Henkersmahl
Boden umsehen. Vielleicht gibt es da irgendetwas von Interesse für uns.« Florian sprach leise, um zu vermeiden, dass jemand anderes als Eddie hörte, was er sagte.
»Was hast du vor?«
»Ganz einfach. Reben ausgraben und Rössner zur Untersuchung auf den Tisch setzen. Außerdem würde ich gern auch mal Schäfers Büro unter die Lupe nehmen. Vielleicht finden sich aufschlussreiche Unterlagen. Bankauszüge, Verträge, Schriftverkehr …«
Eddie setzte die Brille wieder auf und strich sich nachdenklich über das Kinn.
»Am Samstag, als ich Schäfer einen Besuch abgestattet habe, war Weidner übrigens auch dort, Schäfer hat ihn mir höchstpersönlich vorgestellt. Ich frage mich nur, was Weidner dort wollte? Er machte einen ziemlich nervösen Eindruck. Irgendetwas treibt ihn um. Das sagt mir mein Bauch.«
»Wann willst du hin?«, fragte Eddie.
»Morgen Abend.«
»Wie wäre es mit ein bisschen Personenschutz? Ich glaube, den könntest du ganz gut gebrauchen.« Er grinste breit.
Florian grinste zurück. »Dann musst du vorher nur ein bisschen die Muskeln trainieren. Nein, im Ernst, ich freue mich, dass du mitkommst. Gibt es inzwischen eigentlich Neuigkeiten über Chocolat Royal Suisse?«
»Dein Kollege Curt Kasten ist der Sohn von Magda Frings.«
Das wusste Florian bereits von Jana.
»Sie hat die Kinder des alten Frings sauber ausgetrickst. Frings arbeitet gerade einen sehr großzügigen Geschäftsführervertrag für seine zweite Gattin aus. Sie wird die Stelle innehaben, und nicht, wie ursprünglich vorgesehen, Frings’ Sohn. Außerdem hat der Alte sein Testament ändern lassen. Die Kinder bekommen nur ihren Pflichtteil, alles andere erhält Magda.«
»Dann hat sie es also geschafft.«
»Scheint so.«
Florians Handy klingelte, und er überlegte, ob er das Gespräch überhaupt annehmen sollte. Ein Blick auf das Display zeigte ihm jedoch, dass es Marco Rössner war, und Florian drückte umgehend auf den grünen Knopf.
Der Kriminalhauptkommissar kam sofort zur Sache. »Gar nicht so dumm Ihre Idee, dass der Wein in Kombination mit Acetylsalicylsäure toxisch sein könnte. Wird schon untersucht.«
»Das freut mich.«
»Sie können es wohl einfach nicht lassen.«
»Was?«
»Ihre Nase in die Angelegenheiten der Kripo zu stecken.«
Florian schwieg.
»Wir haben übrigens die Stimme von Ihrem Anrufbeantworter.«
»Die Fangschaltung hat funktioniert?« Florian rutschte auf seinem Barhocker hin und her.
»Ja, er hat noch einmal angerufen. Schneller, als wir gehofft hatten.«
»Glückwunsch. Kenne ich ihn?«
»Er heißt Tim Weidner. Sagt Ihnen der Name etwas?«
»Ja. Wahrscheinlich ist das der Mann, der den Wein, den ich Ihnen aus Dernau mitgebracht habe, unters Volk gebracht hat. Aber persönlich kenne ich ihn nicht, ich habe ihn noch nie gesehen.«
»Kommen Sie doch morgen früh um 9 Uhr ins Kommissariat, dann können Sie mal einen Blick auf ihn werfen. Vielleicht war er es ja, der Sie überfallen hat.«
»Was hat er mir eigentlich diesmal für eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen?«
»Das Übliche. Keine Sendung über die Krankheitsfälle und so weiter. Sie kennen doch den Text. Weidner wird noch verhört. Übrigens, er war auch bei einem Drogendeal dabei.«
»Was?« Florian riss die Augen auf.
»Sie haben richtig gehört. Tim Weidner hat Schmiere gestanden, als der Bickendorfer Chef einer Jugendbande von einem Zwischenhändler ein Kilo Kokain entgegengenommen hat. Schwer bewaffnet die Jungs. Messer, Schlagringe, alles mögliche. Da haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, sozusagen.«
»Wow. Dieser Bandenchef, heißt der Alex Weyer?«
»Richtig.« Marco Rössner lachte plötzlich auf. »Aber wer stellt hier eigentlich die Fragen? Sie oder ich?«
»Sie natürlich«, sagte Florian.
»Gut, dass wir einer Meinung sind«, erwiderte Rössner, aber er hörte sich nicht unfreundlich an. Offenbar hatte ihn der Erfolg milde gestimmt.
Nachdem sie sich voneinander verabschiedet hatten, bestellte Florian zwei weitere Kölsch. Mit einem leichten Kribbeln in der Magengegend und leuchtenden Augen sah er Eddie an. »Es ist so weit. Jetzt kommt Bewegung ins Spiel.«
40
Florian konnte es kaum erwarten, Tim Weidner auf dem Polizeirevier gegenüberzutreten.
Sein Schlaf war alles andere als erholsam gewesen. Selbst der Ramazzotti und die diversen Kölsch sowie der Umstand, dass er schon gegen 23 Uhr im Bett gelegen hatte, hatten nichts genützt, er war wieder mehrmals in der
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