bis ich kapiert habe, was sie von mir will. Anfangs hab ich nicht gewusst, ob sie überhaupt versteht, was ich sage.»
    «War sie so geschockt?»
    «Ich weiß nicht, sie wirkte eigentlich sehr gefasst. Fast so, als hätte sie es früher oder später kommen sehen, dass er so endet. Hast du dem Aigner Ludwig seine Frau mal kennengelernt?»
    Ich schüttle den Kopf. Ich wusste nicht mal, dass er überhaupt verheiratet war.
    «Bian Aigner, Vietnamesin, sie spricht mit starkem Akzent. Als wir beide in der Rechtsmedizin ankamen, hatten Carina Kyreleis und ihr Team freundlicherweise die Spieße schon entfernt und den Wickerl so zugedeckt, dass nur sein Kopf zu sehen war. Bian Aigner hat ihm sofort ein Zweieurostück zwischen die Zähne geklemmt, weil sein Mund sonst schwer aufzukriegen ist, wegen der

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