Henkersmahl
in Curts Büro. Ich habe mich deswegen schon mit ihm angelegt.«
»Was hat er damit vorgehabt?«
»Ich vermute, dass Informationen auf der Festplatte waren, die ihn interessieren. Pass bitte auf, dass Curt nichts von deinen Aktivitäten mitbekommt, ja? Ich traue ihm nicht.«
Jana stutzte, sagte aber nur: »Ich muss wieder los. Curt wartet auf Informationen über die Brustkrebspatientinnen.«
»Könntest du mir noch einen Gefallen tun? Du brauchst dafür auch nicht in fremden Netzen herumzustöbern.«
»Worum geht’s?«
»Könntest du versuchen herauszufinden, ob es eine Verbindung zwischen jemandem aus unserer Redaktion und Fresko oder Chocolat Royal Suisse gibt?«
»Mache ich. Du denkst doch dabei vor allem an Curt, oder täusche ich mich?«
Florian nickte.
»Soll ich heute Abend etwas mitbringen?«
Er lächelte. »Nur dich!«
28
Florian saß im Restaurant Maybach, starrte in seine Kaffeetasse und wartete auf Eddie. Er war etwas zu spät dran, denn die Besprechung mit Regine hatte länger gedauert als erwartet. Florian hatte sie über den Stand der Dinge, auch über die mysteriösen Anrufe und den Präsentkorb informiert und ihr davon erzählt, dass er sich am Freitag mal etwas genauer in Dernau umsehen wolle, weil er hoffte, in dem Ort einen Hinweis zu finden. Von der Tatsache, dass Curt sich heimlich Max’ Laptop unter den Nagel gerissen hatte, hatte er nichts erwähnt. Regine und er waren so verblieben, dass er sie spätestens am Sonntag anrufen und über seine aktuellen Rechercheergebnisse informieren würde. Sie war seinen Ausführungen hochinteressiert gefolgt und spielte mit dem Gedanken, die Sendung über die Behandlungserfolge bei Brustkrebs um eine Woche zu verschieben und stattdessen schon am kommenden Dienstag die Sendung über die aktuellen, dubiosen Krankheitsfälle zu bringen. Vorausgesetzt, es gab genug Neuigkeiten.
Florian hob den Blick und sah sich um. Bis auf zwei Tische im Eingangsbereich, an denen einige Gäste saßen, war alles leer. Solange Eddie noch nicht da war, hatte er Gelegenheit, Janas Listen durchzusehen.
Sie hatte ganze Arbeit geleistet und nicht nur die Rufnummern, sondern auch die Namen der Anrufer recherchiert sowie die Rufnummern und Namen derjenigen, die Max selbst angerufen hatte.
Einige Namen kannte er, andere nicht. Er würde die Anrufer in jedem Fall kontaktieren und überlegte, ob Eddie ihn unterstützen würde. Marianne, Max’ Mutter, war am häufigsten auf der Liste vertreten und es wunderte ihn nicht, dass auch Janas Nummer mehrfach auftauchte.
Eine Gruppe lärmender Schauspieler ließ sich gut gelaunt am Nachbartisch nieder. Florian sah auf. Während er gedankenverloren auf ihr freundliches »Hallo« ebenfalls mit einem »Hallo« reagierte, glitten seine Gedanken ab. Er fragte sich, wie sehr Jana Max wohl vermisste. Was wusste er eigentlich von ihr? Nicht viel. In der Redaktion hielt sie sich meistens im Hintergrund. Gut, von Max hatte er erfahren, dass sie noch vor Kurzem in der EDV-Truppe der Kölner Polizei gearbeitet hatte, und irgendjemand hatte erzählt, dass sie ein Musikinstrument spielte. Aber das war es auch schon, mehr Informationen hatte er nicht. Lebte sie allein? War sie liiert? Florian überlegte, ob sie in Köln aufgewachsen war, denn sie konnte typisch Kölsch, auch wenn sie in der Regel Hochdeutsch sprach. Er wandte sich wieder der Liste zu, die vor ihm auf dem Tisch lag. Plötzlich stutzte er. Er hatte den Namen Daniel Fletters gelesen. Max hatte mehrfach telefonischen Kontakt mit ihm gehabt. Fletters hatte sowohl auf dem Festnetz in Max’ Wohnung angerufen als auch zweimal auf seinem Handy.
Er war so in Gedanken versunken, dass er zusammenzuckte, als sich eine Hand schwer auf seine Schulter legte.
»Ich bin’s nur.«
Florian sah in Eddies Gesicht, das sich freundlich zu ihm herunterneigte. Florian lächelte. Er freute sich, ihn zu sehen.
Nachdem er einen Stuhl herangezogen und sich ihm gegenüber an den Tisch gesetzt hatte, sagte er: »Es gibt Neuigkeiten. Der Freund von Yvonne Kosuczek wird morgen Vormittag aus der U-Haft entlassen. Der Verdacht, dass er Peter Mallmann umgebracht hat, ist damit definitiv ausgeräumt.«
»Sehr schön.« Florian freute sich für Yvonne Kosuczek. »Da hat doch der Kölner Blick sicher schon die Finger drauf?«
»Ja, was denkst du denn? Gibt eine nette kleine Story.« Florian und Eddie lachten einvernehmlich.
Kurz darauf vermittelte Florian seinem Freund den neuesten Stand der Kenntnisse.
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