Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Henkersmahl

Henkersmahl

Titel: Henkersmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
Vom Netzwerk:
Es lässt sich aber auch in Pulverform synthetisch im Labor herstellen und leicht auf Lebensmittel streuen. Da das Pulver quasi geschmacksneutral ist, merkt kein Mensch, dass er gerade Gift geschluckt hat. Max hat es jedenfalls nicht gemerkt. Ungefähr 30 Minuten später war er tot.«
    »Der Mörder wurde noch nicht gefasst, nehme ich an?«
    »Nein.«
    Eddie nahm einen großen Schluck Kölsch. Dann setzte er die Brille ab und legte sie auf die Theke. »Ich hätte Max ein langes Leben gegönnt.«
    »Und ich erst.« Florian sah Eddie an. »Ich bin übrigens davon überzeugt, dass der Dernauer Winzer Horst Schäfer im Auftrag von ›Agrotecc Laboratories‹ gentechnisch veränderte Reben anpflanzt.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Die Muttergesellschaft, Frazer Chemicals aus den USA, ist Vorreiter in der Gentechnologie, zumindest bei Agrarprodukten. Es würde mich daher nicht wundern, wenn auch ›Agrotecc Deutschland‹ Gentech-Produkte für die Agrarwirtschaft entwickelt, und zwar ganz speziell für kleinere deutsche Winzer. Falls sie tatsächlich entsprechende Produkte zu Versuchszwecken anpflanzen, müsste es hierüber allerdings ein Gentech-Kataster geben, es sei denn, die Pflanzungen werden in Absprache mit dem Ministerium vor der Öffentlichkeit geheim gehalten. Du weißt, Bürgerinitiativen gegen Gentechnologie verwüsten gern mal das eine oder andere Feld.«
    »Gentechnisch veränderte Reben sind doch in Deutschland noch gar nicht zugelassen.«
    »Ja, aber es wäre doch möglich, dass ›Agrotecc‹ den deutschen Markt gezielt vorbereitet und im Vorfeld für nützliche Verbindungen zur Politik sorgt. Falls in der Entwicklungsarbeit also Reben mit außerordentlichen Eigenschaften herauskämen, beispielsweise mit deutlichen Geschmacksverbesserungen, Schädlingsresistenzen oder Eigenschaften, die den Ertrag steigern, ließe sich der Markt ganz anders öffnen. Winzer in diesem Fall vom Anbau gentechnisch veränderter Reben zu überzeugen, wäre sicher erheblich leichter als jetzt, da deutsche Winzer der Gentechnologie sehr skeptisch gegenüberstehen, zumal auch die Haftungsfrage noch immer ungeklärt ist.«
    »Die Haftungsfrage?«
    »Niemand will dafür haften, wenn gentechnisch veränderte Pflanzen Schaden anrichten, ob am Menschen oder nur auf dem Feld. Nach Informationen aus dem Internet ist in Deutschland aber ein neues Gentechnikgesetz in Vorbereitung, wonach die Genbauern bei Kontamination der Felder benachbarter Landwirte mit gentechnisch verändertem Material gesamtschuldnerisch und verschuldungsunabhängig haften sollen, vorausgesetzt, wirtschaftliche Einbußen sind nachweisbar und die Kontamination liegt über dem gesetzlich festgelegten Schwellenwert.«
    »Wahrscheinlich eher ein schwieriges Unterfangen, wirtschaftlichen Schaden nachzuweisen, oder?«, überlegte Eddie und setzte seinen Gedanken fort: »Wie kann sich ein herkömmlicher Landwirt oder gar ein Biobauer überhaupt vor ungewolltem Gentech-Saatgut schützen?«
    »Solange er nicht mindestens fünf Meter hohe Mauern um seine Felder zieht, die Wind und Bienen abhalten, praktisch gar nicht, das ist nahezu ausgeschlossen«, antwortete Florian.
    »Hm.« Eddie putzte seine Brille.
    »Aber zurück zu ›Agrotecc‹. Die haben natürlich dort, wo kleinere Winzer Probleme haben, mit der Konkurrenz mitzuhalten, das optimale Versuchsgebiet. Gelänge es ›Agrotecc‹, erst einmal einige für sich zu gewinnen, wäre der wichtige erste Schritt getan. Nach und nach ließe sich auch der Weg zu passenden Gesetzen leichter ebnen. Vor allem, wenn der Gatte einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin von ›Agrotecc Laboratories‹ im Wirtschafts- und Landwirtschaftsministerium an der Quelle von Forschungsgeldern sitzt und darüber hinaus Empfehlungen zu Gentechnikverordnungen ausspricht.«
    »Du meinst Burkhard und Barbara Weidner?«
    Florian nickte.
    Eddies Gesichtsausdruck verriet, dass er das soeben Gehörte noch einmal Revue passieren ließ, dann sagte er: »Falls Schäfer tatsächlich auf seinen Weinbergen solche Reben stehen hätte, wäre das ein Riesenskandal, ob nun mit oder ohne Wissen des Ministeriums, ob nun mit oder ohne Genehmigung. Nicht auszudenken, wenn dann auch noch der daraus gewonnene Wein in Kombination mit Acetylsalicylsäure gesundheitsschädlich oder gar tödlich wäre.« Eddie legte den Kopf in den Nacken und ließ den gesamten Inhalt des Kölschglases in seine Kehle laufen.
    »Ich würde mich gern mal etwas genauer auf Schäfers Grund und

Weitere Kostenlose Bücher