Henry haut ab: Roman (German Edition)
Direktorin, die angeordnet hatte, dass sie sich bis zu ihrer Abreise in die Sommerferien von den anderen fernzuhalten hätten.
»Die blöde alte Schachtel!«, sagte Penelope. »Jetzt denken doch alle, wir hätten irgendeine ansteckende Krankheit. Ich bin dafür, dass wir irgendwas Schreckliches in ihrem Arbeitszimmer deponieren, wenn sie nicht da ist.«
»Was denn zum Beispiel?«, fragte Samantha.
»Wie wär’s mit einer Schlange? Wenn wir eine Grasschlange fangen und sie schwarz anmalen, dann trifft die alte Hexe der Schlag.«
»Und wo sollen wir eine Grasschlange herkriegen? Außerdem finde ich Schlangen gruselig«, sagte Josephine.
»Gut, Schlangen sind raus. Aber uns fällt bestimmt was ein, das sie verabscheut und das sie uns nicht in die Schuhe schieben kann.«
»Was haltet ihr davon, wenn wir in ihr Büro einbrechen und Pornos aus dem Internet auf ihren Computer runterladen und sie dann bei der Polizei anzeigen?«
»Und wie finden wir ihr Passwort raus, du Dummkopf? Letztes Mal haben wir das nur hingekriegt, weil du geraten hast, dass Mums Passwort ›enttäuscht‹ war. Außerdem hat sie uns erwischt, bevor wir die Chance hatten, es Dad zu zeigen, ganz zu schweigen davon, die Polizei anzurufen.«
»Und wenn wir das mit dem Zucker im Tank noch mal machen?«
»Langweilig. Abgesehen davon, dass wir erwischt werden könnten«, meinte Penelope. »Das hat vielleicht bei Ms. Young funktioniert, aber man soll so was nicht zweimal hintereinander machen, wenn man nicht erwischt werden will. Es muss was anderes sein, raffiniert wie …«
»Na, red schon weiter. Wie was?«
»Mir fällt nichts ein. Bis zu den Ferien müssen wir uns was ausdenken, wenn wir sie wirklich loswerden wollen.«
Sie saßen hinter dem Hockeypavillon und zerbrachen sich die teuflischen Köpfe, aber keine von den Ideen, die sie besprachen, schien die passende. Sie waren sich einig, dass es etwas so Schreckliches und Fieses sein müsste, etwas so absolut Undenkbares, aber auch Öffentliches, dass Mrs. Collinson als Direktorin nicht mehr haltbar wäre. Dass sie statt der Vier die Schule verlassen müsste.
Emmeline war immer noch dafür, Mrs. Collinsons guten Ruf zu ruinieren, indem man versteckt behauptete, sie leide an irgendeiner sexuellen Perversion. »Neulich hab ich von einem Mann namens Driberg gelesen. Der hatte eine Vorliebe für Wandersocken, wirklich dreckige. Die haben ihn angeturnt. Ich glaube, er hat dran gelutscht.«
»Ach, hör auf«, rief Penelope. »Mir wird schlecht.«
»Du bist einfach zu unschuldig, um wahr zu sein. Ich wette, du hast richtig dreckige Fantasien.«
»Wenn hier irgendjemand pervers ist, dann ja wohl du, du Lachnummer!«
»Schlampe!«
»Kuh!«
»Nutte!«
Nachdem sie sich gegenseitig noch weitere Schimpfwörter an den Kopf geworfen hatten, die von Mal zu Mal schlimmer wurden und sogar die Fahrer im Dartford Tunnel noch einiges gelehrt hätten, endete der Streit in einer allgemeinen Keilerei, bei der alle vier aufeinander einschlugen und sich an den Haaren rissen.
Zu ihrem großen Verdruss erwischte sie der Hausmeister und zeigte sie bei einem Aufsichtsschüler an, der ihnen für den Rest der Woche Arrest in ihrem Schlafsaal aufbrummte.
In Sandystones Hall war Sir George auch weniger heiter zumute. Lady Clarissa hatte ihm eine verheerende Serie gesunder Mahlzeiten aufgezwungen und war so unfreundlich zu Philomena Jones gewesen, dass die neue Köchin sich geweigert hatte zu bleiben.
»Es ist mir egal, wenn Sie mich ins Gefängnis schicken«, hatte sie eines Abends verkündet, als er sich durch Romasalat, Linsen und rohe Karotten kaute, Zutaten, die er samt und sonders verabscheute. »Da wird man von den Wärtern besser behandelt als von ihr.« Und damit war Philly aus dem Speisezimmer marschiert, bevor Clarissa noch sagen konnte: »Ein Glück, dass wir die los sind.«
Sir George starrte seine Frau giftig an und wollte gerade darauf hinweisen, dass das Anwesen ihm gehörte und dass er das Recht hatte einzustellen, wen er wollte, als Clarissa verkündete, dass sie sich Sorgen um ihren Onkel mache und am nächsten Tag nach Ipford fahren würde, um zu sehen, wie es ihm ging. Sie setzte hinzu, dass sie es außerdem auf sich nehmen würde, nach einer anständigen Köchin zu schauen, um dieses schreckliche Wesen zu ersetzen, das sie zweifellos vergiftet hätte, wenn es noch länger geblieben wäre.
Daraufhin übte Sir George schließlich doch noch sein Recht als Herr von Sandystones Hall aus und
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