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Hendrikje, Voruebergehend Erschossen

Hendrikje, Voruebergehend Erschossen

Titel: Hendrikje, Voruebergehend Erschossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Purschke
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›Ich finde es unglaublich von dir, so was von uns zu verlangen!‹ Dabei hatte ich gar nichts verlangt, sondern nur mal ’ne Idee geäußert.
    ›Spielen wir den Gedanken doch einfach mal durch‹, sagte Ernst. ›Wie soll’n das gehen? Steks bauen können wir jedenfalls alle nicht.‹ Und Lisa fiel ein: ›Beihilfe zum Selbstmord ist nicht strafbar, aber da kommt es natürlich sehr auf den Richter an, was der unter Beihilfe versteht und so.
Machen muss man es schon selbst. Und das muss beweisbar sein. Ich hab keine Lust, dass ich dann hinterher dasteh’ und mich verantworten muss, keine Lust, ehrlich nicht.‹
›Also, Hendrikje‹, fuhr Ernst unbeirrt fort, ›wie stellst du dir das vor?‹ Und ich antwortete: ›Ich weiß nicht, wie ich das hinkriegen soll, ich hab’s doch schon mal versemmelt.‹ ›Aber dein Leben versemmelst du auch‹, sagte Ernst und das stimmte ja nun.
    ›So was würden wir dann schon schriftlich brauchen‹, fiel Lisa ein, ›du müsstest einen richtigen Abschiedsbrief hinterlassen, aus dem hervorgeht, dass du freiwillig aus dem Leben scheidest. Und dass du diesen Entschluss bei klarem Verstand gefasst hast.‹
    ›Ja, aber sie
ist
nicht bei klarem Verstand!‹, rief Holger, und ich ranzte ihn an, was denn das nun für eine Unverschämtheit wäre. Und Holger sagte: ›Weil niemand in einer solchen Situation bei klarem Verstand sein kann!‹
    Und da sagte Lisa: ›Im Gegenteil, gerade das Unglück ist es, was den Verstand schärft.‹
    Je länger sie redeten, umso mehr wollte ich sterben. Ernst sinnierte vor sich hin und sagte dann, er wüsste schon einen Weg, wie er mir in der Sache helfen könnte, aber der sei für ihn selbst sehr gefährlich, damit könnte er, wenn es schief ginge, sich selber sehr belasten. Ich wollte wissen, was das wäre, und er sagte, es wäre eine sehr einfache, absolut schmerzfreie Möglichkeit, mir da zu helfen, aber sehr riskant für ihn. Sophie rief: ›Ich will das gar nicht wissen!‹, aber die beiden anderen wollten und forderten Ernst mehrmals auf, zu sagen, woran er denn da dächte, aber der schüttelte nur den Kopf und sagte: ›Nee, ich würde auch euch nur belasten.‹
    ›Du kannst es mir ja alleine sagen‹, schlug ich vor, und Ernst schüttelte den Kopf: ›Dir sowieso nicht, denn sonst ist der Witz weg. Du sollst es ja gar nicht merken, wenn’s passiert, es soll dich überraschen und dann so schnell gehen, dass du’s gar nicht merkst. ’ne sehr humane Methode.‹
Ich fand, dass sich das immer besser anhörte, und wurde natürlich immer neugieriger. Ich fragte Ernst: ›Sag mal, ist das dein Ernst, du kennst so ’ne tolle Methode?‹
    Ernst nickte sehr ernst und meinte: ›Wenn ich dir auf diese Weise helfe, dann ist das Risiko dermaßen hoch für mich, dass, wenn irgendwas schief geht
danach
– denn an der Sache selber kann überhaupt nichts schief gehen –,
ich
das nicht überlebe. Also nicht in Freiheit, sondern nur im Knast.‹
    ›Na, sag ich doch die ganze Zeit‹, stöhnte Lisa. ›Ein juristisch einwandfreier Abschiedsbrief ist ganz wichtig!‹ Und Ernst nickte: ›Hmhmm.‹
    Ich sagte: ›Oh Mensch, Ernst, wenn das so ’ne sichere Sache ist …‹ Aber er schüttelte den Kopf und meinte: ›Nee, das Risiko ist mir echt zu groß. Wirklich wahr, Hendrikje, ich würd dir gerne helfen, aber so … und ohne jede Absicherung … außerdem ist Sophie vielleicht schwanger.‹
    Sophie heulte sofort los, und Ernst gab ihr wieder ein Taschentuch. Dann beruhigte sie sich und lächelte und sagte, dass sie zwar noch keinen Ultraschall bei noch keinem Arzt gemacht hätte, aber der B-Test aus der Apotheke, der wär schon mal positiv, und irgendwie würde sie es auch spüren, sie hätte es in jeder Pore.
    Jetzt verstand ich auch, warum Ernst sich so zierte, das versteht ja jeder. Ich wusste zwar immer noch nicht, was er sich unter ›Absicherung‹ vorstellte, aber ich dachte plötzlich, vielleicht fällt es ihm leichter, wenn er was Schönes dafür bekommt, wenn er mir hilft, eine Art Bezahlung, einen Gegenwert für das hohe Risiko. Und ich fragte ihn, ob er nicht, wenn dann alles gut gegangen wäre und vorbei wäre, also, dann würde ich ja meine Wohnung nicht mehr brauchen, und ob er die dann nicht haben wollte. Denn schließlich ist das ja mit Wohnungen in Hamburg …«
»Augenblick mal bitte«, unterbricht die Palmenberg. »Ernst wurde Vater?«
    »Ja, also …, eh, ja.«
    »Aber zu Ihnen hatte er gesagt, Weihnachten bei der Oma feiern

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