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Henker-Beichte

Henker-Beichte

Titel: Henker-Beichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gewesen, aber wir blieben allein, und alles wirkte wie abgesprochen.
    »Ich möchte Ihnen meinen Namen sagen, Monsieur. Ich heiße Okuba.«
    »Und ich John Sinclair.«
    »Damit wären wir bekannt.« Der Mann hatte eine wohlklingende Stimme, was mir bereits im Flugzeug aufgefallen war. Er redete weiter. »Ich weiß nicht, wer Sie sind und was Sie vorhaben. Ich weiß nicht, wie Sie zu dem Henker Cresson stehen, aber ich kann Ihnen nur den Rat geben, sich aus diesen Dingen herauszuhalten. Was hier geschieht, ist die Begleichung einer alten Rechnung. Ich habe versprochen, alles in die Wege zu leiten, um den Mörder meines Vaters zu töten. Und ich bin bekannt dafür, daß ich meine Versprechen halte. Er wird durch seine eigene Waffe umkommen, das steht fest.«
    »Die Sie beherrschen?«
    »Ja.«
    »Und wie?«
    »Nennen Sie es Zauberei, Monsieur Sinclair. Aber Sie sollten auch wissen, daß mein Vater zu den besten Magiern und Medizinmännern gehörte, die es je in diesem Land gab. Seinen Körper zu töten, war ein großer Fehler, der nur aus Nichtwissen begangen werden konnte. Der Geist meines Vaters lebte weiter, und ich habe für eine gewisse Weile sein Erbe übernommen. Es hat lange gedauert, bis ich das Beil fand und später auch den Besitzer der Mordwaffe, aber jetzt ist es soweit. Ich werde mich von niemandem aufhalten lassen.«
    »Gehorcht Ihnen das Beil?«
    »Ja!«
    »Sie können es führen?«
    »Nicht nur ich, auch der Geist meines Vaters, der den Leib überlebt hat.«
    »Dann wollen Sie hier einen Mord begehen?«
    »Nein, nicht hier. Ich denke, Sie haben einen falschen Eindruck von mir bekommen. Wissen Sie, ich habe lange genug Zeit gehabt, um mir einen Plan auszudenken. Ich will es diesem Mörder nicht zu leicht machen. Er ist der Henker gewesen, das weiß er selbst. Er hat getötet, weil man es ihm befahl. Er war wie eine Maschine. Er hat sich nicht an der Angst und den Schreien der Menschen gestört. Er hat genau das getan, was ihm der Diktator befahl, der letztendlich sein Volk ins Elend geführt hat. Ich könnte ihn jetzt auf der Stelle töten, aber ich werde es nicht tun, denn er soll so leiden, wie seine Opfer gelitten haben. Ich werde ihm die Chance geben, um zu bereuen oder an seiner Angst zu ersticken. Aber ich sage hier vor Zeugen, daß ein Mann wie Auguste Cresson den nächsten Sonnenaufgang nicht erleben wird. Irgendwann zwischen dem Abend und dem Morgen wird ihn das eigene Beil erwischen und köpfen. In der Zwischenzeit aber wird er schreien, jammern, zu seinem Gott beten oder was auch immer. Ich habe ihn beobachten lassen, ich war über jeden seiner Schritte informiert, und ich weiß auch, wo er Schutz suchen wird. Aber er kann ihn dort nicht finden. Derjenige, der versucht, ihn zu schützen, wird ebenfalls ein Opfer seiner Mordwaffe werden.«
    »Gilt das auch für mich?«
    »Sie haben Glück gehabt.«
    »Wieso?«
    »Wären Sie am Ziel, würde es für Sie gelten. Ich will kein unnötiges Blut vergießen, deshalb habe ich Sie noch einmal gewarnt. Ich hoffe, Sie werden die Chance nutzen.«
    »Können Sie sich genauer ausdrücken?«
    »Ja, das kann ich, und ich will Ihnen auch beweisen, wie mir diese Mordwaffe gehorcht.«
    Okuba erstarrte für einen Moment. Zuvor hatte er den Kopf gegen das Beil gedreht. Die Bügel seiner Brille blitzten, weil sie vom Licht getroffen wurden. Die Augen hinter den Gläsern zuckten, bevor sie sich weiteten, und dann bewegte sich das Beil nach unten.
    Die Klinge berührte den Lack des Autodachs, blieb für einen Moment in dieser Lage, bewegte sich nach vorn und kratzte über das Dach hinweg.
    Dann zuckte das Beil in die Höhe, wobei es vor der Windschutzscheibe und dicht über der Kühlerhaube schwebte.
    »Reicht diese Demonstration, Monsieur Sinclair?«
    »Mir schon.«
    »Dann wissen Sie hoffentlich, daß Sie keine Chance haben. Kehren Sie um, es ist besser für Sie.«
    »Und was ist mit Cresson?«
    »Er kann weiterfahren. Er will doch einen Besuch machen. Noch einmal, ich will nur ihn und keinen anderen. Sollte sich aber jemand zu stark für ihn engagieren, ist er schon so gut wie tot.«
    Mir war schon die ganze Zeit über die kultivierte Sprache des Afrikaners aufgefallen, und ich wollte wissen, wer er war und was hinter ihm steckte.
    Auf meine Frage erntete ich zunächst ein Lächeln. »Sagen wir so, Monsieur Sinclair. Ich bin Diplomat.«
    Aha. »Und der Typ mit der Waffe…?«
    »Heißt Drack und ist mir ergeben. Wir haben in etwa das gleiche Schicksal erlitten, auch

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