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Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung

Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung

Titel: Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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schaute kopfschüttelnd darauf. »Zehn nach drei, Bryan-Hennessy-Zeit. Wirst du diese Uhr eigentlich jemals richtig stellen?«
    »Na klar.« Bryan wühlte sich aus der Decke und lehnte sich gegen das mit kunstvollen Schnitzereien verzierte Kopfende des Bettes. »Ich habe mir bestimmt schon eine Notiz deswegen gemacht.« Er kratzte sich durch die Decke hindurch am Knie und sah Rachel nachdenklich an. »Ich möchte wissen, was aus der Notiz geworden ist.«
    »Es ist Viertel vor sieben«, stellte Rachel mit einem Blick auf ihren Wecker fest.
    Zeit aufzustehen und sich dem Tag zu stellen, dachte sie. Ihr Blick wanderte über die zerwühlte Decke und die zerquetschten Blüten, und sie lächelte. Nach einer Nacht wie dieser konnte der Tag gar nicht so schlimm werden.
    Sie gähnte, streckte sich und kratzte sich am Arm. Dann kuschelte sie sich an Bryans Schulter und meinte schüchtern: »Danke für die Blumen. Ich liebe Blumen.«
    Bryan wandte sich ihr zu und küsste sie auf die Schläfe. »Und ich liebe dich.«
    Rachels Herz machte einen Satz. Sie konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, daß er das sagte. Sie traute sich nicht, ihm das gleiche zu antworten; irgendwie fürchtete sie, dadurch den Bann zu brechen. Sie hatte Angst, ihn unter zu großen Druck zu setzen, zuviel von ihm zu erwarten.
    Gedankenverloren ließ sie eine Handvoll Blüten durch ihre Finger rieseln und kratzte sich mit der anderen Hand an der Hüfte. »Ich kann mir nichts Romantischeres vorstellen, als sich in Blumen zu lieben.«
    »Blumen sind romantisch«, stimmte ihr Bryan zerstreut zu. Er schlug die Decke zurück, schaute stirnrunzelnd auf seinen Bauch und begann sich dort zu kratzen. »Ameisen dagegen weniger.«
    »Ameisen?« fragte Rachel und kratzte sich an der Schulter.
    »Hmm. Ganz richtig«, erklärte er ihr. »Das ganze Bett ist voll davon. Anscheinend sind sie mit den Blumen reingekommen«, überlegte er, aber seine Erklärung drang nicht mehr bis zu Rachel durch, die schon kreischend aus dem Bett gesprungen war und sich wie ein nasser Pudel schüttelte. Er sah zu, wie sie ihren Morgenmantel vom Haken riss , mit den Armen in die Ärmel fuhr und zur Tür stürzte.
    »Viel Spaß beim Duschen!« rief er ihr lachend nach, dann kramte er auf dem Nachttisch nach einem Zettel und einem Stift und machte sich eine weitere Notiz - HÜTE DICH VOR AMEISEN.

Kapitel 9
    Rachel stand vor der Tür zum Zimmer ihrer Mutter, genauso nervös wie damals mit fünfzehn, als sie Addie das erstemal um Erlaubnis gebeten hatte, zu einer Verabredung gehen zu dürfen. Sie war frisch geduscht, von allen Ameisen befreit und sah in ihrem schwarzen Rock und ihrer lavendelfarbenen Baumwollbluse adretter aus als jede Gesangslehrerin, die ihr in ihrem ganzen Leben begegnet war. Ihr Haar war im Nacken zu einem festen Knoten geschlungen, und nur einige wenige Strähnchen waren der strengen Frisur entkommen und umrahmten ihr Gesicht.
    Sie wusste , daß man sich normalerweise nicht soviel Mühe zu geben brauchte, bevor man seiner eigenen Mutter gegenübertrat. Eine Mutter sollte eigentlich nicht so viel auf Äußerlichkeiten geben. Eine Mutter sollte ihre Kinder in Lumpen genauso lieben wie in Designerkleidung. Aber genau diese Denkweise hatte all die Probleme zwischen ihr und Addie verursacht, deshalb hielt Rachel mit diesem Gedanken inne, bevor sie auf Abwege geriet.
    Ein neuer Tag, ein neuer Anfang. Sie fühlte sich frisch und gestärkt und erstaunlich ausgeruht, wenn man bedachte, wie wenig sie geschlafen hatte. Die Nacht in Bryans Armen hatte ihre Lebensgeister wieder geweckt und ihr neue Kraft verliehen. Sie strotzte vor Energie und war gewillt, sich allem zu stellen, was dieser Tag für sie bereithalten mochte. Während sie sich die Blüten und Ameisen abgeduscht hatte, war sie zu dem Schluss gekommen, daß sie ihre Anstrengungen, sich mit Addie zu versöhnen, verdoppeln musste .
    Rachel hob die Hand, um anzuklopfen, aber in diesem Augenblick flog die Tür auf, als hätte sie jemand von innen aufgerissen. Addie stand allerdings am anderen Ende des Zimmers, in einem gelben, geblümten Hauskleid, und versuchte angestrengt und mit finsterer Miene, ihr Haar zu flechten. Sie kreuzte zwei Strähnen, kreuzte sie erneut, legte eine dritte Strähne darüber, fluchte dann und begann wieder von vorne.
    Rachel begriff, daß ihre Mutter entweder vergessen hatte, wie man Zöpfe flechtet, oder daß die Befehle irgendwo auf dem Weg vom Gehirn zu den Händen steckenblieben; die Ärzte

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