Her mit den Jungs!
verleugnen, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte. Die Ablenkung durch sie war zu riskant. Er wusste, dass er mit seinem Verhalten Gefahr lief, wie ein typischer Schürzenjäger aufzutreten, was er gelegentlich ja auch war. Aber solange Micki ihn für einen totalen Macho hielt, würde es ihm leichter fallen, sie auf Distanz zu halten. Zum Glück war nicht sie, sondern ihre Schwester Annabelle für die PR-Veranstaltung am Wochenende zuständig.
Yank lief in seinem Büro auf und ab wie ein Tiger im Käfig. Mittlerweile hatte er gelernt, sich trotz seines nachlassenden Sehvermögens zu orientieren. Er wusste, wie viele Schritte es von der Tür bis zum Tisch waren und wo tagsüber das Sonnenlicht hereinschien. Im Augenblick konnte er das meiste ganz gut erkennen. Schwierigkeiten bereitete ihm im zunehmenden Maße die Erkennung von Objekten im Zentrum seines Sehfeldes. Doch er wusste, dass die Tage seiner Unabhängigkeit gezählt waren, ganz egal, was Sophie oder all diese so genannten Spezialisten behaupteten.
Er war fest entschlossen, für die Zukunft seiner Mädchen vorzusorgen, solange er noch sehen konnte. Das war das Mindeste, was er für seine drei Ziehtöchter tun konnte. Annabelle wusste er bereits in guten Händen. Brandon Vaughn hatte sich trotz seiner hochnäsigen Eltern zu einem herzensguten Mann entwickelt. Und mit dem Baby war bestimmt alles in bester Ordnung - etwas anderes kam für Yank gar nicht in Frage. Von Rechts wegen käme als Nächstes Sophie an die Reihe, doch die hatte derzeit nur sein schwindendes Augenlicht im Sinn, also hatte Yank beschlossen, sich stattdessen zunächst Micki zu widmen.
Das traf sich gut, denn für sie hatte er bereits einen passenden Kandidaten an der Hand. Yank war nicht entgangen, wie sie auf der Silvesterparty den attraktiven Damian Fuller angeschmachtet hatte und war eingeschritten, als dieser mit jedem einzelnen weiblichen Wesen in Sichtweite zu flirten begonnen hatte. Damian war ein verflucht anständiger Kerl, der nur leider nicht wusste, wann es Zeit war, zu gehen. Er brauchte eine Frau, die ihm zeigte, dass es auch ein Leben nach dem Profisport gab. Yank würde schon dafür sorgen, dass der gute Junge so viele Fernsehauftritte und Werbeverträge bekam, wie er unter einen Hut bringen konnte - aber erst musste Damian klar werden, dass es Zeit für ihn wurde, im wahrsten Sinne des Wortes das Feld zu räumen, Job und Uniform an den Nagel zu hängen und sesshaft zu werden.
Yank vertrat zahlreiche Spieler in diversen Sportarten, aber es gab nur wenige, die ihm so nahe standen wie ein Sohn. Vaughn war einer davon, Fuller ein weiterer. Deshalb vertraute Yank auch seinem Gefühl. Micki mochte den Centerfielder der Renegades, und Damian brauchte dringend eine nette Frau an seiner Seite. Kein Zweifel, die beiden waren wie füreinander geschaffen. Fall erledigt.
Es traf sich also gut, dass Micki nach Tampa fuhr und nicht Sophie, obwohl es Yank sehr entgegengekommen wäre, Sophie ein paar Tage aus New York zu verbannen und den verflixten Arzttermin sausen zu lassen. Er hatte einfach nicht den Mut, alle möglichen Untersuchungen über sich ergehen zu lassen, nur damit er hinterher in seinen Befürchtungen bestätigt wurde und alle Hoffnungen auf ein selbstständiges Leben wie ein Kartenhaus in sich zusammenfielen.
Sobald Yank wusste, dass die kleine Micki, die ihn von Anfang an auf Schritt und Tritt begleitet hatte, in guten Händen war, würde er sich um Sophie kümmern. Erst, wenn auch sie versorgt war, konnte er sich zufrieden zurücklehnen mit dem Gefühl, den Töchtern seiner verstorbenen Schwester ein guter Vater gewesen zu sein.
»Und was dann, alter Mann?«, fragte er laut.
Dann bist du allein, antwortete eine Stimme in seinem Kopf, die verdächtig nach Lola klang.
Das geschah ihm auffällig oft in letzter Zeit, wenn man bedachte, dass sie ihn zugunsten seines besten Freundes verlassen hatte. Wütend schlug er sich mit der flachen Hand auf die Stirn.
Jetzt fing er auch noch an zu spinnen! Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass er allmählich blind wurde. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Es war sinnlos, sich Gedanken über Lola oder seine Gefühle für sie zu machen - sie hatte es beim besten Willen nicht verdient, den Rest ihres Lebens an einen blinden alten Maulwurf gekettet zu sein.
3
Ein paar Tage später nahm Micki den Flieger nach Tampa, wo sie Annabelle in ihrer Funktion als PR-Betreuerin der Renegades vorübergehend vertreten sollte. Vor ihrer
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