Henry haut ab: Roman (German Edition)
dass die beiden gar kein echtes Anrecht auf den Titel haben?«
»Um Gottes willen, nein! Wenn Eva wüsste, dass man sich so etwas einfach so kaufen kann, würde sie mir damit ständig in den Ohren liegen.«
»Ist sie nach Ipford zurückgefahren?«
»Von wegen. Sie und die Vier bringen in einem sehr hübschen Hotel auf der anderen Seite des Dorfes ein kleines Vermögen durch. Zumindest haben sie gerade dazu angesetzt, als ich hierher zurückgeschickt wurde, in der Hoffnung, dass mich jemand erschießt.«
Mrs. Bale zog die Augenbrauen hoch.
»Das klingt nicht so, als seien Sie sehr glücklich mit ihr. Ich meine, kommandiert sie Sie immer so herum?«
»Seit sie die Vierlinge bekommen hat, muss ich sagen, ja. Nicht dass ich ihren Befehlen immer gehorchen würde. Jedenfalls gehe ich jetzt in mein Zimmer und meditiere ein bisschen.« Er ging zur Tür und drehte sich noch einmal um. »Ist Clarissa irgendwo in der Nähe? Ich habe beschlossen, ihr die Wahrheit über Edwards Chancen zu sagen, jemals an eine Universität zu kommen.«
»Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, war sie auf dem Weg zum Familienfriedhof. Vermutlich um den Sarg zu erwarten.«
22
Eva hatte schließlich noch zwei Fremdenzimmer in einer Pension gefunden. Sie verfluchte Wilt bereits dafür, dass er den Wagen mitgenommen hatte. Ohne Auto saß sie hier fest. Während das Hotel wenigstens ein Restaurant sowie einen Minibus für seine Gäste gehabt hatte, hatte die Pension überhaupt nichts zu bieten, und in Gehweite gab es nirgends ein Lokal, wo man essen konnte. Sie hatte nicht einmal die Telefonnummer von Sandystones Hall, um Henry wissen zu lassen, dass sie hatte umziehen müssen. Nachdem sie die Auskunft angerufen hatte, hatte sie zwei Nummern bekommen, die sie beide mehrfach angerufen hatte, nur um festzustellen, dass sie anscheinend permanent besetzt waren. Obendrein war auch noch die Vermieterin schon zwei Mal nach oben gekommen, um sich über den Krach zu beschweren, den die Vier in ihrem Zimmer nebenan veranstalteten.
»Ich fürchte, wenn Sie diese Mädchen nicht davon abhalten, so einen schrecklichen Lärm zu machen, muss ich Sie bitten, wieder auszuziehen«, sagte sie. »Ich habe einen Dauergast, eine alte Dame, die sich gerade von einer schweren Operation erholt.«
»Oh Gott«, murmelte Eva und überlegte verzweifelt, was in aller Welt sie tun sollte. Es sah aus, als müsse sie zurück nach Sandystones Hall, und sei es nur, um das Auto zu holen, da sie Wilt nicht erreichen konnte, um ihm zu sagen, dass er es bringen sollte. Was sollte sie in der Zwischenzeit mit den Mädchen machen? Wenn sie sie zurückließ, würde sie bei ihrer Rückkehr wahrscheinlich erfahren, dass sie alle hinausgeworfen worden waren. Das Einzige, was ihr einfiel, war, sie draußen vor dem Haupttor warten zu lassen und zu hoffen, dass sie wenigstens eine halbe Stunde lang nichts anstellen würden.
Nachdem das beschlossen war, brachte sie die Vier zum x-ten Mal zum Schweigen und rief ein Taxi, das sie nach Sandystones Hall bringen sollte. Als sie dort ankamen, hatte sie beschlossen, die Vierlinge lieber doch nicht draußen zu lassen. Sie hatten die ganze Fahrt geschmollt, weil sie nicht allein in der Pension hatten bleiben dürfen, und drohten jetzt damit, den ganzen Weg nach Hause zu trampen, wenn der Urlaub weiterhin so langweilig sei. Eva entschuldigte sich bei dem Fahrer für ihr schreckliches Betragen und versuchte, den Riss, den sie in einen Sitz gemacht hatten, mit ihrem Mantel zu bedecken. »Wären Sie so freundlich, durch den Hintereingang zu fahren? Ich möchte unser Auto abholen und gleich wieder hinausfahren, am besten, ohne gesehen zu werden.«
»Ohne den Zugangscode kommen Sie da nicht rein«, erklärte der Fahrer ihr. »Die sind da ziemlich streng, und ich kenne den Code nicht. Am besten fahren wir doch zur Haustür.«
Eva stimmte äußerst widerwillig zu.
»Fahren Sie bloß langsam«, warnte sie ihn. »Es ist schrecklich gefährlich.«
Der Taxifahrer erwiderte, das wisse er nur zu gut, und sein Taxi hätte schon mehrere Beulen, um es zu beweisen. Als Eva dies hörte, hatte sie kein ganz so schlechtes Gewissen mehr wegen des Schadens im Innern des Taxis: Wenigstens war es kein Neuwagen.
Fünfzehn Minuten später hatten sie Sandystones Hall erreicht und starrten einigermaßen verblüfft auf den Leichenwagen, der davor parkte und in dem die Umrisse eines Sarges zu erkennen waren.
»Sieht aus, als wär zu guter Letzt doch mal einer
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