Henkersmahl
verhalf. Er musste unbedingt mit Marco Rössner sprechen. Die Aktivitäten von Burkhard Weidner, seiner Frau Barbara und Paul Seeland sollten von der Kripo dringend unter die Lupe genommen werden. Burkhard Weidner arbeitete immerhin im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium, war für die Vergabe von Forschungsgeldern zuständig und darüber hinaus mit Horst Schäfer befreundet.
Dr. Barbara Weidner wiederum war wissenschaftliche Mitarbeiterin von ›Agrotecc‹, und Florian zweifelte nicht daran, dass dies kein Zufall war.
Paul Seeland saß im Vorstand von ›Agrotecc‹ und leitete die Entwicklungsabteilung von Chocolat Royal Suisse.
Florian griff zum Telefonhörer und ließ es lange klingeln, aber Rössner hob nicht ab. Endlich meldete sich die Zentrale und er erfuhr, dass Rössner auf einem wichtigen Einsatz außer Haus sei. Nach kurzer Überlegung rief er Eddie an, da er das dringende Bedürfnis hatte, mit jemandem zu reden. Er war auch sofort am Apparat und hörte sich bis ins letzte Details gespannt an, was sich in den letzten 38 Stunden ereignet und was Florian alles in Erfahrung gebracht hatte. Es blieb erstaunlich ruhig in der Leitung.
»Ich glaube, dass nur, wer den Wein getrunken und Kopfschmerztabletten eingenommen hat, krank wurde oder gestorben ist. Es würde auf jeden Fall den Tod von Peter Mallmann, Yvonne Kosuczek und dem Medizinstudenten erklären. Ausgenommen den Tod von Max, aber Max schluckte ja auch Paracetamol statt Acetylsalicylsäure und trank Bier statt Wein.«
»Womit Max nicht einer Nahrungsmittelvergiftung zum Opfer fiel, sondern wahrscheinlich tatsächlich umgebracht wurde. Weil er Dinge herausgefunden hat, die er nicht herausfinden sollte. So wie jetzt du«, schlussfolgerte Eddie.
»Hm.«
»Du bist in Gefahr, weißt du das?«
Florian spürte seinen Zahn. »Nicht mehr als gestern auch.«
»Pass auf dich auf.«
»Mache ich.« Sein Blick fiel auf die Pistole.
Nach einem Moment sagte Eddie: »Übrigens. Auch die von mir Befragten litten unter Kopfschmerzen und nahmen Tabletten.«
»Gut zu wissen.«
Florian und Eddie verabredeten sich für den Abend. Nachdem das Telefonat beendet war, wählte Florian Dr. Sinzigs Telefonnummer, und er hatte Glück, der Rechtsmediziner war bei der Arbeit. Er meldete sich zwar mit einer Stimme, die darauf schließen ließ, dass er gerade Besseres zu tun hatte, als zu telefonieren, aber Florian ließ sich nicht abschrecken. »Gönnen Sie mir einen Augenblick«, insistierte er. »Wäre es vorstellbar, dass ein Zusammenhang zwischen Schmerztabletten und einem von den Opfern getrunkenen Rotwein existiert?«
»Ja«, sagte Dr. Sinzig. »Die haben alle zu tief ins Glas geschaut. Schon mal etwas von einem Kater gehört?«
Florian ignorierte die Ironie seiner Frage. »Wissen Sie, ich habe einen sehr vagen Verdacht. Ist es möglich, dass die Kombination von Acetylsalicylsäure und Wein Übelkeit auslöst oder, schlimmer noch, dass sie tödlich ist?«
Dr. Sinzig dachte einen Moment nach. »Eher unwahrscheinlich, aber es kommt ganz darauf an.«
»Worauf?«
»Auf die Inhaltsstoffe der Produkte. Eine krankmachende Wirkung von Acetylsalicylsäure in Kombination mit Rotwein ist, sofern beides nicht in extrem hoher Dosis eingenommen wird, noch nie da gewesen, solange der Wirkstoff auf dem Markt ist. Er wurde meines Wissens auch nie verändert. Also müssten folglich die Inhaltsstoffe des Weins toxisch sein. Tranken alle Opfer Wein derselben Marke?« Dr. Sinzig war auf einmal interessiert.
»Momentan sieht es ganz danach aus.« Florian vernahm das Klicken eines Feuerzeugs, dann hörte er, wie Dr. Sinzig inhalierte und den Rauch anschließend laut hörbar wieder ausstieß.
»Weiß die Polizei von Ihrem Verdacht?«
»Gestern habe ich Kriminalhauptkommissar Rössner einige Flaschen zur Untersuchung vorbeigebracht. Allerdings habe ich ihm von meiner Überlegung, dass der gleichzeitige Konsum von diesem Wein und Acetylsalicylsäure eine krankmachende oder gar tödliche Wirkung haben könnte, noch nichts erzählt. Die Idee kam mir eben erst, und Rössner ist jetzt nicht erreichbar. Ein wichtiger Einsatz, sagte man mir.«
»So.«
»Ich dachte, Sie könnten Rössner vielleicht informieren, falls er sich bei Ihnen meldet.«
»Das werde ich tun. Er ruft sicherlich nachher an.«
»Sollte die Kripo entsprechende Laboruntersuchungen veranlassen und sich mein Verdacht bestätigen, wird Profi Entertainment am Dienstag eine Sendung zum Thema machen.« Nach einer
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