Hengstgeflüster (German Edition)
Westen zog. Züngelnde Flammen erhellten die rußgeschwärzte Rauchwand und verliehen dem Spektakel den unheimlichen Glanz einer todbringenden Hölle. Noch nie hatte Bell Derartiges gesehen. Sogar aus großer Entfernung spürte sie die versengende Hitze dieser Naturgewalt. Das Knistern, Knacken und Schlürfen des alles verzehrenden Todes legte sich wie eine zudrückende Hand um ihren Hals. Die Pferde tänzelten unruhig am Stand. Die ersten Feuerzungen schlängelten sich über die Bergkuppe und verschlangen auf ihrem Weg alles Leben.
„Meine Güte, Chris…“, begann Bell und plötzlich traten ihr Tränen in die Augen. „Was ist denn mit der Ranch? Das Feuer wird alles zerstören….“
Plötzlich wurde Bell klar, wie sehr ihr die Podere la Buti ans Herz gewachsen war. Ihr erstes richtiges Zuhause würde in Flammen aufgehen. Sie konnte es kaum ertragen. Eine eisige Hand klammerte sich um ihr Herz.
Chris streichelte ihr verständnisvoll über den Rücken und klopfte Tango auf die Flanke. „Lass uns hier abhauen“, sagte er.
Langsam setzte die Dunkelheit ein und Pferde und Reiter waren schweißüberströmt, obwohl sie sich nur langsam fortbewegten. Noch immer konnten sie den Monte Persecco sehen, der von einem orange lodernden Lichterkranz umgeben war. Der Wind trug die heiße Luft des Feuers in Wellen über die Bergkuppe und Chris hatte alle paar Minuten das Gefühl, einen Saunaaufguss zu erleben. Die Tiere keuchten und auch Tango hatte vorübergehend vergessen, dass Annie eine scharfe Stute war.
Chris, der seit einer Stunde problemlos die Führung übernommen hatte, deutete Bell mit einem Wink anzuhalten und abzusitzen.
„Komm, lass uns absteigen, die Pferde sind völlig fertig, wir werden sie ein paar Schritte führen.“
„Sie brauchen Wasser“, meinte Bell. „Ich übrigens auch.“
„In etwa einer Stunde erreichen wir Miracelli, das ist ein kleines, einfaches Dörfchen. Ich war dort einige Male, um bei einem Landwirt Wein und Ziegenkäse zu kaufen. Es gibt dort einen Brunnen und etwas außerhalb einen See. Er ist zwar nicht zum Baden aber wir können die Pferde kühlen.“
Bell nickte. Sie war weder zum Scherzen, noch zum Streiten aufgelegt. Sie wollte sich einfach in ein weiches Bett legen, das in einem klimatisierten Raum stand. Sie wollte die Pferde gut versorgt wissen und Lori, Natalia, Nona und Chrispin nebenan haben.
Chris bemerkte ihre Müdigkeit. Sie musste noch durchhalten…
„Was hältst du davon, in der Toskana zu heiraten? Oder wären dir die Seychellen lieber?“
Bell war mit einem Schlag hellwach. Ach ja, er wollte sie heiraten.
„Keine Ahnung“, sagte sie mit schwacher Stimme, „das hab´ ich in dieser ganzen Aufregung total vergessen.“
„Na hör mal“, er tat beleidigt, „ich muss deine Erinnerung wohl wieder ein bisschen auffrischen.“ Er blieb stehen schnappte sie an der Taille und zog sie in seine Arme. Dann küsste er sie, dass ihr die Sinne schwanden.
Ach, wie hatte er sich danach gesehnt. Die letzten Tage ohne Bell waren die reinste Tortur gewesen. Erregt erforschte er ihre Süße und…
Tango stieß einen markerschütternden Brunftschrei aus und riss an den Zügeln in ihrer Hand. Bell und Chris fuhren auseinander und Chris hatte alle Mühe, mit Annie in Deckung zu gehen. Tango schlackerte mit seinem ausgefahrenen Penis auf und ab und plusterte sich auf wie ein stolzer Pfau.
„Herrgott im Himmel“, stieß Chris zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und die bebende Annie drückte ihr Köpfchen an seine Brust.
„Das ist ganz allein deine Schuld“, brüllte Bell ihn an und versuchte, Tangos Balzschreie zu übertönen. „Du hast ihn ganz scharf gemacht mit der Schmuserei. Er versteht es halt nicht, dass du darfst, und er nicht.“ Erklärend deutete sie auf Annie.
„Ich konnte es doch nicht so auf mir sitzen lassen, dass du vergessen hattest, mich zu heiraten“, sagte er beleidigt, „ich habe schließlich auch meinen Stolz.“
Mit der zitternden Stute im Schlepptau marschierte er los.
Männer! Bell seufzte. Sie passierten am Rande das Dorf Oridolpho, dessen Bewohner vom Weinbau lebten. Es war bereits Nacht, doch der Mond schien ihnen den Weg. Chris ging in größerem Abstand voran und verhielt sich wortkarg. Die Stute ging am lose durchhängenden Zügel, als sie plötzlich strauchelte. Chris fluchte.
„Chris…“ Bell verfiel in einen schnellen Laufschritt. Tango trabte hinter ihr her. „Was ist los?“
Sie sah, dass Annie ihr rechtes
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