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Henker-Beichte

Henker-Beichte

Titel: Henker-Beichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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rechts und links gegen die Wangen gepreßt. Er schien eine fötale Haltung einnehmen zu wollen, wie im Mutterleib.
    »Ruhig«, murmelte ich, »bleiben Sie bitte ganz ruhig. Nur so können Sie uns einen Gefallen tun.« Er schwieg.
    Ich war nicht aufgestanden, noch nicht, denn ich wollte etwas anderes tun. Ich griff unter mein Hemd und streifte wenig später die Kette über meinen Kopf.
    Jetzt lag das Kreuz frei, und sehr langsam stemmte ich mich von meinem Sitz hoch. Es war mir egal, was die anderen Passagiere dachten, aber ich mußte es einfach versuchen.
    Das Kreuz in der rechten Hand hielt ich hoch.
    Es sollte nur nahe an diesen Schatten herangeführt werden und mir einen bestimmten Beweis liefern. Den bekam ich zu sehen.
    Plötzlich fing der Schatten an zu zucken. Zuerst nur leicht. Als ich den Arm noch höher schob, wurde aus dem Zucken ein Tanzen. Ich brauchte nicht erst auf den Sitz klettern, um den Schatten zu vertreiben, denn urplötzlich war er weg.
    Er schien durch das Dach der Maschine in den Himmel gestiegen zu sein. Nur wenige Passagiere hatten meine Aktion mitbekommen. Sie schauten wieder weg, als ich mich setzte.
    Auguste Cresson saß noch immer in derselben Haltung, ohne sich zu rühren. Erst als ich ihn anstieß, schreckte er auf. »Was ist passiert, Sinclair?«
    »Der Schatten ist weg!«
    »Wie bitte?«
    »Er ist verschwunden«, antwortete ich und lächelte. »Ob Sie es nun glauben oder nicht.«
    Das konnte er nicht begreifen. Er schaute mich ungläubig an, dann schielte er nach oben, und die Erleichterung erfaßte ihn intervallweise.
    Cresson wurde beinahe wieder normal. Diesmal wischte er sein Gesicht mit dem Taschentuch trocken. »Aber… aber… Sie haben den Schatten doch auch gesehen, nicht?«
    »So ist es.«
    »Wunderbar, dann bin ich zufrieden. Ich habe ihn mir nicht eingebildet. Ich spinne nicht, und ich bin echt froh darüber, daß sich dieser Schatten nicht verändert hat. Sie wissen schon.« Er deutete auf sein verletztes Ohr. »Da hat er mich erwischt, als er kein Schatten mehr war, sondern ein normales Beil.«
    »Zumindest beweist es uns, daß man Sie verfolgt, Auguste. Sie werden von einer unheimlichen Macht verfolgt.«
    »Das ist richtig.«
    »Und diese Verfolgung muß auch einen Grund gehabt haben.«
    Für einen Moment schaute er mich nur an. Dann nickte er. »Es hat auch einen Grund gegeben, Sinclair, aber ich kann und will Ihnen den nicht nennen.«
    »Weshalb nicht?«
    »Ich rede nur mit dem Abbé darüber und mit niemandem sonst. Haben Sie verstanden?«
    Ich legte ihm eine Hand auf den Arm. »Beruhigen Sie sich, es ist auch nicht so dringend. Sie sollen selbstverständlich nur dem Abbé beichten. Nur können Sie wahrscheinlich nicht verhindern, daß ich Ihre Beichte erfahre. Es müßte so sein, wenn wir den Fall lösen wollen.«
    »Kann sein. Sie sind Polizist, nicht?«
    »Sicher, warum?«
    »Nur so. War eine Frage, mehr nicht.«
    Das glaubte ich ihm zwar nicht so recht, aber es spielte auch keine Rolle. Ich wollte sowieso auf etwas anderes hinaus. »Sie haben vorhin davon gesprochen, daß er in der Nähe ist. Haben Sie damit den Schatten gemeint?«
    »Auch, aber eigentlich nicht.«
    »Wen denn?«
    Er hob die Schultern. »Sie werden mich vielleicht auslachen, aber mir ist etwas passiert, als ich in den frühen Morgenstunden mit der U-Bahn durch Paris fuhr.«
    »Was war es denn?«
    Er überlegte sich seine Worte. »Schwer zu sagen, Sinclair oder John…«
    »John ist besser.«
    »Gut. Ich saß in dem leeren Zug und schaute aus dem Fenster. Dabei sah ich in der Scheibe nicht nur mein Gesicht, das sich darin spiegelte, sondern noch ein anderes.«
    »Und was für eines?«
    »Das eines Schwarzen, eines Menschen aus Afrika, das eines Medizinmannes.«
    »Den Sie kennen oder kannten?« Er nickte betroffen.
    »Ich kannte ihn. Ich hatte mit ihm zu tun, aber ich will mit Ihnen nicht darüber reden, John. Erst mit dem Abbé, das ist für mich wichtiger.«
    »Es ist Ihre Entscheidung.«
    »Danke.«
    »Wofür?«
    »Daß Sie mich nicht weiterhin noch mit irgendwelchen Fragen quälen, John.«
    »Nein, nein, ich will niemanden zwingen, aber bleiben wir trotzdem bei dem Gesicht. Ist der Mann, dem es gehörte, tot?«
    »Ja!« stieß er so laut hervor, daß sich einige Passagiere zu uns umdrehten.
    »Gestorben durch Ihre Hand?«
    Cresson nickte.
    »Er ist also ein Medizinmann gewesen, und wenn mich nicht alles täuscht, dann sind afrikanische Medizinmänner allein durch ihr geheimnisvolles Wissen

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