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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ida Ding
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ich glaub’s nicht, was ich da höre! Mit einem Schlag ist sämtliche Milchkundschaft verloren. Dieser Jäger Wolfi mit seiner Spalierfahrt! Hat die sich schneller herumgesprochen, als mein Schönheitsschlaf außer Haus beendet war? Das muss ich erst mal setzen lassen. Ich habe ja auch sonst genug zu tun. Also lege ich die Rampe und die Kette auf den Anhänger, kupple ihn an den Tiger und tuckere auf dem Landwirtschaftsweg über Pöcking Nord zurück. Neben mir rasen die Autofahrer vorbei. Die einen wollen auf der alten Olympiastraße raus, in die Natur zu den Alpen, die anderen in die Großstadt, um später wieder zum Durchatmen zurückzubrausen. Ein ewiges Hin und Her.
    Beim Schmalzhof steht die Isetta verlassen da. Erst vermute ich meine Frau irgendwo im Gebüsch, wo sie hockend ein Geschäft erledigt. Aber auch als ich rufe und sie suche, taucht sie nicht auf. Entführung, schießt es mir durchs Hirn. Die Drogenmafia hat die Sophie gekapert, um irgendwen freizupressen oder so etwas in der Art. Am Lenkrad klebt ein Zettel, schon wieder, das Halbritterbuch füllt sich, Zettel für Zettel mit Botschaften.

    Da soll noch einer sagen, Papier ist ein aussterbendes Medium. Bald haben wir eine halbe Bibel zusammen, oder sagen wir, Neues Testament für den Anfang. Ist der Schubert hergefahren, oder hat sich der Jäger Wolfi als Chauffeur angebiedert? Sophie hat das extra anonym geschrieben, damit kein Hundebegleiter, der hier vorbeileint und in die Isetta glotzt, kapiert, wer und was genau gemeint ist. So muss ich also allein zum Richter. Ich ziehe das Auterl mit der Seilwinde auf den Anhänger und lege ein paar Keile unter die Reifen, damit es mir während der Fahrt nicht herumrutscht.
    Dann fahre ich nach Pöcking zurück und biege beim Hotzel Mani seinem Richterschild rechts ein. Blinker brauche ich keinen mehr setzen, der ist noch von der Hinfahrt drin.
     
    Der Wickerl ist immer noch tot, fällt es mir beim Dahinzuckeln ein. Ich rieche es gleich, wie ich wieder ins Dorf und am Ortsschild vorbeifahre. Sonst hängt auch am Donnerstag noch ein Rest Hendlgeruch in den Häuserecken. Doch heute muffelt jede Familie nur mehr nach sich selbst.

    Eigentlich wollte der Mani ‹Reparierer› auf die Tafel schreiben, aber mit dem Schreiben hat er’s nicht so, aber Autos reparieren, das kann er. Er richtet nicht nur, was kaputt ist, sondern nimmt den Leuten auch die materiellen Sorgen ab, also urteilt über ihr Glump, sozusagen doppelter Richter. Was davon noch brauchbar ist, dem Mani seiner Meinung nach, lagert im Hinterhof. Etwas Zeit muss man halt mitbringen, um in den Resten der Hausentrümpelungen zu wühlen. Pöcking hat somit die wahre Shoppingmeile, nur muss sich das erst rumsprechen. Der Mani selbst wird’s kaum bewerben, wortkarg und nur auf Mechanikerjargon beschränkt. Dafür weiß er alles über Autos, besonders über Oldtimer, und hat mich beim Isettakauf beraten, sie dann feinjustiert, damit die Sophie auch einem BMW -Flüchtling hinterherkommt, wenn’s wäre.
    «Stell sie zu den Schweden», sagt der Mani, als ich ihm von der Panne erzähle und die Isetta vom Abhänger lasse. «Ich schau sie mir nachher gleich an.» Sehen tue ich ihn nicht, nur hören. Er werkelt gerade unter einem Cabrio. Schweden? Damit kann alles Mögliche gemeint sein. Ich schaue mich um und versuche mich in den Mani hineinzuversetzen. Ich halte nach Blockhäusern, Elchen oder Billigmöbeln Ausschau.
    «Und wo finde ich die Schweden?» Gescheiter, ich frage ihn, bevor ich mir über ganz Skandinavien den Kopf zerbreche.
    «An Tisch und Stühlen vorbei», tönt es von unterm Cabrio vor. Aha, endlich. Hinter einem wackeligen Berg Stühle entdecke ich die Hebebühne, die von Kachel-, Bade-, Kaminöfen, die Schweden also, mit oder ohne Ofenrohr umstellt ist. Dorthin schiebe ich die Isetta, steck meinen Zweitschlüssel ins Zündschloss und verabschiede mich mit einem ‹Servus›.
     
    Da mir der Jäger Wolfi nicht mal ein Frühstück spendiert hat und es schon über Mittag hinaus ist, knurrt mir der Magen. Vor lauter Milchkundschaftsabsagen hab ich mir nicht mal einen Apfel mitgenommen. Deshalb will ich mir eine Kirsch- und eine Apfeltasche und drei oder vier Butterbrezen kaufen. Ein paar Bekannte warten in der Bäckerei, die vis-à-vis vom Richter ist. Eine Verkäuferin ist nicht zu sehen.
    «Grüß Gott», sag ich. Sie zucken nicht mal mit den Mundwinkeln und wenden sich wieder der verwaisten Theke zu. In der folgenden Stille hörst du nur das

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