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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ida Ding
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meine Sophie gern wegschnappen täte. Doch sie kennt den Schubert schon so lange und hat mir versichert, dass er keine Gefahr sei. Also für die Drogendealer schon, nur nicht für mich. Aber bei der Fahndung ist er angeblich ein richtiger Kampfhund. Ich hab ihn bei einer Weihnachtsfeier kennengelernt. Mehr breit als groß, feiste Wabbelbacken hängen an seinem Quadratschädel, Augenringe wie bei einer aufgeschnittenen Zwiebel, dass du gedacht hast, der ist Stammgast im Hofbräuhaus. Fehlanzeige, ich weiß zwar nicht, ob die in Hamburg droben, wo er herkommt, auch solche Sehenswürdigkeiten haben, aber der Schubert trinkt nichts, wie fei viele Drogenfahnder dem Alkohol entsagen, Vorbild durch und durch. Ich hab sogar geredet mit ihm, in feinstem Schriftdeutsch. Fast die Zunge ist mir abgebrochen, so hab ich mich angestrengt. Gegrinst und genickt hat er die ganze Zeit. Mir hat das gefallen, dass er meine Witze kapiert und so einen Humor hat, in seinem Alter und seinem Beruf. Hinterher hat mir die Sophie gesagt, dass er kein Wort verstanden und nur über den Klang meiner Stimme so gelächelt hat, quasi Originalton Süd. Ich frage mich, wie er dann einen lallenden Drogenjunkie verstehen will. Ich seufze, über den Schubert und seine Gefühle zu meiner Frau kann ich mir jetzt nicht auch noch Gedanken machen, ich hab genug mit dem Jäger Wolfi seinem Gezirpe zu tun. Nur gut, dass die Sophie auf keinen dieser Brunfthirsche abfährt. Nach ein, zwei, drei Küssen (aller guten Dinge sind drei!) gehe ich Richtung «querfeldein» über unseren Acker zu unserem Hof und könnte bei der Gelegenheit gleich nach den Kartoffeln schauen. Seit April, wo wir sie gelegt haben, treiben sie ordentlich aus. Es wird Zeit, mit dem Striegel durch die Reihen zu fahren, damit das Unkraut nicht kommt. Wieder eins mehr, das gemacht gehört. So ein Zettelspieß wäre recht, wo ich die ganzen Merkzettel aufpicken und dann abarbeiten könnte. Doch an einen Spieß will ich jetzt nicht denken. Oder besser ein Buch, wo wir die ganzen Zettel hineinkleben, auch die vom Emil. «Äh.» Mir fällt was Wichtiges ein, ich dreh noch mal um und stapfe zurück. «Mit was für einem Wisch hast du mich eigentlich freigekriegt?»
    «Sekunde», sagt die Sophie ins Handy, als wäre es dem Schubert sein Ohrwaschel.
    «Mit seinem Jagdschein.»
    «Was hat das damit zu tun?»
    «Den hat der Jäger Wolfi gefälscht.»
    Oha, eins zu null für meine Liebste.

Meine Herde fläzt wiederkäuend in der Mittagssonne, wie ich auf der Weide vorbeikomme. Die Lämmer hängen, erschöpft von ihren Bocksprüngen, auf den Müttern herum. Die Ziegen streiten sich um einen Schattenplatz beim Unterstand. Ich zähle schnell durch, ob keiner fehlt. Drei mehr, das passt, Emil hat die Drillinge auch schon mit auf die Weide geführt. Bei mir kriegen die Mütter eigentlich noch ein paar Tage Schonzeit, quasi Wochenbett. Kaum haben die Schafe die Geburt von ein, zwei, drei Lämmern hinter sich gebracht, ist es ihnen aber unendlich fad ohne Schaffreundin. Überdies wollen sie den anderen schnellstmöglich ihren Nachwuchs präsentieren. Emil hat der Zwiebi also einen Gefallen getan, so zufrieden wie sie mit den Kiefern malmt und mich aus schläfrigen Augen ansieht. Nachdem ich den Wasserkübel aufgefüllt und den Elektrozaun kontrolliert habe, renne ich noch schnell ins Haus, aufs Klo. Beim Wolfi durfte ich ja nicht. Und wie ich gerade auf der Schüssel sitze, läutet natürlich das Telefon. Scheiß drauf, soll sich doch der Anrufbeantworter einschalten. Als ich dann nachschaue, wer draufgesprochen hat, blinkt das kleine Kästchen wie sonst nie. Fast das ganze Band haben die Leute vollgeplappert.
    «Äh, ja also, ich bin’s, der Ding, ich soll von meiner Frau ausrichten, dass wir, äh, keine Milch nicht mehr brauchen, soll ich sagen, also Pause.»
    Und nach dem Piep der Nächste: «Herr Halbritter, sind’s mir nicht böse, aber bis auf weiteres muss ich leider auf die Milch verzichten.»
    Piep und noch einer: «Hiermit möchte ich den Milchkauf bei dir kündigen, mit freundlichen Grüßen, Renate und Eberhard Klemm.»
    Und zuletzt auch noch die Frau Breitenwieser. «Herr Halbritter, ich war gerade beim Arzt wegen meinen Wölbungen, und da hab ich im Wartezimmer das mit Ihnen gehört, es tut mir leid für Sie, bitte nicht falsch verstehen, aber unter diesen Umständen, bis das alles geklärt ist bei Ihnen, also bis dahin möchte ich vorerst keine Milch mehr von Ihren Tieren konsumieren.»
    Piep,

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