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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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hatte sich dabei oft schlafend gestellt, wenn auch ohne großen Erfolg. Einmal hatte Eva Mavis Mottram konsultiert, die ihr den Tipp gegeben hatte, dass Druck auf die Hoden ihn ganz sicher aufwecken würde.
    »Ich mache das immer, wenn ich scharf auf Patrick bin«, hatte sie gesagt. »Hat bis jetzt immer funktioniert.«
    Bei Wilt jedoch nicht. Er nannte es die »Nussknackermethode«. Bei den wenigen Malen, wenn Eva beide Hände benutzt hatte, war er mit einem Schrei aus dem Bett gesprungen und hatte gefragt, ob sie ihn kastrieren wollte.
    »Wenn du zeigen willst, wie stark du bist, versuch’s mal mit zwei verdammten Walnüssen!«, hatte er eines Nachts geächzt und war nach unten gehumpelt, um eine Schüssel Nüsse zu holen. Seine Reaktion hatte von seiner Warte aus gesehen den erwünschten Effekt gehabt, wenn auch nicht aus Evas.
    Seine Schreie weckten unweigerlich die Vier, wenn sie in den Ferien zu Hause waren, und nur allzu oft kamen sie aus ihren zwei Schlafzimmern gestürzt und wollten wissen, was los sei.
    »Nichts«, hatte Wilt damals gewimmert, als er die Treppe hinaufgekrochen kam, in der einen Hand die Walnüsse, in der anderen sein Skrotum. »Mummy hat nur Hunger.«
    »Auf Walnüsse?«
    »Ja, auf Walnüsse. Ihr wisst doch, sie findet, sie sind gesund.«
    »Und warum krümmst du dich dann so?«, hatte Penelope in jener denkwürdig qualvollen Nacht gefragt.
    »Weil sie mich mit dem verdammten Baum verwechselt hat«, stöhnte Wilt und schloss die Schlafzimmertür.
    Die Vier ließen sich nicht hinters Licht führen. Emmelines durchdringende Stimme war deutlich zu hören: »Mummy ist mal wieder spitz«, erklärte sie den anderen draußen auf dem Flur. »Ich glaube, sie steht auf S und M.«
    Eine Bemerkung, die Eva jeden Gedanken an Sex vergessen ließ. Sie sprang aus dem Bett, steckte den Kopf zur Tür hinaus und machte den Mädchen die Hölle heiß. Dann kehrte sie ins Bett zurück und machte Wilt ebenfalls die Hölle heiß, wenn auch dankenswerterweise ohne irgendwelche physischen Strafmaßnahmen.
    An diesem Abend legte er sich mit dem tröstlichen Gedanken schlafen, dass es doch von Vorteile sein mochte, die Vier während der Ferien zu Hause zu haben.

6
    In der Zwischenzeit hatte Inspector Flint auf der Polizeiwache freie Zeit. Er verbrachte sie damit, aus dem Fenster zu starren und über Mr. Henry Wilt nachzudenken, das immerwährende Rätsel. Seit er vorigen Sommer jenes Gefühl der Befreiung empfunden hatte, als Wilt überfallen worden war, war er zu dem Schluss gekommen, dass der Mann in gewisser Weise das geborene Opfer war, mit der Begabung, sich selbst in katastrophale Situationen zu bringen, um sich dann wieder daraus hervorzuwinden wie ein Aal. Andererseits hatte er eine wahrhaft gottgegebene und manchmal teuflische Fähigkeit, sich mehrdeutig auszudrücken und bei Vernehmungen Antworten von so schwindelerregender Belanglosigkeit zu geben, dass sie Flint mehrfach beinahe selbst in den Wahnsinn getrieben hatten. Der Inspektor hatte in der Stadtbibliothek sowohl »Mehrdeutigkeit« als auch »Belanglosigkeit« im Wörterbuch nachgesehen und war zu dem Schluss gekommen, dass sie definitiv auf Henry Wilt passten. Tatsächlich war der Bursche auf seine ganz eigene teuflische Art beinahe bewundernswert.
    Flints Gefühle gegenüber Superintendent Hodge waren allerdings gerade das Gegenteil. Es gab absolut nichts Bewundernswertes an Hodge. Kurz gesagt, Flint hasste ihn und hätte ihn einen »verdammten Volltrottel« genannt, von Angesicht zu Angesicht, hätte Hodge nicht Einfluss in höheren Kommandorängen.
    Stattdessen äußerte er seine Meinung gegenüber Sergeant Yates, der deutlich zeigte, dass er Flints Gefühle dem Superintendenten gegenüber teilte, indem er Hodge mit »dieses dumme Arschloch« betitelte. Draußen strahlte die Sonne. Während er durch sein Fenster auf den Park hinausstarrte, fragte sich der Inspector müßig, was Wilt wohl vorhatte.
    Wilt freute sich ganz und gar nicht darauf, von Lady Clarissa unter die Lupe genommen zu werden.
    »Du musst dich von deiner besten Seite zeigen«, hatte Eva ihn deutlich öfter angewiesen, als ihm lieb war. »Und vergiss nicht zu sagen, dass du in Cambridge aufs Porterhouse College gegangen bist.«
    »Mit anderen Worten, ich soll sie anlügen? Ich habe dir doch gesagt, ich bin nicht mal in die Nähe dieses Colleges gekommen.«
    »Das ist nicht nett von dir, und außerdem ist das doch nur ein ganz kleines bisschen geflunkert. Du musst sie

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