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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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hopsgegangen«, murmelte der Fahrer. »Ich hab’s ja schon immer gesagt … die hätten mit diesem verfluchten kleinen Irren irgendwas Drastisches machen müssen. Total verzogen. Aber die sind ja alle zusammen ein schräger Haufen.«
    Er stieg aus und ging zu einem der Sargträger hinüber.
    Eva wusste sehr gut, wer in dem Sarg war, ließ die Vier aber in dem Glauben, jemand sei auf dem Anwesen erschossen worden. Vielleicht würde sie das ein bisschen bremsen.
    Für Wilt änderte die Ankunft des Leichenwagens nichts. Evas Aufenthalt im Hotel würde ihm wenigstens die Gelegenheit verschaffen, sich zu Hause allein von den Schrecken der letzten Woche zu erholen. Nachdem er vergeblich nach Lady Clarissa gesucht hatte, um ihr zu sagen, dass er genug hätte, hatte er beschlossen, einfach eine Nachricht und seine Telefonnummer zu hinterlassen. Seitdem hatte er eifrig gepackt und schickte sich an, dieses Haus und seine irren Bewohner endgültig zu verlassen. Er ging in die Küche hinunter zu Mrs. Bale, um ihr zu sagen, dass er unwiderruflich abreiste, wenn auch nicht, wohin er zu fahren gedachte.
    »Ich muss sagen, ich kann’s Ihnen nicht verdenken. Ich würde dasselbe tun, wenn ich das Geld hätte und es hier in der Gegend einen besseren Job gäbe, aber ich habe ein sehr kleines Haus mit einer Hypothek darauf, so dass ich es nicht verkaufen könnte … und mal abgesehen von meinem Alter habe ich hier gute Freunde, und ich habe auch nie irgendwo anders gelebt. Trotzdem tut es mir leid, dass Sie wegfahren. Fährt Ihre Frau mit Ihnen heim?«
    »Ich habe versucht, sie anzurufen, aber sie hat sich nicht gemeldet. Bestimmt ist sie viel zu beschäftigt damit, sich mit den Vierlingen in diesem Luxushotel zu amüsieren. Ich hätte große Lust, es ihr zu überlassen, Lady Clarissa zu erklären, warum ich abreise; Eva hat mich schließlich in diese idiotische Lage gebracht. Ach, ist der Pfarrer eigentlich schon unten? Ich habe ein Taxi ankommen sehen.«
    »Oh nein«, wehrte Mrs. Bale lachend ab. »Die machen sich nicht die Mühe mit einem Geistlichen … zumindest haben sie das nicht getan, seit ich hier bin. Sir George legt sich ein Priesterkollar um und den ganzen Krimskrams und liest selbst die Messe. Er behauptet, als Familienoberhaupt hätte er in der Familienkapelle das Recht dazu. Ich habe keine Ahnung, ob das legal ist oder nicht.«
    »Aber legen die wirklich den alten Mann einfach so da unten in die Erde? Das hört sich für mich nicht richtig an«, sagte Wilt.
    »Ganz Ihrer Meinung, aber anscheinend ist das in der Familie so Tradition. Natürlich begraben sie keine Fremden auf ihrem Friedhof, nur enge Verwandte.«
    »Außergewöhnlich. Das macht den Ort hier auf jeden Fall noch interessanter … aber nicht interessant genug, dass ich bleiben möchte, fürchte ich. Und mein Rat an Sie ist, sich eine kugelsichere Weste anzuschaffen, wenn Sie hier wirklich nicht wegkönnen.«
    Wilt verabschiedete sich von Mrs. Bale. Mit nur einem leisen Anflug von Reue, dass er abreiste, ohne den Gadsleys Bescheid zu sagen, trug er seinen Koffer zum Auto und fuhr kurz darauf den Weg zum hinteren Tor hinunter und hinaus auf die Straße.
    Hinter ihm wurde der Sarg des verstorbenen Colonel Harold Rumble aus dem Leichenwagen gehoben und zum Familienfriedhof getragen. Am Tor dachte Wilt, er habe Bruchstücke von »Oh, bleibe bei uns, Herr« gehört, kam dann aber zu dem Schluss, dass er sich das bestimmt nur eingebildet hatte.
    Als er Sandystones Hall über die hintere Straße verließ, trat Eva gerade vorne durch die Haustür ein, nachdem sie die Vier hatte schwören lassen, dass sie ruhig auf dem Rasen sitzen und auf sie warten würden. Im Haus fand sie schnell den Weg in die Küche, wo eine überraschte Mrs. Bale beinahe ihr Teegeschirr hätte fallen lassen.
    »Es tut mir leid, aber wenn Sie Mr. Wilt suchen, dann haben Sie ihn gerade verpasst.«
    »Verpasst? Hat er gesagt, wo er hinwollte?«
    »Nein, leider nicht.«
    »Haben Sie ihn denn nicht danach gefragt?«
    »Nein, leider nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Was geht mich das an?«
    »Aber hat er denn gar nichts davon gesagt, ob er mich und die Mädchen besuchen würde?«
    »Nein. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt, ein paar Mal sogar«, antwortete die Sekretärin ungehalten. Sie fand Evas Auftreten ausgesprochen irritierend und verstand inzwischen Wilts schwelenden Groll. Es war eine Sache, von Sir George eingeschüchtert zu werden – wenigstens wurde sie gut dafür bezahlt, seine

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