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Henkersmahl

Henkersmahl

Titel: Henkersmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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Journalist interessiert man sich nun mal für Vieles.«
    »Jetzt reden wir erst mal über das hübsche Körbchen, das Sie uns mitgebracht haben. Nehmen Sie Platz.« Rössner machte eine unmissverständliche Geste und Florian kam der Aufforderung, sich zu setzen, unmittelbar nach.
    Rössners klare Augen, die von Intelligenz zeugten, sahen ihn mit leichtem Spott an. »Ist ja ein Mordskorb.«
    Florian verkniff sich eine Erwiderung. Rössner zog den Präsentkorb über den Schreibtisch zu sich heran, streifte dünne Kunststoffhandschuhe über, die er aus einer der beiden Schreibtischschubladen gezogen hatte, nahm das Kuvert aus dem Korb und las die Worte, die Florian inzwischen auswendig kannte, laut vor. »›Und jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie müssten in Zukunft vor allem, was Sie essen, so viel Angst haben wie vor diesem Körbchen … Aber keine Sorge. Das hier ist alles sauber. Bon Appétit!‹«
    Der Kriminalhauptkommissar räusperte sich. Nachdem er die Briefkarte eingehend begutachtet hatte, sagte er: »Die Buchstaben sind aus Zeitschriften ausgeschnitten und zusammengeklebt worden.«
    »Ja«, sagte Florian.
    Marco Rössner nahm den Inhalt des Korbes in Augenschein. »Irgendetwas davon gegessen? Sieht gar nicht so schlecht aus, was da drin ist. Pastete, Pralinen, Weißwein …«
    Florian schüttelte den Kopf. »Nichts, absolut gar nichts.«
    »Ich hätte an Ihrer Stelle auch die Finger davon gelassen«, sagte er.
    Sylvia Gerlach, die Florian genau beobachtete, setzte sich seitlich von ihm auf den Schreibtisch, ein Bein über das andere geschlagen.
    »Irgendeine Ahnung, wer sich diese nette Idee hat einfallen lassen?«
    Wieder spürte Florian die Herablassung in Rössners Blick. »Keine Ahnung – das heißt, eine Vermutung, mehr aber auch nicht.«
    »Und?«
    »Vielleicht ist der Korb ein Präsent des anonymen Anrufers, von dem ich Ihnen bereits nach der Pressekonferenz kurz berichtet habe. Dem Mann, der mich und auch Max am Montag angerufen hat. Vielleicht stammt der Korb aber auch von dem unbekannten Gast aus dem Fitnessstudio, mit dem mein Freund zuletzt gesehen wurde. Vielleicht hat der ihn ja umgebracht.«
    »Wir wissen, dass Sie mit Dr. Sinzig gesprochen haben. Er hat uns darüber informiert.« Marco Rössner beobachtete Florian genau. »Vielleicht haben Sie recht und es gibt tatsächlich Zusammenhänge. Vielleicht handelt es sich bei dem unbekannten Anrufer, dem Mann aus dem Fitnessstudio und demjenigen, der den Präsentkorb vor Ihre Tür gestellt hat, um ein und dieselbe Person. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht wurde Max Kilian tatsächlich umgebracht. Aber was wäre das Motiv?« Rössner sah Florian an.
    Florian überlegte nicht lange und berichtete alles, was er seit Max’ Tod in Erfahrung gebracht hatte. Er erzählte von Max’ Recherchen, den Jugendbandenchefs Garcia Marquez und Alex Weyer, dem bevorstehenden Drogendeal, von dem er noch nicht wusste, wann er stattfinden sollte, von Daniel Fletters und dem Rotwein aus Dernau, und dass er vermutete, dass die Opfer vielleicht genau diesen Wein getrunken hatten. Nachdem Florian geendet hatte, schwieg Rössner eine ganze Weile.
    »Da waren Sie ja ganz schön fleißig«, sagte er. »Aber jetzt bleiben Sie mal bitte schön zu Hause auf dem Sofa sitzen. Marquez und Weyer sind nicht ungefährlich. Das ist mein Ernst.«
    Florian nickte und der Hauptkommissar strich sich übers Kinn, das ebenso unrasiert war wie sein eigenes.
    »Wissen Sie eigentlich, wann genau der Unbekannte bei Max Kilian angerufen hat?«
    »Es muss Montag vor 8 Uhr morgens gewesen sein. Max war noch zu Hause. Ich erhielt seinen Anruf gegen 8 Uhr.«
    Marco Rössner machte sich eine Notiz und erhob sich von seinem Platz hinterm Schreibtisch. »Wissen Sie, worüber die beiden sich unterhielten?«
    »Als Unterhaltung würde ich das nicht bezeichnen. Im Prinzip sagte der Mann zu Max das Gleiche wie zu mir. Keine Sendung über die Krankheitsfälle, oder es würde uns schlecht ergehen. Wie ich bereits erwähnte, die Stimme klang sehr jung.«
    »Wie jung?«
    »So zwischen 20 und 25 vielleicht.«
    »Rufen Sie sich die Stimme wieder ins Gedächtnis. Oft erinnert man sich erst nach Tagen oder Wochen an einen Namen.« Rössners Stimme klang routiniert, so, als gehöre dieser Satz zu seinem Standardrepertoire.
    »Vielleicht gehört die Stimme zu einem jungen Mann mit Pferdeschwanz.«
    Rössner blickte überrascht auf.
    »Ich glaube, ich werde beobachtet«, erklärte Florian und erzählte von

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