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Henker-Beichte

Henker-Beichte

Titel: Henker-Beichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Cressons rechtes Ohr, als sie sich umgedreht hatte. »Deshalb?«
    »Ja, es ist das Beil gewesen, und ich kann mir nicht erklären, woher es gekommen ist. Verflucht noch mal, Sinclair, es verfolgt mich. Es ist mir auf der Spur. Nicht nur als Schatten, sondern verdammt echt. Vorhin, da… da habe ich es wieder gespürt. Da hatte ich das Gefühl, als wäre es in meiner Nähe, und ich habe auch eine Flüsterstimme dicht an meinem verletzten Ohr gehört, obwohl niemand in der Nähe war. Das Beil ist ein Fluch, es ist mein Tod.«
    »Noch leben Sie!«
    Er funkelte mich an. »Das ist kein Trost, Sinclair, denn niemand wird es stoppen können.«
    »Meinen Sie?«
    »Ich weiß es.« Er senkte den Kopf. »Es ist ein Fluch, ein Fluch aus der Vergangenheit, der auf mir liegt. Meine Zeit in Afrika hat mich eingeholt, Sinclair.«
    »Darüber sollten Sie berichten. Vielleicht gelingt es uns, das Problem gemeinsam zu lösen.«
    »Daran glaube ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Nein, nein und nein. Ich kann es nicht glauben. Es ist zu schrecklich. Ich werde Sie damit nicht belasten, sondern nur mit dem Abbé darüber reden. Ich habe es ihm versprochen. Ich werde bei ihm meine Beichte ablegen.« Er nickte. »O ja, das werde ich, und es wird mich erleichtern. Seelisch, meine ich, wenn Sie verstehen.« Dann lachte er. »Nie hätte ich gedacht, daß ich, ausgerechnet ich, einmal einen Priester konsultieren würde, aber so ist es nun mal gekommen, und ich kann es nicht ändern, wobei ich froh bin, daß ich mich zu dem Schritt entschlossen habe.«
    »Das liegt an Ihnen, Auguste. Ich will Sie nicht drängen. Sie sollen nichts tun, was Sie nicht vor sich selbst verantworten können.«
    »Danke, ich danke Ihnen.«
    »Keine Ursache.«
    Cresson saß noch immer abgespannt und leicht nach vorn gebeugt. Er schnappte nach Luft. Seine Wangen bewegten sich, als würde er auf Gummibärchen kauen. In den letzten Minuten hatte er sich wieder relativ beruhigt, das änderte sich schlagartig, denn plötzlich nahm seine Haltung wieder jene Gespanntheit an, die ich bei ihm schon kannte. Er wirkte wie erstarrt, den Mund behielt er offen, dann aber drehte er den Kopf und suchte seine Umgebung ab.
    »Was ist mit Ihnen, Auguste?«
    »Es ist da… es ist da, Sinclair.«
    »Wer oder was?«
    »Das Henkersbeil…«
    Ich hatte die Antwort sehr wohl verstanden, allein mir fehlte der Glaube daran, denn als ich mich in der näheren Umgebung umschaute, sah ich davon nichts.
    »Pardon, Auguste, ich will Ihnen ja nicht unbedingt widersprechen, aber ein Beil sehe ich nicht.«
    »Ich spüre es auch nur.«
    »Wie denn?«
    Er flüsterte und bewegte dabei seine Hände. »Es hat bereits das Innere des Flugzeugs erreicht. Es kommt näher und näher. Seine Kraft wird stärker, jemand muß hier sein, der es unter Kontrolle hält. Einer der Passagiere sitzt hier in der Maschine und ist mein Todfeind. Da können Sie sagen, was Sie wollen.«
    »Ich werde mich hüten.«
    Er machte mir einen sehr ernsten Vorschlag. »Gehen Sie lieber von mir weg, Sinclair. Setzen Sie sich woanders hin. Es gibt noch genügend freie Plätze.«
    »Und warum soll ich verschwinden?«
    »Weil es Sie sonst auch erwischt! Wollen Sie ohne Kopf in Toulouse landen?«
    »So schlimm wird es schon nicht werden.«
    »Doch, das ist es aber.« Er holte schnell Luft. Dann schraubte er sich etwas in die Höhe, um sich besser umschauen zu können. Die Augen bewegten sich hektisch, was auch ich wahrnahm, und allmählich begann ich, mir um diesen Mann Sorgen zu machen.
    Plötzlich zuckte sein rechter Arm hoch. Er streckte auch den Zeigefinger aus.
    »Da!« keuchte er. »Da ist es ist!«
    Ich blickte ebenfalls hoch zur Decke.
    Verdammt, er hatte recht.
    Ein Schatten zeichnete sich dort ab. Nein, nicht einfach nur ein Schatten.
    Es war ein Beil!
    ***
    Nicht echt, wohl als Schatten zu sehen, aber die Formen des Henkersbeils konnten einfach nicht verdrängt werden. Der lange Griff oder Stiel und dazu das halbrunde Eisen, das sehr scharf sein mußte.
    Ich sah auch kein echtes Beil, das diesen Schatten hätte werfen können, und für mich sah die Welt plötzlich anders aus.
    Ich mußte die Aussagen des Mannes aus einem anderen Blickwinkel bewerten.
    Der Schatten schwebte genau über uns, das heißt, wenn er fiel, dann würde er nicht mich erwischen, sondern meinen Nebenmann.
    Auguste Cresson verging fast vor Furcht. Er hockte tief in seinem Sitz, hatte die Beine angezogen, die Arme erhoben und an den Körper gelegt und seine Hände

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