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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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lassen könnte, dann gelang es ihm vielleicht, hier herauszukommen.

9
    Am nächsten Morgen wachte Wilt überraschend früh auf und paukte den Ersten Weltkrieg über seinem üblichen Müsli-Frühstück, von dem Eva steif und fest behauptete, es sei gut für ihn. Eva war zu seiner großen Freude noch im Bett. Wahrscheinlich wäre er nicht so entspannt gewesen, wenn er gewusst hätte, dass sie finstere Gedanken über ihn und Lady Clarissa wälzte. Schließlich kam Eva in ihrem lila-gelben Morgenmantel die Treppe herunter und war erleichtert, ihn am Küchentisch vorzufinden, offensichtlich in sein Buch versunken.
    »Was liest du da?«
    »Nur eine Darstellung der entscheidenden Schlachten des Ersten Weltkriegs«, antwortete er. »Ich dachte, ich gehe das besser erst noch mal durch, bevor ich versuche, es Wie-hieß-er-noch auch nur annähernd verständlich zu machen. Du weißt schon, dem Gadsley-Sprössling … Edward. Ich muss sagen, die Aussicht begeistert mich nicht gerade. Das ist ziemlich blutige Lektüre – aber das macht es bestimmt interessanter für den jungen Wilden.«
    Eva wollte es gar nicht wissen. Stattdessen machte sie eine Kanne Tee für sich selbst und Kaffee für Wilt.
    »Ich hoffe, du hattest gestern einen netten Abend«, sagte sie sarkastisch, als sie den Becher auf den Tisch stellte, genau so weit entfernt, dass er nicht daran herankam. »Warst wohl wieder saufen.«
    In der Tat hatte Wilt das dringende Bedürfnis verspürt, im Pub Zuflucht zu suchen, nachdem ihm seine Frau mit Vorträgen über gutes Benehmen in Sandystones Hall so zugesetzt hatte: Er solle sich nicht betrinken, nicht fluchen, keinen Sex mit Lady Clarissa haben. Oder zulassen, dass Lady Clarissa Sex mit ihm hatte. In seiner Verzweiflung war er zu den Braintrees gegangen und hatte Peter ins Duck and Dragon gezerrt, wo sie draußen gesessen, Bier getrunken und den Schiffen nachgesehen hatten, die auf dem Fluss vorbeifuhren.
    »Wie ist denn diese Lady Clarissa so?«, hatte Peter gefragt.
    »Sie kippt riesige Martinis wie Wasser. Bestimmt Alkoholikerin … zumindest hatte ich beim Lunch diesen Eindruck. Es würde mich stark überraschen, wenn sie nicht auch einen Liebhaber hätte, so wie sie mir schöne Augen gemacht hat. Eins ist jedenfalls sicher, aus so was werde ich mich fein heraushalten. Nicht dass ich vorhätte, Eva in nächster Zukunft aus ihrem Elend zu erlösen. Die Wahrheit ist doch, sie interessiert sich nur für die fünfzehnhundert Pfund die Woche, die ich bekomme, um diesen schwachköpfigen Sohn zu unterrichten.«
    Wilt war nur so lange fortgeblieben, bis er sicher sein konnte, dass Eva vor ihm zu Bett gegangen war, und er war sogar ziemlich nüchtern gewesen, als er nach Hause ging.
    Eva trank ihren Tee aus und ging wieder nach oben, ließ ihn sich wieder auf sein Buch konzentrieren. Zu Wilts Überraschung und Entsetzen kam sie kurze Zeit später zurück, dieses Mal in einem durchsichtigen Negligé, durch das er ihren knallroten Schlüpfer leuchten sah. Das bedeutete nur eins, und Eva fasste es in Worte: »Ich habe nachgedacht, Henry, und bin zu dem Schluss gekommen, dass wir mal wieder Geschlecht haben sollten«, verkündete sie und benutzte das Wort, das Wilt zu verabscheuen gelernt hatte.
    »Wenn du damit Sex meinst …«, fing er an.
    »Genau«, unterbrach ihn Eva. »Wir hatten seit Ewigkeiten keinen mehr, und in Sandystones Hall werden wir wohl kaum Gelegenheit dazu bekommen. Abgesehen davon, dass die Mädchen auch da sein werden und …«
    Wilt unterbrach sie.
    »… du so einen Krach machst, dass sie zwangsläufig merken, was wir tun. Nicht dass das irgendetwas ausmachen würde. Die wissen mehr über Sex als ich. Hast du Emmeline neulich nicht gehört? Jedenfalls habe ich heute Nacht so gut wie nicht geschlafen und bin fix und fertig. Ich würde ihn nicht mal hochkriegen, wenn ich wollte. Was ich nicht tue.«
    »Hmm, ja, und ich frage mich, was du gemacht hast, dass du so ›fix und fertig‹ bist, und ob das etwas damit zu tun hat, dass du dir angewöhnt hast, in einem anderen Zimmer zu schlafen? Mavis Mottram meint, wenn du ein Mann mit normalen Gelüsten bist, musst du dich selbst befriedigen, wenn du mich nicht befriedigst. Nicht, dass ›normal‹ ein Wort ist, das ich ansonsten für irgendeine deiner Aktivitäten verwenden würde. Wie auch immer, es wird dich freuen zu hören, dass sie mir Viagra gegeben hat, damit du eine Erektion bekommst. Ich weiß, das ist beim letzten Mal schiefgegangen, aber sie sagt,

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