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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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und die Mädchen freuen sich auf ihren Urlaub. Und was ist mit den fünfzehnhundert Pfund die Woche, die sie bezahlt? Die müssten wir dann zurückzahlen.«
    »Oh nein. Ich war vernünftig genug, kein Geld anzunehmen, bevor ich einen gründlichen Blick auf diesen nichtsnutzigen Halbstarken geworfen hatte. Warum sollen denn die Mädchen überhaupt rausgeworfen werden? Das ist doch wohl wichtiger, oder?«
    Evas Gesicht lief rot an.
    »Das möchte ich lieber nicht sagen«, murmelte sie.
    »Ah, aber ich will es hören. Ich bestehe darauf.«
    Eva zögerte noch. Sogar der Direktorin war das Ganze zu peinlich gewesen, um es laut auszusprechen; sie hatte ihr, bevor sie gefahren waren, einen weiteren Brief übergeben.
    »Also, schieß los«, sagte Wilt ungeduldig.
    »Schwerer Verstoß gegen die sittliche Ordnung«, flüsterte sie.
    »Kein Wunder. Das ist etwas, was sie ganz sicher nicht von mir haben. Nach allem, was du mir über deine Tante erzählt hast, die in einem Pub ganz in der Nähe einer amerikanischen Luftwaffenbasis gearbeitet hat, vermute ich mal stark, dass sie eine …«
    »Kein Wort darüber!«
    »In Ordnung. Dann sag du mir mal, wegen was für schwerer Vergehen gegen die Sittlichkeit die Vier wahrscheinlich rausgeworfen werden.«
    »Ich weiß es nicht genau.«
    Eva zögerte abermals
    »Die Direktorin sagt, es hätte etwas mit einem Kondom zu tun.«
    »Etwas mit einem Kondom zu tun? Ich kann mir nur eins vorstellen, was mit einem Kondom zu tun hat, und ich hoffe bei Gott, dass es nicht das war. Hat sie gesagt, was?«
    »Ich mochte sie nicht fragen. Sie schien sehr wütend zu sein.«
    Vom Wald hallte ein Schuss herüber.
    »Ach du meine Güte, was war denn das?«
    »Edward schießt bloß auf irgendetwas.«
    »Du meinst, mit echten Kugeln?«
    »Natürlich. Ich habe die letzten vierundzwanzig Stunden versucht, dich zu erreichen, um dich davor zu warnen, überhaupt mit den Mädchen herzukommen, aber dein verfluchtes Telefon war aus. Dieser Junge ist sowohl schwer bewaffnet als auch gefährlich, und ihr solltet alle von hier verschwinden, und zwar pronto. Wenn du willst, dass die Vier umgebracht werden – und nach allem, was man so hört, hätte die Vorstellung schon einen gewissen Reiz –, dann bleib ruhig hier.«
    »Mach dich doch nicht lächerlich, Henry. Aber worauf schießt er denn, um Himmels willen? Und wieso darf ein so junger Kerl überhaupt ein Gewehr haben?«
    »Er darf ein Gewehr haben, weil sein grässlicher Stiefvater absolut hirnlos ist, genauso wie sein Stiefsohn. Und worauf er schießt: auf alles, was sich bewegt. Ich muss es wissen, ich bin gestern aus dem Dorf zurückgekommen und habe ihn in Aktion gesehen. Er wusste nicht mal, worauf er geschossen hat. Sir George hat gesagt, es war ein Reh, oder möglicherweise auch ein Wildschein.«
    »Ein Wildschwein? Aber sind die nicht sehr gefährlich?«
    »Nicht halb so gefährlich wie Edward«, gab Wilt zurück, der sich gerade erhob, als plötzlich eine ganze Salve durch die Luft gellte.
    »Oh mein Gott, warum hat Lady Clarissa uns nicht gewarnt?«, quietschte Eva voller Entsetzen und klammerte sich an ihn. »Die Mädchen sind zum Spielen in den Wald gegangen. Wie konntest du das nur zulassen!«
    Sie brach ab, als laute Schreie ertönten. Die Vier kamen zwischen den Bäumen hervor und rannten auf sie zu.
    »Woher sollte ich das denn wissen, zum Teufel? Wenn mir jemand gesagt hätte, dass dieser irre Mistkerl hier herumrennt und wahllos auf alles schießt, wäre ich doch diesem Ort nicht mal auf einen Kilometer nahe gekommen …« Wilt wurde durch die Ankunft der Vier unterbrochen.
    »Mummy, jemand hat auf uns geschossen!«, schrie Emmeline und drängte sich zwischen ihre streitenden Eltern.
    »Lauft ins Cottage«, befahl Eva ihnen. »So schnell ihr könnt.«
    Wilt und sie rannten hinter ihnen her.
    »Fangt sofort an zu packen. Wir bleiben keinen Augenblick länger hier.«
    »Wir haben doch gerade erst ausgepackt!«
    »Nun, dann geht es ja umso leichter, nicht wahr?«
    Wilt lächelte vor sich hin. Er freute sich, dass sie abreisten.
    »Ich würde sagen, wir fahren zurück nach Hause. Ich fahre, du musst ja vollkommen erschöpft sein.«
    »Ganz sicher nicht. Wir suchen uns hier in der Nähe ein hübsches Hotel am Meer und bleiben.«
    »Dir ist doch klar, dass das bedeutet, dass sie definitiv in den Konvent zurückgehen? Vorausgesetzt natürlich, die Lehrer dort finden nicht heraus, dass sie wegen eines schweren Verstoßes gegen die Sittlichkeit

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