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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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wirklich tot war, als der Sarg durch den Vorhang zum Krematorium gerutscht ist. Ich meine, es hätte ja gut sein können, dass es nicht so war. Oh, und noch etwas …«
    Aber Sir George hatte genug gehört.
    »Um Gottes willen, halt endlich den Mund, ja?«, schrie er und schleuderte seine Montecristo Nr. 2 in den leeren Kamin.
    Doch Lady Clarissa versetzte ihm noch den Gnadenstoß.
    »Er hieß Henry Hogg. Ziemlich passend, wenn man bedachte, wie gern er Schweinebraten mochte. Manche Leute würden das wohl ein passendes Ende nennen.«
    »Ich glaube dir nicht. Du hast diese ganze abscheuliche Geschichte erfunden«, winselte ihr Mann.
    »Brauchst du auch nicht. Du kannst seinen Namen im Who is Who nachschlagen, er ist 1986 gestorben. Ach, jetzt wo ich so drüber nachdenke, du müsstest ihn natürlich im Who was Who nachschlagen.«
    Sir George lächelte beinahe.
    »So was gibt’s gar nicht, du Dummkopf.«
    »Gut, dann guck ins letzte Who is Who und schlag nach, wen Leonard Nocking geheiratet hat. Es war die Witwe von Henry Hogg, im Jahr nach seinem Tod. Nocking wurde kurz danach für seine Verdienste in der Medizin zum Ritter geschlagen. Er war ein großer Mann, und nach allem, was ich weiß, ist er es auch heute noch.«
    Später an jenem Abend, nach dem leichten Imbiss aus Spargel und Sardinensalat, schlich sich Sir George in sein Arbeitszimmer und holte das Who is Who aus dem Regal. Er fand den Eintrag über Nocking. Die Hexe hatte tatsächlich die Wahrheit gesagt.
    In der Küche streichelte Philomena das ungebratene Spanferkel. Wäre es noch am Leben gewesen, hätte sie ihm wohl die Brust angeboten. Es tat ihr leid, weil es sogar nach seinem Tod noch Zurückweisung erfahren musste.

11
    Wäre Ms. Youngs Auto zu Empfindungen fähig gewesen, hätte es sich genauso zurückgewiesen gefühlt. Das Bemühen der Vier, die Reise nach Inverness zu erschweren, waren von Erfolg gekrönt worden. Die anderthalb Pfund Zucker, in heißem Wasser aufgelöst und dann zum Treibstoff in den Tank gegossen, waren noch durch eine Kartoffel verstärkt worden, die mit Hilfe eines Besenstiels tief in das Auspuffrohr geschoben worden war.
    Dass diese Kartoffel vorher noch mit Sekundenkleber bestrichen worden war, machte es unmöglich, sie zu entfernen, ohne den Auspuff auseinanderzunehmen. Und in der Tat war es die Kartoffel, die das erste Problem verursachte. Der Wagen, ein brandneuer Honda, auf den sie ganz besonders stolz war, hatte in die Werkstatt gebracht und repariert werden müssen. Ms. Young, der gestattet worden war, die Schule eine Woche vor dem Ende des Schuljahres zu verlassen, um an der Hochzeit ihrer Cousine teilzunehmen, war nicht erfreut, um es milde auszudrücken. Sie hatte so ihre Vermutungen, wer den Beginn ihrer Reise verzögert hatte. Nach zwei Tagen bekam sie den Wagen mit einem neuen Auspuff zurück, und sie war wieder losgefahren – doch dann hatte das Zuckerwasser zugeschlagen.
    Sie hatte gerade den Dartford Tunnel erreicht, als der Wagen plötzlich ausging. Unglücklicherweise war gerade Hauptverkehrszeit, und es herrschten die üblichen, entsetzlichen Bedingungen, so dass ein im Tunnel liegen gebliebenes Auto der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen beziehungsweise den Verkehr zum Erliegen brachte. Autos stauten sich meilenweit hinter ihr.
    Hupen wurden gedrückt, Fahrer fluchten – ganz in der Nähe und in einer rohen Sprache, wie sie sie noch nie gehört hatte und mit Sicherheit auch nie wieder hören wollte –, und es dauerte über eine Stunde, bis der Abschleppwagen zu ihr durchkam. Und auch dann wurde das Ganze nicht unkomplizierter, weil der Honda so dicht hinter dem Lastwagen vor ihm stehen geblieben war, dass sich das Nummernschild unter dessen Stoßstange verhakt hatte, und der Wagen hinter ihr ließ sich ebenfalls nicht so leicht bewegen. Der Fahrer des Wagens hinter Ms. Young hatte nämlich in seiner Verzweiflung versucht auszuscheren, um zu entkommen, nur um von einem riesigen französischen Laster erfasst und schwer beschädigt zu werden, der allerdings auf dieser Spur überhaupt nichts zu suchen gehabt hatte, aber das nur am Rande. Alles zusammen dauerte es zwei Stunden, um den Honda zu befreien und aus dem Tunnel zu schaffen, wobei Ms. Young zu diesem Zeitpunkt nicht mehr der besonnene Mensch war, der vor so vielen Stunden St. Barnaby’s verlassen hatte. Ja, man konnte sie bestenfalls als dement beschreiben, und während der Wagen abgeschleppt wurde, brachte man sie selbst im akuten Zustand

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