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Henningstadt

Henningstadt

Titel: Henningstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Brühl
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sie so weit hochgezogen!», sagt er und zieht sie langsam ein paar Zentimeter weiter runter, so dass das Gummi band rund um Hennings schlanken Körper auf einer Höhe bleibt. Hennings Hände zittern vor Spannung und vielleicht vor Geilheit. Er würde sich gerne nach hinten fallen lassen in Steffens Arme. Er würde gerne von dem Mann gestreichelt werden, ihn riechen und will Steffens Wärme überall spüren. Steffens Hände haben mehr Kör per kontakt zu Henning als nötig, aber nicht viel mehr. Er könnte den Kleinen nehmen, auf sein Bett legen, sich drauf, abrubbeln und gehen. Er weiß auch nicht. Lust hat er, das ist nicht das Problem. Henning macht nicht den Eindruck, als sei er der Situation irgendwie gewachsen. Hen ning betrachtet dieses bekloppte Leben mit großen, leuchtenden Augen und freut sich auf die Dinge, die kom men werden, denkt Steffen. Henning ist geil, offen bar. Steffen drückt seinen Körper von hinten an Hennings Rücken, an seinen Po, an seine Beine, die Hände schiebt er dabei um Hennings Becken nach vorne und legt sie auf seine Oberschenkel. Er streichelt sie ein bisschen. Dann nimmt er seine Hände weg und entfernt seinen Körper aus Hennings Aura. «Komm», sagt Steffen. «Mach mir ‘ nen Kaffee.» Sonst nichts. Benommen, enttäuscht, zufrie den und glücklich schwebt Henning in die Küche, zum Fenster raus, in den Himmel, holt tief Luft, stellt sich in die zweite Reihe des Chors der himmlischen Heerscharen, so dass Gott ihn nicht gleich sieht, singt eine Runde Hal le luja mit, fliegt zurück in die Küche, wirft das Kaffee pulver auf den Boden, setzt Kaffee auf und sieht Steffen grinsen. «Geht ’ s dir gut?», fragt Steffen. «Ja», krächzt Hen ning, räuspert sich. Um nicht ganz albern zu wirken, sagt er noch «Ja, danke» mit normaler Stimme. «Dann kannst du ja noch Kaffeewasser in die Maschine tun», grinst Steffen weiter. Henning ist verlegen. Mit seinen nackten Beinen und dem T-Shirt. Es macht ihm großen Spaß, seinen Körper zu zeigen, gesehen zu werden.
    Süßer Kleiner, denkt Steffen und setzt sich entspannt und amüsiert auf einen Küchenstuhl dieser offensichtlich elterlichen Wohnung. Er war seit Menschengedenken nicht mehr bei einem Mann zu Hause, der noch bei seinen Eltern wohnt. Hennings Körper ist ganz schlank. Hen nings Beine sind behaart, an den Armen hat er ganz zarte Härchen, die zu allem Überfluss auch noch golden in der Sonne glänzen, wenn sie draufscheint. Das Gesicht ist zart. Das ist kein Mann. Das ist ein Mann. Steffen weiß nicht recht. Die Initiative ist immer von Henning ausge gangen. Hennings Initiative hat darin bestanden, ihm an zu bieten, initiativ zu werden. Wahrscheinlich weiß er ganz genau, was er will, denkt Steffen. Er betrachtet das Spiel der Muskeln unter Hennings Haut. Er kann irgendwie schlecht einschätzen, wie alt man ist, wenn man sieb zehn ist. Steffen hatte sein Coming-out, als er zweiund zwanzig war. Vielleicht ist Henning schon zweiundzwan zig.
    «Hast du eigentlich schon mit vielen Männern Sex ge habt?», fragt Henning.
    «Ach, ich hab schon mit diesem und jedem — jenem mal geschlafen», wiegelt Steffen ab. «Und du?»
    «Ich nicht», sagt Henning, wobei unklar bleibt, ob er nicht mit vielen oder noch mit keinem Mann Sex gehabt hat und wie es mit den Frauen steht. Verlegen kratzt sich Henning am Po, wobei er die Unterhose an der betref fenden Pobacke hochschiebt.
    «Henning!», ruft seine Mutter im Tone höchsten Ent zückens.
     
     
     
    32
     
    Die Stimmen von Hennings Eltern stehen im Flur. Wahrscheinlich zusammen mit den Eltern selbst. Henning erschrickt, ihm fallen mindestens drei Filmszenen ein, in denen der Liebhaber schnell unters Bett oder in den Kleiderschrank muss. Gibt es beides in der Küche nicht. Die Eltern ziehen ihre Jacken aus und gleich kommen sie rein.
    «Das sind meine Eltern.»
    «Soll ich mich unterm Bett verstecken?», schlägt Stef fen vor, der sieht, dass Henning erschrocken ist.
    «Wenn du eins dabei hast», gibt Henning zurück und beruhigt sich. Schließlich, warum soll er nicht mit einem älteren Freund in der Küche sitzen. Nur dass er in der Unterhose ist, kommt allen ein bisschen seltsam vor.
    Die Tür geht auf. «Da bist du ja. Wir sind wieder da-ha!»
    Hennings Mutter stürmt auf Henning los, nimmt ihn in den Arm und schmatzt ihm auf die Wange, und da freut er sich auch, dass seine Eltern wieder da sind. Er und sein Vater begrüßen sich mittels einer beiderseitigen männlichen Umarmung, die

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