Henry haut ab: Roman (German Edition)
sauber war.
»Igitt! Du bist so was von ekelig …«, riefen die anderen im Chor, »aber …«
Das war genau das, was sie noch brauchten, um das Bild zu vervollständigen, wenn der Mann der Direktorin nach Hause kam.
»Er wird denken, sie wäre anschaffen gegangen«, sagte Samantha, die diesen Ausdruck bei einem Telefongespräch von Wilt mitgehört hatte. »Oh, wie herrlich, sie ist nach London gefahren. Es ist niemand da!«
Das Haus der Collinsons war ein Stück von den Schulgebäuden entfernt. Das Beste war jedoch, dass es von einer säuberlich geschnittenen Hecke umgeben war, die ihnen Deckung geben konnte. Die Vier betraten den Garten durch die hintere Pforte. »Könnte es sein, dass jemand da drin ist, die Putzfrau zum Beispiel?«, fragte Josephine. »Ich finde, wir sollten das abklären.«
»In Ordnung. Du kannst nach vorn zur Haustür gehen und klingeln«, meinten die anderen.
»Na schön, das mache ich auch, ihr Angsthasen!« Josephine kam nach fünf Minuten zurück, um zu melden, dass niemand aufgemacht hatte. »Ich hab mal probiert, aber die Tür war abgeschlossen.«
»Dann müssen wir reinklettern, entweder über ein Fallrohr oder mit einer Leiter«, beschloss Penelope.
Doch Samantha hatte schon einen Weg zu einem offenen Fenster im ersten Stock entdeckt.
»Guck mal da, die Kletterhortensie. Die ist wirklich stabil, ich zeig’s euch.« Und sie kletterte an dem dicken Stamm hinauf und glitt über die Fensterbank ins Haus. Der Rest der Viererbande wollte ihre gerade folgen, als sie den Kopf zum Fenster hinausstreckte. »Ich glaube, ich bin im Schlafzimmer«, rief sie nach unten. »Hier steht ein großes Doppelbett, und in dem Schrank da sind ihre ganzen Sachen. Nebenan ist ein Badezimmer, da ist sein Rasierer drin, und der Morgenmantel der alten Kuh hängt an einem Haken neben der Tür.«
Emmeline kletterte die Hortensie bis zur Hälfte hinauf und reichte Samantha die Hose nach oben.
»Das Kondom ist da drin eingewickelt.«
Fünf Minuten später hatten die Vier den Garten ungesehen verlassen, waren wieder im Schulgebäude und versuchten, sich das Lachen zu verkneifen.
Es war acht Uhr abends, als die Direktorin mit ihrem neuen Gebiss aus London zurückkehrte. Sie nahm ein Bad, machte einen Rundgang durch die Schule und kehrte dann zum Abendessen nach Hause zurück, bevor sie zu Bett ging. Sie schlief schon, als ihr Mann aus dem Pub nach Hause kam, und da er wusste, wie sie reagieren würde, wenn er sie aufweckte, schlüpfte er in seinen Pyjama und glitt so weit wie möglich von ihr entfernt unter die Decke.
Als seine Füße die Unterhose fanden, stutzte er. Das fühlte sich nicht wie Damenwäsche an. Und ganz sicher nicht wie Mrs. Collinsons Unterwäsche, die – und das hätte die Vier mächtig überrascht – ziemlich frivol und mit viel Spitze versehen war. Ganz vorsichtig griff er nach unten und stieß auf etwas, das unmöglich eine Frau getragen haben konnte. Im nächsten Augenblick hatte er die Decke auf seiner Seite des Bettes zurückgerissen und starrte die ungewaschene Hose und – mit noch größerem Abscheu – das Kondom an. Dessen Anblick bewirkte Außergewöhnliches. Mr. Collinson verwandelte sich schlagartig von einem betrunkenen, aber rücksichtsvollen in einen nüchternen, aber wütenden Ehemann. Die Hose an sich machte das Ganze auch nicht besser.
Er machte Licht und wurde noch wütender. Dass seine Frau eine Affäre haben könnte, war schon schlimm genug, aber dass sie es mit einem Mann getrieben hatte, dessen Unterhose dringend einer Wäsche bedurfte … Er fand keine Worte für seine Wut.
Stattdessen handelte er. Er schüttelte sie so heftig, dass sie aus dem Bett fiel und mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden landete, wobei sich ihre neuen Zähne lösten. Als sie benommen zu ihm hinaufblinzelte, stand er drohend über ihr.
»Du dreckige Hure!«, brüllte er. »Ich geh zur Arbeit und darf beim Nachhausekommen rausfinden, dass du dich in meiner Abwesenheit von irgendeinem viehischen Kerl bumsen lässt. Gut, das ist das Ende unserer Ehe, das ist mal sicher. Morgen suche ich mir den erfahrensten Scheidungsanwalt in ganz London. Und den lasse ich sofort die Scheidung einreichen.«
Mrs. Collinson richtete sich auf die Knie auf. Von einem wahnsinnigen Ehemann aus dem Tiefschlaf gerissen zu werden, der nach Alkohol stank, sie aus dem Bett schleuderte und sie beschuldigte, Sex mit jemand anderem gehabt zu haben, war schlimmer als jeder Alptraum. Aus seiner Drohung, sich von
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