Henry haut ab: Roman (German Edition)
sei.«
»Aber das kann doch durchaus sein. Immerhin hat Sandra schon öfter absurde Geschichten über andere Mädchen erfunden«, gab Miss Sanger zu bedenken. »Meiner Erfahrung nach kann man ihr nicht trauen. Anna Mayle ist beinahe von der Schule geflogen, weil Sandra sie beschuldigt hatte, ihre Schlüpfer aus der Wäscherei gestohlen zu haben, und zwar alle, während sie mit Pfeiffer’schem Drüsenfieber auf der Krankenstation lag. Das hat sich später als dreiste Lüge herausgestellt. Wir haben die Schlüpfer schließlich hinter einer der Waschmaschinen gefunden.«
Die Direktorin nickte.
»Mrs. Bluwell hat zugegeben, dass sie einen Haufen feuchter Unterwäsche oben auf der Maschine hat liegen lassen, also können Sandras dahintergefallen sein. Es gab keinen Beweis dafür, dass Anna etwas damit zu tun hatte. Außerdem, ihr Vater ist Bischof, und ihr Benehmen war stets tadellos. Ich sehe allerdings nicht, wie wir Mr. und Mrs. Wilt bitten können, ihre Töchter von der Schule zu nehmen, nur weil Sandra Clalley sie beschuldigt, gestern Nacht Feueralarm ausgelöst zu haben.«
»Aber der Feueralarm ist doch noch gar nichts!«, rief Ms. Young und begann einen Katalog anderer Verfehlungen der Wilt-Mädchen aufzulisten – wobei Verfehlungen noch eine harmlose Bezeichnung war. In nahezu jeder davon wurde sie von Miss Sanger unterstützt. Als die Besprechung zu Ende war, musste die Rektorin zugeben, dass es sehr schwierig war zu entscheiden, wie man am besten mit den vier Mädchen verfahren sollte. Am Ende willigte sie ein, Mr. und Mrs. Wilt zu schreiben und ihnen mitzuteilen, dass sie es in Erwägung ziehen müsse, sie zu bitten, ihre Töchter im nächsten Schuljahr aus der Schule zu nehmen, falls sich deren Verhalten nicht besserte.
»Wahrscheinlich ist das reine Zeitverschwendung«, seufzte Ms. Young, als sie und Miss Sanger den Flur entlanggingen. »Haben Sie die Mutter schon mal gesehen?« Miss Sanger verneinte. »Eine schrecklich vulgäre Person – und ich meine wirklich vulgär. Ich weiß nicht, wie die Rektorin diese Mädchen jemals aufnehmen konnte.«
»Möglicherweise weil ihr Vater der Fakultätsleiter an irgendeiner Universität ist«, gab Miss Sanger zu bedenken.
»Ich glaube, es war eher, weil wir noch nie Vierlinge an der Schule hatten. Und weil die Schülerzahlen so gesunken sind. Vierlinge machen die Schule wohl interessant. Einzigartig sind die kleinen Biester mit Sicherheit, allerdings auf wirklich grässliche Weise. Ich hoffe nur, sie stellen irgendetwas wirklich Schlimmes an und sorgen dafür, dass sie hinausgeworfen werden. Ich kann das nicht mehr lange ertragen.«
Sie trennten sich, und Ms. Young marschierte mit einem sehr bösen Gesichtsausdruck zu ihrem Haus zurück.
Samantha wartete vor dem Büro der Rektorin, bis sie hörte, dass diese den Raum verließ. Dann kroch sie vorsichtig aus dem Gebüsch neben dem Fenster und rannte zurück, um den anderen drei Bericht zu erstatten.
»Die alte Kuh will Mum und Dad schreiben, dass wir gehen müssen, wenn wir uns nächstes Jahr nicht wirklich gut benehmen.«
»Ms. Young sagt, dass Emmy den Feueralarm ausgelöst hat, wäre der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Sie hält uns für ein Rudel Wilde.«
»Das gefällt mir! Die sind doch alle total eingebildet. Ganz besonders die blöde Young. Ich bin dafür, dass wir irgendwas an ihrem Auto machen«, sagte Emmeline. »Das wird ihr ein Lehre sein.«
»Was denn? Eine Kartoffel in den Auspuff stecken, wie zu Hause bei Mr. Floren, diesem alten Widerling? Er musste den ganzen Motor auseinandernehmen lassen, bevor sie das Ding gefunden haben.«
Emmeline schüttelte den Kopf.
»Etwas viel Besseres. Etwas, das den Motor kaputt macht, so dass sie lange nicht fahren kann.«
»Zucker im Tank«, meinte Penelope nachdenklich. »Das dauert aber eine Weile. Das Zeug lagert sich nach und nach auf den Kolben und Ventilen ab, und dann frisst sich der Motor fest.«
»Wartet, ich weiß was!«, rief Josephine dazwischen. »Ich habe gehört, wie der Mechaniker, der unser Auto wartet, einem Mann gesagt hat, Karborund-Pulver würde einen Motor endgültig zerstören.«
»Und wo kriegen wir Karborund-Pulver her? Zucker ist einfacher.«
»Und wenn sie den Tankdeckel abschließt?«, fragte Samantha.
»Das hat sie nicht getan, als sie Martha und mich letzte Woche zum Zahnarzt gefahren hat«, erzählte Emmeline. »Sie ist einfach ausgestiegen und hat den Deckel abgeschraubt, während die
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