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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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amourösen Avancen seiner Mutter zu entziehen. Und welchen Sinn sollte es haben, dass Eva sie mit einer enorm hohen Hotelrechnung belastete, wenn sie doch in Ipford ein gemütliches Zuhause hatten? Und Gott allein wusste, was diese verfluchten Gören am Strand anstellen würden: Er würde darauf wetten, dass sie ein Vermögen an Spielautomaten und für Bikinis ausgeben würden und am Ende höchstwahrscheinlich eine einstweilige Verfügung wegen antisozialem Verhalten gegen sie erlassen würde, weil sie Rentner an Bushaltestellen belästigt hatten.
    Nach dem Lunch im Pub versuchte er erneut, eine Entscheidung zu treffen. Es musste doch einen Ausweg aus diesem Schlamassel geben, in den Eva ihn da hineinmanövriert hatte. Wenn dieses verdammte Weib doch nur ein verfluchtes Baby zur Welt gebracht hätte. Aber nein, wie bei allem anderen musste sie es auch hier übertreiben und gleich vier diabolisch erfindungsreichen Töchtern auf einmal das Leben schenken. Nach dem immer wiederkehrenden Gedanken, dass er verrückt gewesen sein musste, diese grauenvolle, sexbesessene Frau zu heiraten, sann Wilt über die Zukunft nach. Es lag auf der Hand, dass er nach Sandystones Hall zurückkehren musste, und sei es nur, um seine Habseligkeiten abzuholen, die er dortgelassen hatte. Und so giftig seine Gefühle gegenüber seiner Frau auch waren, er konnte Eva und die Vier nicht mittellos in diesem verfluchten Nobelhotel zurücklassen. Gott allein wusste, was die Zimmer dort kosteten. Die Drohung seiner Frau, die Rechnung an Lady Clarissa zu schicken, war zwar aller Wahrscheinlichkeit nach ein Bluff, aber selbst wenn nicht, konnte das Ganze leicht nach hinten losgehen und der Familie unbezahlbare Schulden bescheren. Es musste irgendeine Möglichkeit geben, das zu verhindern. Seine Gedanken drehten sich im Kreis.
    Wilt bestellte noch einen Whisky mit Soda, mit dem er sich den nötigen Mut antrinken wollte, um zur Hall zurückzukehren und den Gadsleys direkt ins Gesicht zu sagen, dass der idiotische Edward nicht einmal den Hauch einer Chance hatte, eine Abschlussprüfung zu bestehen, ganz zu schweigen davon, an irgendeiner Universität zugelassen zu werden. Wenigstens war er sich sicher, dass Sir George ihm beistehen würde, auch wenn Clarissa einen Riesenaufstand machte, was sie zweifellos tun würde. Wilt zahlte und ertrug einen weiteren sarkastischen Kommentar der Barfrau, als er seine Rechnung um ein Trinkgeld von fünfzig Pence aufrundete.
    Dann fuhr er mit dem Wagen los und schlug den Weg zur sichereren hinteren Zufahrt ein. Doch zu seiner großen Überraschung sah er, dass die Haupttore offen waren und ein großer schwarzer Wagen gerade hineinfuhr. Wilt hatte nicht vor, ihm zu folgen, und fuhr weiter, wobei er sich bewusst abwandte, falls unter den Insassen einer der Gadsleys sein sollte. Er parkte eine Weile, und als er sicher war, dass die Luft rein war, fuhr er durch das hintere Tor. Kurz darauf saß er in der Küche bei Mrs. Bale und unterhielt sich mit ihr über den großen Wagen, den er in die furchterregende Straße durch den Wald hatte einbiegen sehen.
    »Ach, das wird der Sarg sein«, verkündete sie fröhlich. »Wussten Sie das nicht?«
    »Sarg? Mit Sicherheit nicht. Ist irgendein armer Teufel erschossen worden?«
    Mrs. Bale lachte.
    »Ganz sicher ist auf ihn geschossen worden, aber das ist lange her. Da kommen Sie nie drauf.«
    »Lassen Sie mich raten … Er war nicht zufällig ein Colonel mit einem Holzbein, oder?«
    Einen Augenblick lang starrte ihn die Sekretärin mit offenem Mund an, dann brach sie in lautes Gelächter aus.
    »Volltreffer. Wie sind Sie darauf gekommen?«
    »Um die Wahrheit zu sagen, ich habe mit angehört, wie Lady Clarissa Sir George angefleht hat, ihren Onkel hier auf dem Anwesen begraben zu dürfen, und als mir dann klar war, dass das vorhin ein Leichenwagen war, habe ich eins und eins zusammengezählt.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie den Onkel gekannt haben, den armen alten Kerl. Er hat dieses Heim so gehasst, in das sie ihn geschickt hat.«
    »Ich habe ihn nicht gekannt, aber ich weiß ziemlich viel über ihn, weil meine Frau das größte verdammte Klatschmaul ist, das zu kennen ich das Pech habe. Und ein Snob obendrein. Sie war ganz hin und weg von ihren kleinen privaten Treffen mit Lady Clarissa. Was glauben Sie denn, warum ich sonst hier gelandet bin und versuchen muss, ihren schwachsinnigen Sohn zu unterrichten?«
    »Oh ja, ich verstehe. Sie haben Ihre Frau wohl nicht darüber aufgeklärt,

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