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Henkersmahl

Henkersmahl

Titel: Henkersmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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wandelte sich ihre Heiterkeit jedoch schnell in Entsetzen. Sie kam näher. »Um Himmels willen, was ist passiert?«
    So gelassen es ihm möglich war, berichtete Florian von dem Überfall, und Jana bestürmte ihn mit Fragen. Schließlich nahm sie ihm das Versprechen ab, nicht mehr ohne Waffe aus dem Haus zu gehen. Florian wies auf die Manteltasche seines Trenchcoats, er trug die Pistole bereits bei sich. Als Jana sich wieder gefasst hatte, reichte sie ihm einen Stoß Papier. »Hier, vielleicht hilft dir das weiter. Die Laborergebnisse der Polizei über Schäfers Spätburgunder.«
    Aufmerksam blätterte Florian die Unterlagen durch, aber was er las, war enttäuschend. Er hatte sich mehr erhofft. »Der Wein scheint einwandfrei zu sein.«
    »Ja, kein Hinweis darauf, dass er giftig ist«, sagte sie. »Schade. Das wäre es gewesen. Tut mir leid.«
    »Du kannst doch nichts dafür.«
    »Ich weiß, aber ich hätte dir zu gern die Lösung präsentiert.«
    »Und ich hätte wirklich gern ins Schwarze getroffen«, sagte Florian. »Hast du irgendetwas über Schäfer selbst herausgefunden?«
    »Nein, der hat eine lupenreine Weste. Ich muss jetzt leider weg, bin verabredet.«
    Florian sah auf. Was hatte er auch anderes erwartet. Also wurde aus dem gemeinsamen Abendessen, zu dem er sie gern eingeladen hätte, nichts. Er zwang sich, ihr viel Spaß zu wünschen. Als sie schon fast aus der Tür war, sagte er leise: »Und danke für alles.«
    Jana nickte, deutete kurz Richtung Florians Schreibtisch, wo sich ein Berg von Unterlagen türmte und antwortete: »Dir wünsche ich noch viel Erfolg!«
    Nachdem Florian wieder allein war und vor seinem Computer Platz genommen hatte, überlegte er, mit wem Jana verabredet sein könnte.
    Seufzend schob er den Stuhl zurück und legte seine Füße vorsichtig auf den Tisch, seine Rippen schmerzten. Mit gedankenverlorenem Blick griff er in die Kekstüte und verleibte sich einen Keks nach dem anderen ein. Die vielen Krümel, die er dabei um sich herum verstreute, beachtete er nicht. Er runzelte die Stirn, als er die Untersuchungsergebnisse der Polizei durchging. Sie besagten, dass Schäfers Spätburgunder einwandfrei war, und trotzdem hatte er Zweifel. Tim Weidner hatte den Wein Daniel Fletters und auch anderen Personen verkauft, die daran erkrankt waren. Florian nahm die Füße vom Tisch und gab Tim Weidners Namen in eine Suchmaschine im Internet ein, aber er erzielte keinen Treffer. Daraufhin tippte er den Namen des Vaters, Burkhard Weidner ein. Diesmal dauerte es nur einen Augenblick, und die Suchmaschine nannte ihm verschiedene Links zur Auswahl. Er klickte sich durch und landete schließlich auf der Internetseite des rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministeriums. Burkhard Weidner arbeitete hier als Referatsleiter. In Kürze hatte Florian herausgefunden, dass seine Abteilung auch zuständig war für die Vergabe von Forschungsgeldern. Die Ergebnisse für ›Agrotecc Laboratories‹ machten ihn unruhig. ›Agrotecc Laboratories‹ in Mainz war das Tochterunternehmen eines multinationalen Konzerns, der seinen Stammsitz in Phoenix, Arizona, hatte und Frazer Chemicals hieß.
    In Mainz war auch Max’ mutmaßlicher Mörder zuletzt gesehen worden.
    Florian las weiter. Frazer Chemicals produzierte nicht nur Pharmazeutika, sondern auch Pestizide und Herbizide für den Einsatz in der Landwirtschaft, darüber hinaus gentechnologisch veränderten Mais, Soja und Tomaten. Das Saatgut wurde weltweit angeboten. Neben der Durchführung eigener Forschungsprojekte war ›Agrotecc Laboratories‹ auch dafür zuständig, in den USA entwickelte Produkte an deutsche und europäische Unternehmen zu vertreiben. ›Agrotecc‹ warb auf seiner Homepage für Gentech-Produkte mit dem Argument, sie würden in der Agrarwirtschaft zu bedeutenden Ertragssteigerungen führen und neue Arbeitsplätze schaffen. Weiter hieß es, dass ›Agrotecc‹ derzeit an der Entwicklung gentechnologisch veränderter Weinreben arbeite. Im Vorstand von ›Agrotecc Laboratories‹ saß Paul Seeland. Das war der Bruder von Curts Mutter. Es folgte eine lange Liste von Namen, die ihm nichts sagten, bis er auf den Namen Dr. Barbara Weidner stieß, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin aufgeführt war. Er dachte sofort an die kurze Begegnung mit Burkhard Weidner und atmete tief durch. Barbara Weidner, das musste seine Frau sein.
    Unruhig ging er nun im Zimmer auf und ab, eine Angewohnheit, die andere nervte, ihm selbst aber zu erhöhter Konzentration

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