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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ida Ding
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zehn Brauereirosse, hinter mir den Laden. Er stellt einen Kupferkessel ab, in dem Schläuche und Trichter liegen. Mit meiner verdammten Hilfsbereitschaft hab ich mich sauber in die Nesseln gesetzt. Ich helfe diesen Drogenköchen beim Umzug und werde womöglich unter Umständen vielleicht sogar deswegen mit eingesperrt, wenn es rauskommt. Und nun ist auch noch der Fidl tot.

«Ist der Fidl gestorben?», frage ich so leise wie möglich in den mit einem Ringelbezug bestrickten Hörer. Sämtliche Blicke sind auf mich gerichtet, auch der der Bertaerna, die ihr Beratungsgespräch unterbrechen musste.
    «N-nein», schnieft Sophie am anderen Ende der Leitung. «Sie haben Vorhofflimmern beim Papa festgestellt. Einen Herzschrittmacher soll er eingesetzt kriegen, aber der Dickschädel will sich nicht operieren lassen. Kannst du herkommen und ihn überzeugen?»
    «Ich versteh doch auch nichts davon.»
    «Darum geht’s nicht. Der Arzt hat ihm alles Medizinische erklärt. Es ist ein Routineeingriff, aber der Papa stellt sich taub. Auf dich hört er.»
    Ich hab da so meine Bedenken, doch ich kann meiner Frau diese Bitte natürlich nicht abschlagen. «Bist du auch noch da, im Krankenhaus, wenn ich, sagen wir, in einer Stunde losfahre?»
    «Das ist zu spät. Der Fidl soll zwar erst heute Nachmittag operiert werden, aber ich muss längst im Präsidium sein.»
    «Dann in einer Dreiviertelstunde?»
    «Mach dich bitte so schnell wie möglich auf den Weg.»
    «Einverstanden. Ich muss mit dir reden, ich hab was entdeckt.» Lieber jetzt als später, dann ist es raus. Das Telefonkabel über die Maßen gedehnt, stell ich mich mit dem Rücken zu den Leuten, in das Reißverschlusseck. Ich lege die Hand um Mund und Hörer, sodass ich mich selbst kaum verstehe. «Die Apparaturen zur Drogenproduktion …», wispere ich. «Die du mir gestern auf den Fotos gezeigt hast, genau solche benutzen die Senioren …»
    Es tutet, die Verbindung ist unterbrochen. «Hier, du kannst loslegen.» Die Bertaerna wedelt mit dem Schlüssel und nimmt mir den Hörer ab. «Montier uns nach dem Abladen noch den Abzug hinten raus in Richtung Friedhof, da stört es keinen mehr. Nicht zur Straße, sonst beschweren sich wieder alle. Danach stell den Anhänger wieder vors Alte Rathaus, wir beladen ihn selbst noch mal, solange du im Krankenhaus bist.»
    Woher weiß sie das mit dem Fidl? Den Umzüglern hab ich zwar von seinem Befinden erzählt und dass ich auf Sophies Anruf warte, aber nicht, dass ich jetzt nachkommen soll. Das wusste ich ja selbst noch nicht. Hat sie auch hellseherische Fähigkeiten wie die Emma? Der andere Zwilling steht immer noch hinter der Theke mit einem Schnittmuster in der Hand, also ist die hier die Ernaberta.
     
    Mit der Emma auf dem großen Tigerradsitz kupple ich den leeren Anhänger im Oberdorf ab und hänge die Lämmerkiste wieder auf die Hydraulik zurück, die will ich lieber dabeihaben. Die Kiste ist für mich so was wie für die Damenwelt ein Handtascherl, hier hab ich das Wichtigste drin, ein Verbandskofferl mit Notfallmedizin, mein Schreinerwerkzeug, einen aufblasbaren Rettungsreifen, eine Decke, kurz, alles, um schnell bei irgendwas helfen zu können. Die Senioren bedanken sich überschwänglich, nachdem ihnen der Melcher was zugetuschelt hat. Ich sei ein kommoder Kerl und würde so zu ihnen halten wie sonst niemand weit und breit.
    «Ein Segen für ganz Pöcking», sagt die Gretl und signiert mir mit ihrem verkrümmten Daumen ein schnelles Kreuz auf die Stirn. Ihre Huldigungen werden sie noch bereuen, sobald die Sophie über ihre Machenschaften Bescheid weiß. Ich hab den Zweitapparat in der Textilstube gesehen, vor der Abstellkammer, mit einem gepunkteten Stoff ummantelt, den die Ernaberta zum Abhören von meinem Telefongespräch benutzt hat.
    «Das vergessen wir dir nie, Muck», heucheln sie und schenken der Emma eine Tüte Gummibärchen. Ich weiß gar nicht, ob wir von denen noch was annehmen sollen? Aber die Tüte ist zugeschweißt, und das Haltbarkeitsdatum ist kurz vor Emmas achtzehntem Geburtstag, also lasse ich sie ihr. «Jetzt sag bitte schön, wie viel wir dir schuldig sind, ja?»
    Ich druckse herum, wenn ich die Arbeitsstunden wirklich in Rechnung stelle, dann kriegen sie mich sogar noch schriftlich dran, schwarz-weiß zum Abstempeln. Nicht nur als ahnungslosen Fahrer, sondern ganz konkret, als Beihilfe zur Drogenherstellung. Ich will eigentlich nicht gleich wieder in einer Starnberger Nasszelle landen. So viele Jagdscheine

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