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Henker-Beichte

Henker-Beichte

Titel: Henker-Beichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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seine Eltern wurden durch das Regime getötet.«
    »Aber nicht durch den Henker?«
    »Nein.«
    Drack drehte kurz den Kopf. Es war genau der Blick, auf den Okuba gewartet hatte. Er flüsterte ihm einige Worte zu.
    Drack blickte mich wieder an, nickte und kam auf mich zu.
    »Was soll das?« rief ich.
    »Eine Vorsichtsmaßnahme, Monsieur Sinclair. Ich habe für Menschen einen Blick bekommen. Ich kann sie einschätzen, auch Sie, und ich weiß, daß Sie nicht aufgeben werden. Aber ich möchte nicht unbedingt als Schlächter dastehen, dann würde ich mich mit einer Unperson wie Cresson auf eine Stufe stellen. Drack wird sich um Sie kümmern.«
    Und Drack grinste niederträchtig, als er die Worte seines Chefs vernommen hatte. Er hatte bereits den Graben übersprungen und näherte sich mir mit den geschmeidigen Schritten eines durchtrainierten Kämpfers. Die MPi hielt er locker, davon allerdings wollte ich mich auf keinen Fall täuschen lassen.
    Dann stieß er zu!
    So schnell, daß ich nicht wegkam. Ich war auch überrascht worden, und der Lauf seiner Waffe drückte sich tief in meinen Bauch. Mir wurde übel.
    Ich würgte, und die Bewegungen meiner Hände waren fahrig. Von oben her, für mich nicht sichtbar, erwischte mich der nächste Schlag.
    Diesmal traf er meinen Kopf, und es wurde dunkel um mich herum…
    ***
    Auguste Cresson kam sich vor wie in einer Sauna. Er schwitzte buchstäblich seine Angst aus. Er war völlig von der Rolle. Ihm war übel, er hatte Angst, geriet in Panik, und er hatte nicht nur das Kratzen der Klinge auf dem Dach gehört, er mußte jetzt auch mit ansehen, wie dieser Leibwächter auf Sinclair zuging.
    Wegen des offenen Seitenfensters hatte er der Unterhaltung zuhören können und wußte nun Bescheid. Sie wollten ihn, sie würden ihn bekommen, und sie würden ihn fertigmachen, bevor sie ihn ins Reich der Toten schickten.
    Das war nicht nur die Rache eines Sohnes.
    Am liebsten hätte Cresson den Wagen verlassen, um zu flüchten. Doch er wußte auch, daß es nicht klappen konnte. Das Beil war immer schneller als er. Im Lauf würde ihm der Kopf abgeschlagen werden.
    Obwohl er bald sterben sollte oder mußte, konnte er sich nicht zur Flucht entscheiden.
    Die Luft roch nicht mehr frisch und blumig, sondern nach Tod und Verderben. Er hatte den Eindruck, Moder und Fäulnis einzuatmen, ein Vorbote der endgültigen Vernichtung.
    Dann sah er zu, wie Sinclair nach dem ersten Schlag zusammensackte.
    Man hatte ihm die Mündung in den Magen gestoßen. Der zweite Hieb traf seinen Kopf und löschte das Bewußtsein aus.
    Damit war wieder eine Hoffnung zerplatzt wie die berühmte Seifenblase.
    Aus und vorbei. Es gab nur noch ihn und seine beiden Todfeinde.
    Cresson überlegte, er mit dem Laguna einen Fluchtversuch wagen sollte, das wäre wohl schiefgegangen. Er hätte erst wenden müssen, fast ein Ding der Unmöglichkeit.
    Weitere Zeugen waren noch nicht erschienen, doch im Rückspiegel entdeckte er ein ankommendes Fahrzeug. Diese Tatsache trieb seine Hoffnung wieder in die Höhe, aber auch die Schwarzen hatten den Wagen schon entdeckt, und sie handelten.
    Okuba war plötzlich am Wagen und riß die Fahrertür des Laguna auf.
    Blitzschnell stieg er ein, während Drack den dunklen Chrysler enterte und ihn zur Seite fuhr.
    »Wie fühlt man sich neben dem Sohn eines Opfers?« flüsterte Okuba.
    Cresson schwieg.
    Beide hörten, wie das Beil seitlich über das Dach hinwegschabte und dann zu Boden fiel, wo es auch liegenblieb.
    Der andere Wagen war jetzt da. Ein gelber, staubiger und ziemlich alter Fiat rollte an ihnen vorbei. Zwei junge Leute saßen darin und schauten verwundert aus den Fenstern. Sie hielten aber nicht an, sondern rollten weiter.
    Ein Weinkrampf schüttelte den Henker. Er hatte verloren, das wußte er.
    Die Finger des Schwarzen klemmten sein Kinn ein. »Du heulst wie ein altes Weib, Henker! Früher hast du nie geweint. Du hast niemals Mitleid gehabt. Du hast sie alle getötet. Du bist herzlos gewesen. Es war dir auch egal, wen du getötet hast, selbst zwei Frauen starben unter den Hieben deiner Axt. Und dafür wirst du bezahlen…«
    »Das ist vorbei!« jaulte Cresson.
    »Nicht für mich.«
    Auguste versuchte es trotzdem. »Es waren andere Zeiten.«
    »Nein, nur andere Menschen. Schau mich an!« Als Cresson nicht gehorchte, drehte Okuba seinen Kopf so, daß er ihn anschauen mußte.
    Und dabei passierte etwas Unheimliches, denn die Züge des Sohnes alterten in Sekundenschnelle. Wie Cresson es schon in der

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