Henkersmahl
Jana sich mit der Zungenspitze über die Lippen und nahm gleich noch einen kleinen Schluck.
Während Florian die Ofentür öffnete, den überbackenen Ziegenkäse herausnahm und auf den Salattellern anrichtete, fragte er: »Wie war dein Tag?«
»Mäßig.« Jana schlug die Beine übereinander, und Florian bemerkte aus dem Augenwinkel, dass ihr Minirock ein Stückchen höher rutschte.
»Ist es dir recht, wenn wir zur Vorspeise beim Sekt bleiben?«
»Unbedingt.«
Florian stellte die Flasche in einen Sektkühler und nahm wieder Jana gegenüber Platz. Zur Feier des Tages hatte er, seiner Mutter sei Dank, Leinenservietten aus den Tiefen eines Schrankfachs zutage befördert. Jetzt faltete er das Stück Stoff auseinander und legte es sich über den Schoß.
»Wieso nur mäßig?«
»Ich hatte am späten Nachmittag Ärger mit Curt. Der war heute ganz schlecht drauf und hat mich gestresst wegen der Recherchen für die Brustkrebssendung. Außerdem hat er mir die Liste mit den Namen der Erkrankten unter die Nase gehalten, die ich Max besorgt habe. Er wollte wissen, wo ich sie herhabe.«
»Und, wie hast du reagiert?« Florian blieb fast der Ziegenkäse im Hals stecken.
»Ich habe mich unwissend gestellt und so getan, als kenne ich diese Liste überhaupt nicht.«
»Hoffen wir, dass er sich damit zufrieden gibt.«
Jana stützte die Ellbogen auf den Tisch, faltete ihre langen schmalen Hände über dem Teller und sah Florian an.
»Ich denke schon.«
»Wer weiß, welche Interessen er verfolgt. Hast du dich in der Redaktion mal wegen Curt umgehört?«
»Ich habe mich länger mit Katja unterhalten.«
»Und?«
»Scheint so, als ob Curt einen Onkel bei Chocolat Royal Suisse hätte.«
Florian pfiff leise durch die Zähne: »Weißt du, wie der Onkel heißt?«
»Noch nicht, aber ich kann mich darum kümmern, wenn du willst.«
»Nein, lass mal. Das mache ich selbst.« Florian wollte Jana nicht über Gebühr strapazieren.
»Außerdem habe ich Informationen von der Spurensicherung.«
»Und?«
»In den sichergestellten Medikamenten und Lebensmitteln finden sich keine Anhaltspunkte für tödliche Substanzen. Allerdings gab es in Peter Mallmanns Kühlschrank tatsächlich einen Frischkäse der Firma Fresko.«
»Das wundert inzwischen niemanden mehr.«
»Du sagst es. Er enthält das Glutamatderivat, aber das hat ihn nicht umgebracht.«
»Das deckt sich mit dem, was ich von Dr. Sinzig weiß.« Florian legte sein Besteck zurück auf den Teller. »Weißt du zufällig, welche Rotweine die Opfer getrunken haben?«
»Lass mich überlegen.« Auch Jana war jetzt mit ihrem Salat fertig. »In den Vernehmungsprotokollen der Kripo tauchen ein Merlot, ein Cabernet Sauvignon auf und …« Sie kam nicht dazu, weitere Rebsorten zu nennen, denn Florian unterbrach sie.
»Ein Spätburgunder?«
»Keine Ahnung, wieso?«
Florian stellte eine Gegenfrage. »Könnte es sein, dass die Betroffenen unetikettierten Wein tranken, der genau deshalb nicht in den Polizeilisten verzeichnet ist?« Er schmiss die Serviette auf den Tisch und fragte, ohne Janas Antwort abzuwarten: »Sagt dir der Name Daniel Fletters etwas?«
»Nein, ich kann weder unetikettierte Flaschen noch den Namen einordnen.« Jana schüttelte den Kopf.
»Es gibt da einen Schreiner aus Dernau, einem Winzerort an der Ahr, von dem Peter Mallmann Rotwein geschenkt bekam. Dieser Wein war unetikettiert. Fletters’ Name taucht übrigens mehrfach auf Max’ Telefonliste auf.« Florian überlegte einen Moment. »Wenn alle Toten, also auch Max, diesen Wein getrunken haben sollten, hätten wir eine vielversprechende Spur. Ich fahre morgen an die Ahr und sehe mich dort um.«
Jana nahm die Flasche aus dem Sektkühler. »Darf ich?« Florian nickte, entschuldigte sich für seine Unaufmerksamkeit und Jana schenkte sich die letzten Tropfen ein. Während er das Wasser für die Nudeln auf den Herd stellte und das Auberginenmus umrührte, stellte er fest, dass er sich in ihrer Gegenwart sehr wohl fühlte. Vom Typ her war sie ganz anders als Katharina. Katharina hatte lange blonde Haare, sie war ein durch und durch nordischer Typ, tatsächlich auch gebürtig in Hamburg. Florian fragte sich, wie es ihr wohl ging. Er stellte saubere Teller auf den Tisch, räumte die Sektgläser beiseite und schenkte Rotwein ein.
»Du lebst allein hier?«, wollte Jana wissen und führte das Glas an die Lippen.
»Seit meine frühere Freundin mich verlassen hat, ja.«
»Oh, tut mir leid.« Sie schwieg einen Moment, fragte
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