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Henker-Beichte

Henker-Beichte

Titel: Henker-Beichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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knapp geworden war.
    Hoch über uns blitzte etwas am blauen Himmel, als wären Sonnenstrahlen von einem Flugzeug reflektiert worden.
    Ich merkte, daß mich Cresson von der Seite her anschaute. »Haben Sie das auch gesehen, John?«
    »Sie meinen das Schimmern?«
    »Ja.«
    »Was sagen Sie?«
    »Nichts. Zunächst einmal nichts.«
    »Ich befürchte einiges.« Er rieb seine schweißfeuchten Handflächen gegeneinander.
    »Was denn?«
    »Abwarten.«
    Wir hatten ein kleines Tal durchfahren und rollten wieder bergauf. Die Gräser zu beiden Seiten der Straße zitterten im Wind, als wollten sie uns Grüße schicken.
    Ich hatte es meinem Begleiter gegenüber nicht direkt zugeben wollen, aber das Blitzen war für mich schon irritierend gewesen. Ich rechnete damit, daß es sich irgendwann wiederholen würde, vielleicht sogar aus kürzerer Distanz.
    Wir hatten die kleine Anhöhe erreicht. Der Motor des Laguna schnurrte wie eine zufriedene Katze, und auch wir hätten zufrieden sein können, wäre da nicht das Schimmern gewesen.
    Diesmal tiefer und auch vor uns.
    Auguste Cresson beugte sich der Frontscheibe entgegen. Die Stirn hatte er dabei in Falten gelegt. Die Augen lagen wie Kugeln in den Höhlen.
    Dann schüttelte er langsam den Kopf und flüsterte etwas, das ich nicht verstand.
    Es verschwand wieder. »Haben Sie das gesehen, John?«
    »Sicher.«
    »Sie sind so ruhig.«
    Ich konnte das Lachen nicht unterdrücken. »Was sollte ich denn tun? In Panik verfallen?«
    »Nein, ich dachte eher an einen Stopp.«
    »Beim nächsten mal vielleicht.«
    »Dann glauben Sie daran, daß es so etwas gibt?«
    »Natürlich.«
    Ich hatte Cresson mit meinen Worten alarmiert. Da ich fahren mußte, konnte er sich umschauen. Er duckte sich, als er sich auf dem Sitz drehte und nach draußen starrte, um den Gegenstand zu entdecken, der uns durch sein Schimmern und Blitzen irritiert hatte.
    Zu entdecken gab es für uns nichts. Blau und seidig präsentierte sich der Himmel.
    Die Gegend war leicht zu überblicken. Eine blühende Landschaft, erfüllt von einem wunderbaren Frühlingsduft.
    »Ich wollte, wir wären schon da und hätten alles hinter uns«, sagte der ehemalige Henker.
    »Ja, da kann ich nur zustimmen.«
    »Da, John!« schrie er plötzlich. Einen Augenblick später wußte ich den Grund.
    Es blitzte wieder.
    Diesmal vor uns, sehr gut zu sehen. Was im Flugzeug für uns nicht mehr als ein Schatten gewesen war, hatte sich nun materialisiert. Vor uns schwebte das Beil des Henkers, und seine blitzende Schneide zielte genau auf die Frontscheibe…
    ***
    Was mir in zwei Sekunden durch den Kopf schoß, war in Worte kaum zu kleiden. Es gab verschiedene Möglichkeiten. Entweder jagte das Beil auf uns zu, um den Wagen und uns gleich mit zu zerstören, oder aber es fegte darüber hinweg, um unsere Furcht wachsen zu lassen, weil es Zeit benötigte für einen heimtückischen Angriff.
    Ich bremste.
    Ziemlich hart sogar. Beide wurden wir von den Gurten aufgefangen. Wir waren nicht mit dem Wagen in die Klinge hineingefahren, denn sie richtete sich nach unseren Verhaltensmustern, also wartete sie darauf, daß wir eine Schwäche zeigten.
    Neben mir wollte Cresson aussteigen. Ich hielt ihn fest und sagte:
    »Bleiben Sie hier.«
    »Und dann?« keuchte er.
    »Das Beil muß angreifen.«
    »O ja, es muß angreifen. Es muß zuerst den Wagen und dann uns zerhacken, wie?« Cresson gebärdete sich schlimm.
    »Keine Panik, Auguste.«
    »Ich erkenne es wieder. Ich erkenne es genau. Es ist mein Beil, mein verfluchtes Beil! Das Beil, mit dem ich getötet habe. Dicht über der Klinge ist es dunkel. Da hat sich etwas in das Holz hineingefressen. Wissen Sie, was das ist? Was diese dunkleren Flecken zu bedeuten haben?«
    »Blut«, sagte ich.
    »Ja. Das Blut meiner Opfer.« Er schüttelte sich. »Verdammt noch mal, könnte ich doch alles rückgängig machen!«
    Ich verstand ihn, aber es war nicht möglich. Zudem hatte es keinen Sinn, darüber zu diskutieren. Tatsache war das verfluchte Beil, das vor uns schwebte. So leicht ließ es sich nicht vertreiben. Es reagierte nach eigenen Gesetzen, nach Befehlen, die uns fremd waren. Ich gab mich gelassen, innerlich herrschte jedoch Alarmstufe eins.
    »Was tun wir?«
    »Ich steige aus.«
    »Und dann?«
    »Werde ich mich dem Beil stellen.«
    Cresson lachte. »Das ist Wahnsinn, John! Das schaffen Sie nicht. Es wird Ihnen den Kopf abschlagen! Denken Sie daran, daß es nicht von einer normalen Hand geführt wird, sondern Befehlen gehorcht, mit

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