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Henkersmahl

Henkersmahl

Titel: Henkersmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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seiner Begegnung mit dem Pferdeschwanzträger vor dem rechtsmedizinischen Institut und an der Bahnstation. Er gab eine detaillierte Beschreibung, während Sylvia Gerlach sich dazu Notizen machte.
    »Wenn er Ihnen erneut begegnet und Sie den Eindruck haben, er würde sie verfolgen, rufen Sie an« sagte Rössner.
    Florian nickte. Das war ein Befehl.
    »Apropos. Sie waren in der Wohnung ihres Freundes?«
    »Ja.« Florian gab es ohne Umschweife zu. »Nachdem ich erfahren hatte, dass Max gestorben war, wollte ich in Ruhe von ihm Abschied nehmen. In seinen eigenen vier Wänden, nicht in der Leichenhalle.« Florian spürte, wie der Kloß, der seit Max’ Tod seine Kehle blockierte, größer wurde.
    »Und dazu gehört, dass Sie seinen Anrufbeantworter abhören und Dinge mitnehmen, die für unsere Ermittlungsarbeit relevant sein könnten?«, mischte Sylvia Gerlach sich ein.
    »Bis vor Kurzem hieß es doch immer, er sei an Herzversagen gestorben?« Florians Stimme drohte zu kippen.
    »Beantworten Sie bitte Frau Gerlachs Frage«, sagte Rössner.
    Florian ließ einige Sekunden verstreichen. »Ich habe nichts aus der Wohnung mitgenommen.« Er streckte die Beine aus, faltete die Hände über dem Bauch und sah von Sylvia Gerlach zu Marco Rössner. »Und jetzt beantworten Sie mir bitte auch eine Frage.«
    Die beiden Staatsbeamten zogen die Augenbrauen hoch.
    »Seit wann genau wissen Sie, dass Max Kilian eines unnatürlichen Todes gestorben ist?« Mit ernstem Gesichtsausdruck sah Florian die Kommissare an.
    Sylvia Gerlach schwieg. Marco Rössner schien zunächst unschlüssig, ob er antworten sollte. »Von Wissen kann nicht die Rede sein. Wir vermuten es genau genommen seit gestern Nachmittag.«
    »Nicht schon eher?«
    »Nein, erst nachdem Dr. Sinzig uns über Ihren Besuch in Kenntnis gesetzt hatte. Wie Sie sich denken können, wäre es mir lieber gewesen, Sie hätten sich gleich an uns gewandt und nicht erst an den Rechtsmediziner.« Rössner gab sich Mühe, nicht allzu unfreundlich zu klingen, aber Florian merkte ihm seinen Ärger deutlich an. »Wir suchen jedoch nicht erst seit gestern nach dem verdächtigen Mann aus dem Fitnessstudio«, sagte er. »Bilden Sie sich bloß nichts ein. Wir haben bereits ein Phantombild anfertigen lassen. Morgen erscheint es in der Presse.« Rössner gesellte sich zu Sylvia Gerlach ans Fensterbrett. Beide verschränkten beinahe zeitgleich das rechte vor dem linken Bein und kreuzten synchron vor dem Oberkörper die Arme, was ein seltsames Bild der Eintracht vermittelte und bei Florian beinahe einen Lachreiz auslöste.
    »Kennen Sie eines der anderen Opfer?«, fragte Marco Rössner.
    Florian schüttelte den Kopf. Dass er mit Yvonne Kosuczek gesprochen hatte, verschwieg er. Rössner würde seinen Besuch in der Takustraße nur als weitere Einmischung in die Ermittlungsarbeiten interpretieren.
    Sylvia Gerlach schlenderte zurück zum Schreibtisch, setzte sich darauf und ließ die blau behosten Beine baumeln. Sie sah Florian an: »Kaffee?«
    Bevor er Ja sagen konnte, wies Rössner seine Kollegin zurecht. »Das hat Zeit.«
    Florian stutzte. Er sah hinüber zur Kommissarin, aber außer einem leichten Zucken um ihre Mundwinkel herum zeigte sie keinerlei Reaktion auf die Machtdemonstration ihres Chefs.
    »Wir werden Ihren Festnetzanschluss und Ihr Handy anzapfen. Vielleicht meldet sich der Unbekannte ja noch einmal«, sagte Rössner.
    Florian überlegte einen Moment, dann nickte er zustimmend. In diesem Fall schien ihm eine Abhöraktion gerechtfertigt zu sein.
    Der Kriminalhauptkommissar wandte sich an seine Kollegin. »Kümmere dich bitte darum. Die Nummern haben wir ja.«
    »Geht in Ordnung. Darum auch?« Sylvia Gerlach deutete auf den Korb und Rössner nickte. Mit erhobenem Kopf verließ sie, den Präsentkorb in der Hand, den Raum. Florian lächelte ihr aufmunternd zu. Er wünschte sich, dass Rössners Machogehabe ihr nichts anhaben würde. Als die Tür sich hinter der Kriminalkommissarin geschlossen hatte, bemerkte er, dass Rössner ihn beobachtete. Nach einer Weile setzte Rössner sich in Bewegung und kam so dicht an ihn heran, dass Florian die unterschiedlich großen Poren seiner Haut sehen und sein Aftershave riechen konnte. Unwillkürlich wich er auf seinem Stuhl ein Stück zurück.
    »Warum haben Sie sich nicht früher gemeldet?«, herrschte Rössner ihn an.
    Sein warmer Atem schlug Florian entgegen, woraufhin Florian die Zähne zusammenbiss, ohne eine Antwort zu geben. Es vergingen einige Sekunden, und

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