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Henkersmahl

Henkersmahl

Titel: Henkersmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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beinahe leid.
    Er verabschiedete sich. Auf dem Flur begegnete er Sylvia Gerlach, die gerade dabei war, den Getränkeautomaten mit Münzen zu füttern.
    »Schön, Sie zu sehen.« Die Polizistin strahlte ihn an.
    Florian lächelte und blieb stehen. »Hi. Sagen Sie mal, der Mann auf der Phantomzeichnung …« Er räusperte sich, nahm Sylvia Gerlach die letzte Münze aus der Hand und steckte sie in den Schlitz des Automaten. »Kaffee oder Tee?« Er nahm den etwas dumpfen Geruch ihrer Jacke wahr und sah ihr in die Augen.
    »Tee. Mit Zucker.«
    Florian drückte auf den entsprechenden Knopf. Sylvia Gerlach streckte die Hand nach dem Plastikbecher aus und rückte ihn ein wenig mittiger unter den Strahl rotbrauner Flüssigkeit, die der Automat röchelnd ausspie.
    »Rössner sagte mir, sie hätten diverse Hinweise aus der Bevölkerung.«
    »Wir verfolgen alles.«
    »Ich dachte …«
    »Tim Weidner war es definitiv nicht, wenn Sie das meinen, er hat für den betreffenden Abend ein Alibi. Es stimmt, das können Sie mir glauben. Wir haben es überprüft.«
    Florian dachte an Curt. »Ist der Verdächtige Deutscher? Ich meine, spricht er deutsch?«
    »Er spricht mit slawischem Akzent.« Sylvia Gerlach starrte ihn an. »Rössner bringt mich um, wenn er erfährt, dass ich Ihnen das erzählt habe.«
    »Er wird es nicht erfahren«, sagte er, zog den Becher aus dem Automaten und drückte ihn der Polizistin vorsichtig in die Hand. Er war glühend heiß.
    »Hören Sie, lassen Sie uns den Job machen, das ist nichts für Sie.« Sylvia Gerlach pustete Wellen in ihren Tee. »Mister X ist gefährlich.«

     

     

41
    Regine Liebermann war allein in ihrem Büro. Sie studierte Unterlagen, als Florian an die Tür klopfte. Wahrscheinlich saß sie seit 7 Uhr in der Früh schon wieder am Schreibtisch, mutmaßte er. Es wunderte ihn nicht, dass sie so viel arbeitete, denn jeder in der Firma wusste, dass es ihre Gewohnheit war. Erst recht, weil sie allein lebte.
    »Komm doch herein«, sagte sie und machte eine entsprechende Geste. Florian trat näher.
    »Setz dich.«
    »Was gibt es Neues?« Regine verlor selten Zeit mit Small Talk.
    »Max ist vergiftet worden, wahrscheinlich weil er etwas über die Ursachen der Krankheitsfälle in Erfahrung gebracht hat und jemand verhindern wollte, dass seine Recherchen ans Tageslicht gelangen.«
    Regine Liebermann lehnte sich in ihrem Sessel zurück und stieß einen Schwall Luft aus. »Ich habe es fast befürchtet.«
    Florian erzählte ihr alles, was er wusste. Dann sah er aus dem Fenster hinunter auf den Hansaring, wo wie immer Passanten aneinander vorbeihasteten. Er dachte daran, wie fassungslos Marianne auf die Nachricht von Max’ Tod reagiert hatte.
    »Pass auf, dass dir nicht auch noch etwas Schlimmes zustößt.« Regine deutete auf sein Gesicht. »Das hat hoffentlich private Ursachen.« Florian nickte. Vorsichtig fragte sie: »Du recherchierst doch weiter?«
    Er musste grinsen. Demnach konnte ihre Sorge um ihn also nicht so groß sein.
    »Ja, und wenn mich nicht alles täuscht, verfolge ich die gleichen Spuren wie Max. Vielleicht können wir doch morgen schon mit dem Thema auf Sendung gehen. Carlo wäre dann der Erste, der brandaktuell im Fernsehen über die Ursachen für die Krankheits- und Todesfälle berichtet.«
    »Das wäre sensationell.« Regine Liebermann hielt einen Moment inne, bevor sie weitersprach: »Aber bitte, begib dich nicht in Gefahr, ein toter Mitarbeiter reicht. Ich meine es ernst.«
    Sie war zwischen einer Sendung, die eine hervorragende Quote versprach, und der Gefahr, der sich ihr Angestellter bei seinen Recherchen aussetzte, hin und her gerissen. Aber sie war Geschäftsfrau genug, um im tiefsten Inneren zu hoffen, dass sie mit der Sendung einen Coup landen könnte, über den man in der Branche noch lange reden würde.
    Florian, der seiner Chefin ansah, welche Gedanken ihr durch den Kopf gingen, nahm es ihr nicht einmal übel, denn er wusste, was für Regine beim Sender in der letzten Zeit auf dem Spiel stand. Er beugte sich vor. »Morgen früh weiß ich, ob wir genug Input für die Sendung haben. Die über Brustkrebstherapien steht doch?«
    »Absolut. Curt und Katja haben hervorragende Arbeit geleistet.« Regine sah ihn prüfend an. »Wir könnten die Sendung über den Brustkrebs auch problemlos verschieben … wenn sich der Aufwand lohnt.«
    Florian überlegte bereits, wie sich eine Sendung über die Krankheitsfälle so kurzfristig stemmen ließe. Er ging im Zimmer auf und ab. »An

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