Hengstgeflüster (German Edition)
Schultern.
„Such dir eine Nutte aus dem Ort.“
„Es gibt nur eine, und die ist steinalt und hat keine Zähne mehr“, erklärte er so aufrichtig, dass sie grinsen musste.
„Witzbold“, schniefte sie.
„Wir könnten einfach so tun, als ob ich dich bezahlen würde.“
„Das tust du auch.“
„Na ja, dann müssten wir auch nicht nur so tun…“
Ihr war nicht danach, aber sie schmunzelte. Chris trat einen Schritt auf sie zu.
Sie wich nach hinten an die Mauer und blickte ihn aus traurigen Augen an.
„Ich warne dich, ich bin vielleicht eine Herausforderung für dich, aber glaub mir, höchstens eine einmalige….“
„Dir würde da ein tolles Erlebnis durch die Lappen gehen.“
„Das bezweifle ich“, flüsterte Bell.
Seine Augenbrauen schossen in die Höhe.
„Das hat nichts mit dir zu tun“, sagte sie schnell.
„Ich schätze du redest gerade nicht von deiner imaginären Freundin.“
Bell schüttelte den Kopf.
„Willst du darüber reden?“ Chris legte einen Finger unter ihr Kinn und hob es so weit an, dass sie zu ihm aufsehen musste. Wieder schüttelte sie den Kopf.
„Du bist eine harte Nuss.“
„Ich bin unknackbar“, flüsterte sie. Schon wieder kamen ihr die Tränen.
„Nicht für mich“, versprach er und presste seine Lippen auf ihr tränennasses Gesicht. Sie schmeckte nach Salz und endlosem Kummer. Warum bloß konnte er die Sache nicht auf sich beruhen lassen? Er steckte bis zum Ansatz in Schwierigkeiten. Eigentlich konnte er zusätzliche Komplikationen gar nicht gebrauchen. Doch sie ging ihm zu sehr unter die Haut. Er wollte, nein - musste - ihre zahlreichen Geheimnisse lüften. Er wollte die Bell kennen lernen, die sich hinter ihren sorgfältig erbauten Mauern versteckte. Jene Bell, die sich heftige Schlagabtausche lieferte, ohne sich Sorgen zu machen, was sie von sich preisgeben durfte - ohne dass sie ihre Tarnung verlor. Die junge Frau, die sich ohne zu Zögern in den Kampf stürzte, um Lori zu beschützen, ohne dabei einen Gedanken an sich selber zu verschwenden. Jene Frau, die Karlee Karsson, fleischgewordenen Albtraum aller Schwiegersöhne, Parole geboten hatte. Ja, sie war einfach fantastisch.
„Du wirst jetzt mit mir sprechen, ich befehle es dir“, sagte er mit rauer Stimme.
Er presste sie an sich, nahm sie fest in die Arme und wiegte sie tröstlich hin und her. Er selbst war erschüttert über die Macht, die sie über ihn hatte.
„Als ob du mir was befehlen könntest“, murmelte sie an seiner Brust und sie standen einfach so da. Bell genoss sie Stabilität, die er ihr bot und von der sie selbst so wenig besaß.
Noch immer hatte keiner der beiden ein Wort verloren. Er wollte diesen Moment nicht zerstören, indem er sie drängte. Aber dann brach sie von sich aus den Bann.
„Du hattest recht, Eduardo Torres ist mein Vater“, begann sie stockend zu erzählen. Er unterbrach sie nicht. Er spürte, wie sich ihr kleiner Körper in seiner Umarmung anspannte.
„Meine Mum ist bei meiner Geburt gestorben. Er hat mich nie beachtet, weißt du. Als Kind war ich ihm zu dick, zu hässlich, zu dumm und da wollte er mich einfach nicht um sich haben. Dann schenkte er mir eine weiße Stute. Damit er seine Ruhe vor mir hatte. Ich nannte sie Dessie und verbrachte meine gesamte freie Zeit mit ihr, trainierte mit ihr. Ich war gar nicht schlecht.“
Sie sah ihn an. Chris nickte ihr aufmunternd zu.
„Dabei nahm ich ab, wuchs, wurde eben ein Teenager. Plötzlich bemerkte auch Eduardo, dass ich existierte.
Er sah, dass seine missratene Tochter erwachsen wurde, ein Gefühl für Pferde besaß, dass er nie haben würde. Als ich sechzehn war, begann er mich in den geschäftlichen Prozess der Firma einzugliedern, wie er es nannte. Ich war überglücklich.“
Sie überkam ein heftiges Schütteln und Chris zog sie an seine Brust. „Als ich siebzehn Jahre alt war, kannte ich durch die gesellschaftlichen Kontakte von Eduardo die wichtigsten, reichsten Leute der kalifornischen Oberschicht. Ein paar Mal die Woche begleitete ich - auf Eduardos ausdrücklichen Wunsch hin - seine wohlhabenden Geschäftspartner auf Empfänge, Bälle, Vernissagen und karitative Veranstaltungen.“
Ja, alle diese Männer behandelten sie mit größtem Respekt und Wertschätzung. Jedenfalls bis zu jenem Abend, als sie Robb Stevens vorgestellt wurde. Sie erinnerte sich …
„Also gut, hör mal, meine Kleine“, nahm ihr Vater Eduardo sie damals zur Seite und legte seinen schweren Arm um ihre Schultern, „ich
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