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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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dem, was sie selbst isst. Ich meine, ich gebe ihr Kost und Logis. So bekomme ich großartiges Essen, und wir sparen auch noch Geld.«
    »Perfekt«, sagte Lady Clarissa. »Sag mir nur noch eins, bevor du tot umfällst. Ist diese Philomena Jones eine Zigeunerin?«
    Sir George zögerte einen Augenblick.
    »Weißt du, das habe ich auch schon gedacht«, sagte er schließlich. »Sie wohnt mit Sicherheit hier in der Nähe, und der Mann, mit dem sie normalerweise zusammenlebt, ist wegen irgendetwas zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden. Ich glaube, tätlicher Angriff auf einen Wildhüter. Hätte ich gewusst, dass seine Frau so eine exzellente Köchin ist – wenn sie denn seine Frau ist –, dann hätte ich ihm eine wesentlich längere Strafe aufgebrummt.«
    »Brillant! Absolut brillant! Kein Wunder, dass sie deinen Tod will«, sagte Clarissa, während sie aus dem Fenster starrte und überlegte, was zu tun war. Sie wollte nicht wieder Witwe werden. Oder zumindest jetzt noch nicht. Andererseits hatte sie nicht die Absicht, die Vorstellungen ihres Mannes von Gourmet-Küche zu teilen. Gartenschnecken und Igel waren … sie bemühte sich, eine passende Bezeichnung zu finden und scheiterte. Stattdessen versuchte sie einen anderen Ansatz.
    »Irre ich mich, wenn ich annehme, dass diese Kreatur fett ist?«
    »Wie ein Butterball«, antwortete Sir George. »Was immer ein Butterball ist.«
    »Mit anderen Worten, sie ist extrem fett.«
    »Oh, das würde ich nicht sagen. Übergewichtig vielleicht, aber nicht wirklich fettleibig.«
    »Wir beide haben unterschiedliche Vorstellungen von fettleibig. Ich kann nicht sagen, dass ich deine Vorliebe für kolossale Frauen jemals verstehen konnte – Gott allein weiß, warum du mich überhaupt geheiratet hast.« Sie starrte Sir George böse an, forderte ihn heraus, auf diese letzte Bemerkung zu reagieren. Er hatte zumindest den Anstand, nicht zu antworten.
    »Na schön, dann gehe ich besser und sehe nach, wie dieses Paradebeispiel der Cordon-bleu-Küche aussieht.«
    »Du kannst jederzeit nach ihr klingeln. Sie mag es sogar, wenn ich nach ihr schicke.«
    »Ganz bestimmt, aber ich will lieber selbst sehen, was für ein wildes Tier sie heute Abend für uns zubereitet. Krötenbeine aus dem trockenen Graben vielleicht? Hasenhoden auf Toast? Ich verzweifle noch an dir, George, wirklich.«
    Und mit dieser fröhlichen Bemerkung auf den Lippen marschierte Lady Clarissa den langen Flur zur Küche hinunter, um sich einer Frau gegenüberzusehen, die mit ihrem blonden Haar und der fahlen Haut nicht im Mindesten wie eine Zigeunerin aussah. Sie hatte eher eine Stupsnase und rosige Wangen, die unter einem Paar tiefliegender Augen hervorquollen. Ja, sie quoll im Grunde überall auf groteske Weise hervor.
    »Sie müssen Philomena sein«, sagte Lady Clarissa. »Philomena Jones.«
    »Sie können mich Philly nennen. Das tun die meisten Leute.«
    »Und ist das ihr richtiger Name? Nicht dass es eine Rolle spielen würde.«
    »Ja, Mam, außer dem hinteren Teil. Den hab ich fürs Gericht dazuerfunden.«
    »Also, ich bin Lady Gadsley, und Sie werden mich mit ›Mylady‹ anreden.«
    »Ja, Mam. Ihn nenne ich Mr. Gadsley.«
    »Ihn können Sie nennen, wie sie wollen, auch wenn ich es vorziehen würde, wenn sie ab jetzt vorwiegend mit mir sprächen. Und was schlagen Sie vor, um uns heute Abend zu vergiften?«
    »Vergiften, Mam? Dachten Sie an was Bestimmtes?«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen mich nicht ›Mam‹ nennen.«
    Philly grinste.
    »Weiß ich, aber wenn ich Sie ›Mylady‹ nennen würde, müsste ich womöglich noch knicksen, oder? Und dann würde ich vielleicht hinfallen und Schwierigkeiten haben, wieder hochzukommen. Ich muss sogar sehr vorsichtig aus dem Bett aufstehen. Ich bin mal vor eine Dampfwalze gefallen und hab’s erst im letzten Augenblick geschafft davonzukrabbeln …«
    »Was für ein Jammer«, sagte Clarissa zweideutig. »Aber ich bin nicht hergekommen, um die Missgeschicke der ganzen Welt zu besprechen. Ich wollte den Speisezettel besprechen.«
    »Den Zettel? Ich weiß ja nicht, was Sie so auf dem Zettel haben. Auch wenn Mr. Gadsley es gern hat, wenn’s abends bisschen knuspert, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Lady Clarissa schauderte.
    »Ich möchte nur eindeutig klarstellen, dass ich die Vorliebe meine Mannes für Schnecken, Igel, Blutwurst und Stopfleberfüllungen nicht teile, ganz zu schweigen von all den anderen niederen Tieren, die Sie anscheinend auftischen. Nach allem, was

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