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Henkersmahl

Henkersmahl

Titel: Henkersmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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es kam ihm so vor, als würde das Schweigen zwischen ihm und Rössner die Luft aufladen. Insgeheim rechnete er jeden Augenblick damit, Funken fliegen zu sehen, ein kleines rotgelbes Feuerwerk, aber nichts dergleichen geschah.
    Irgendwann trat Rössner einen Schritt zurück. »Also gut. Sie haben Ihre Gründe und wollen nicht darüber reden.« Er fixierte Florian mit undurchdringlicher Miene. »Sie können jetzt gehen, aber halten Sie sich zu unserer Verfügung.« Marco Rössner setzte sich wieder an den Schreibtisch und beschäftigte sich mit einem Stoß Papieren.
    »Das heißt?«
    Rössner sah kurz auf. »Bleiben Sie erreichbar. Und noch etwas. Wir lösen alle Fälle.«

     

33

     
    ›Wann findet der Deal statt? Gruß Florian‹
    Florian drückte auf ›Senden‹ und wartete auf das leise Piepsen, das ihm bestätigte, dass die SMS erfolgreich an Garcia verschickt war.
    Jana war völlig versunken in ihre Arbeit. Sie hatte weder bemerkt, dass Florian ihr Büro betreten hatte, noch dass er sie beobachtete. Sie saß am Computer, ihre Finger flogen über die Tastatur.
    »Jana?«
    Sie sah auf. Eine leichte Röte überzog ihr Gesicht, als sie registrierte, dass Florian im Zimmer stand. »Na, wie war’s bei Rössner?«
    »Ich glaube, der ist nicht gut auf mich zu sprechen.« Florian grinste.
    »Kein Wunder. Ich komme übrigens nicht mit nach Dernau. Nach gestern Abend halte ich das für keine besonders gute Idee.«
    Florian seufzte. »Komm, sei kein Frosch.«
    »Das bist wohl eher du.« Jana schien amüsiert. »Leider ohne Prinzenpotenzial.«
    Das war starker Tobak. Florian schluckte.
    »Warum willst du mich unbedingt dabei haben?«, fragte sie.
    »Weil die Fahrt mit dir zusammen bestimmt Spaß macht.« Nach einem Moment fügte Florian hinzu: »Um ehrlich zu sein, ich bin gern mit dir zusammen. So einfach ist das.« Sie sahen sich an.
    »Wann willst du los?«, fragte sie.
    »Morgen früh um zehn. Ich bin Mitglied in einem Kölner Carsharing-Unternehmen und habe einen Wagen reserviert. Heute ist es einfach schon zu spät. Bis wir in Dernau wären, säßen die Winzer längst beim Abendbrot.«
    »Hm.«
    »Was ist?«
    »Also gut, ich überlege es mir. Falls ich doch mitkommen sollte, schicke ich dir eine SMS.« Jana schaltete kurz entschlossen den Computer aus. »Jetzt ist Feierabend. Ich habe genug für heute.«
    Florian fühlte sich auf einmal gut. So gut, dass er fragte: »Hast du etwas dagegen, wenn ich dich noch zur U-Bahn begleite?«
    Sie schüttelte den Kopf. Er nahm ihre Wildlederjacke, die am Schrank hing, vom Bügel und beobachtete, wie sie in die Jackenärmel glitt. Das Wildleder unter seinen Händen fühlte sich butterweich an. Wie um den Stoff zu glätten, strich Florian über Janas Schultern.
    Sie kamen an Curts Büro vorbei und sahen durch die geöffnete Tür Theo, der hinter Curts Schreibtisch saß und telefonierte. Als Theo ihre Stimmen hörte, deckte er mit der einen Hand die Muschel ab, winkte ihnen zu und rief säuselnd: »Schönes Wochenende, ihr Lieben!«
    Sie mussten unwillkürlich lachen.
    »Dito, Süßer«, flötete Florian zurück, dankbar für die Ablenkung.
    Sie traten auf die Straße und gingen langsam zur U-Bahn. Verstohlen sahen sich die beiden von der Seite an, Jana nestelte nervös mit einer Hand an ihrem Jackenkragen.
    »Ich habe mich übrigens mal wegen Curt umgehört und einiges von Katja erfahren«, sagte sie.
    »Und?« Florian blieb mitten auf dem Bürgersteig stehen.
    »Curt hat eine ziemlich unglückliche Familiengeschichte. Sein Vater sitzt im Rollstuhl. Seine Mutter, geborene Seeland, ließ sich von seinem Vater scheiden, ein Jahr, nachdem er einen Verkehrsunfall hatte.«
    »Oh.« Florian war betroffen.
    Sie setzten sich wieder in Bewegung.
    »Und nun kommt’s. Magda Frings, Gattin des Firmeninhabers von Chocolat Royal Suisse, ist eine geschiedene Kasten.«
    »Dann ist sie also Curts Mutter.« Florian strich sich über das Kinn.
    »Und ihr Bruder, ein gewisser Paul Seeland, leitet die Entwicklungsabteilung bei Chocolat Royal Suisse«, sagte sie.
    Jana und Florian stiegen die Treppen zum U-Bahn-Schacht hinunter.
    »Wenn Magda Frings tatsächlich Curts Mutter ist, würde dies bedeuten, dass Curt einen Bezug zu dem Konzern hat.« Jana sah Florian an.
    »Ja. Interessanterweise führt seine Mutter gerade einen Kampf um das Familienerbe«, sagte Florian.
    »Woher weißt du das?«
    »Von Eddie, er hat die Familienverhältnisse bei Chocolat Royal Suisse für eine Story im Kölner Blick

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