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Henker-Beichte

Henker-Beichte

Titel: Henker-Beichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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irgendwelchen Verfolgern, die nicht zu entdecken waren.
    Ich folgte seinem Blick, ohne daß es ihm auffiel. Die meisten Passagiere waren männlich, Kinder befanden sich nicht auf dem Flug. Ein junger Neger fiel mir auf. Er trug eine Brille, war elegant gekleidet und strich hin und wieder über die beiden Revers seines dunkelblauen Anzugs, als hätte er Angst davor, daß ihn die Zeitung, die er las, beschmutzte.
    Cresson stand noch immer an seinem Platz und knetete mit der linken Hand seine Gesichtshaut. Endlich raffte er sich auf, tiefer in den Warteraum hineinzugehen, war sich aber noch unsicher, wo er seinen Platz einnehmen sollte.
    Schließlich kam er auf die Reihe zu, in der ich saß, aber er setzte sich nicht direkt neben mich. Zwischen ihm und mir blieben drei Sitze frei. Die Tasche klemmte er zwischen die Beine und schaute stur geradeaus.
    Ich spielte mit dem Gedanken, ihn anzusprechen. Er schaute nach links und sah mein Lächeln und mein knappes Nicken.
    Sofort blickte er wieder nach vorn.
    Dann suchte er in seinen Taschen, fand einen Zettel, schaute darauf, als wollte er sich das, was dort geschrieben stand, einprägen.
    Er hatte den Zettel kaum weggesteckt, als wir die weibliche Stimme hörten, die uns aufforderte, die Flugkarten bereit zu halten.
    Gelassen erhoben sich die Passagiere von ihren Plätzen und bewegten sich auf den Ausgang mit der Kontrolle zu. Eine junge Frau stand dort, das Lächeln wirkte wie eingefroren.
    Auch der Mann, den ich als Auguste Cresson ansah, war aufgestanden.
    Ich sorgte dafür, daß ich in seine Nähe geriet, aber nicht so dicht an ihn herankam, daß es auffiel. Ich blieb hinter ihm, zwischen ihm und mir ging eine Frau im gelben Kostüm. Bis auf Cresson hielten alle anderen Passagiere die Tickets in den Händen. Er fummelte in den Taschen seiner hellgrauen Windjacke herum.
    Ich hörte sein heftiges Atmen. Er war nervös. Die Kontrolleurin zeigte sich geduldig, und Cresson atmete auf, als er sein Ticket endlich gefunden hatte.
    Er konnte passieren, vor mir ging die Frau her, die auf dem Weg zum Bus Cresson überholte, so daß ich wieder direkt hinter ihm war. Ein steifer Wind fegte über das Rollfeld und zupfte auch an meinen Haaren.
    Hinter uns stiegen noch zwei Passagiere in den Bus, der sofort abfuhr.
    Die Maschine würde nicht voll werden. So konnte ich die Chance bekommen, einen Platz zu tauschen und mich in die Nähe des Mannes zu setzen, vorausgesetzt, das Schicksal hatte uns nicht schon ›sitzmäßig‹ zusammengeführt.
    Cresson hielt sich an einer Haltestange fest, den Bügel der Tasche in der Hand. Ich hatte mich gesetzt und ließ den Mann nicht aus den Augen. Er schaute ins Leere oder wie jemand, der voll und ganz mit seinen eigenen Problemen beschäftigt ist.
    Eine Viertelstunde später hatten wir längst den Bus verlassen und befanden uns in der Maschine. Die Plätze waren schnell gefunden. Ich saß am Fenster, und Cresson hatte seinen Platz auf der anderen Gangseite eingenommen. Seine Tasche hatte er verstaut, sich angeschnallt und hockte irgendwie gottergeben in seinem Sitz, den Blick auf seine Knie gerichtet.
    Sein Platz befand sich schräg vor mir. Ich konnte ihn im Auge behalten, wenn ich mich zum Gang hin umsetzte.
    Keiner der Fluggäste interessierte sich für den anderen. Die meisten Passagiere lasen und ließen sich auch nicht stören, als der Clipper anrollte.
    Auguste Cresson veränderte seine Haltung nicht. Die Maschine bekam Fahrt, wurde noch schneller und hob dann ab. Steil stieg sie dem blauen Himmel entgegen, wo sie in eine Kurve flog und südlichen Kurs nahm.
    Der Flug dauerte etwa eine gute Stunde, aber auch in dieser Zeit konnte viel passieren. Ich wunderte mich selbst über diese Gedanken, wartete zunächst ab und schnallte mich los, als wir die Flughöhe erreicht hatten.
    Auf diesen kurzen Strecken wurde nur ein kleiner Imbiß gereicht. Eine dunkelhäutige Stewardeß mit Mandelaugen schob den Wagen durch den Mittelgang, war zu jedem freundlich, auch zu Cresson, der regelrecht zusammenschrak, als er sich angesprochen fühlte.
    »Nein, ich möchte nichts.«
    »Wie Sie wünschen, Monsieur.«
    Wenig später war ich an der Reihe und entschied mich für Gebäck und Eis.
    Bei dem Wetter konnte ein Flug nur ruhig verlaufen, und so war es dann auch. Es gab keine Turbulenzen, doch drinnen sollte bald ganz schön was los sein. Dafür war Cresson verantwortlich.
    Es fing relativ harmlos an. Da es in seiner Umgebung ziemlich ruhig war, hörte ich sein

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