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Hera Lind

Hera Lind

Titel: Hera Lind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Männer sind wie Schuhe
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zu Hause auf ihn wartet.«
    Ich zitterte unter meinem Frotteehandtuch. Hatten Sie etwa vergessen, dass ich auch noch da war?!
    »Wie sieht se denn aus, Ihre Frau?«, wollte Herr Kobalik wissen.
    »Sie ist eher klein, sommersprossig und rothaarig!«, gab Herr Immekeppel Auskunft. »Sie kann ihre Haare kaum bändigen. Ihre Mutter Margot nennt sie immer Drahthaarterrier.« Er kicherte wieder halb mitleidig, halb schadenfroh. »Und eine Brille trägt sie auch.«
    »Nee, da können Sie beruhigt sein!«, lachte Wolfgang Kobalik schnaubend. »Der steht nur auf große blonde Models!«
    »Also nicht, dass meine Lebensgefährtin nicht auch hübsch wäre auf ihre Art …«
    »Na, ick meen ja bloß! Wenn da eine nicht aussieht wie Claudia Schiffer oder die Dings, wie heißt denn die? Na sach schon, Uschi, dann passt sie nicht in sein Beuteschema.«
    Ich wollte mich am liebsten in Luft auflösen.
    »Ja, der Christian. Det is so ne Marke für sich!«, rundete Wolfgang Kobalik das Telefoninterview ab. »Eine beeindruckende Erscheinung, ein toller Hecht, witzig und ein begnadeter Künstler. Also die Flötentöne kann er, hahaha, aber der meint es nie und nimmer ernst mit Ihrer Frau!«
    »Ich bin ja so erleichtert! Vielen Dank für die Auskunft«, sagte Herr Immekeppel höflich.
    »Na, hoffentlich hilft Ihnen det«, brummte Herr Kobalik, Rauch ausstoßend. »Sonst sind wir gerne jederzeit behilflich.«
    »Ich denke, ich kann jetzt auf meine Frau einwirken«, gab sich Herr Immekeppel zuversichtlich. »Nochmals danke für Ihre Kooperation.«
    Mir kam es vor, als hätten sich Eltern und Lehrer über zwei ungeratene Kinder unterhalten und ihre Erziehungsmethoden aufeinander abgestimmt. Man wünschte sich noch gegenseitig frohe Weihnachten und bedankte sich für das interessante Gespräch. Herr Immekeppel entschuldigte sich nochmals, am Weihnachtstag gestört zu haben. Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass das Gespräch über eine Stunde gedauert hatte.
    »Und grüßen Sie bitte nochmals die liebe verehrte Frau Meran«, säuselte Herr Immekeppel beflissen. »Es war sehr nett von ihr, dass sie ihre Freunde für eine solch ehrliche Auskunft herangezogen hat. Ich denke, auf diese Weise können wir beide unsere Familien retten.«
    »Aba imma!«, sagte Wolfgang in onkelhaftem Ton. »Jeden Tag eine gute Tat. Den Spruch hab ich übrigens von Christian Meran.«
    Ich schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Dieses Weihnachten wollte ich am liebsten für immer vergessen.

LOTTA
    »Also, dieses Weihnachten will ich für immer vergessen!« Laut aufseufzend lehnte ich mich auf dem schwarzen Biedermeiersofa meiner Freundin Sophie zurück und schloss die Augen. Sophies Söhne Clemens und Max gingen auch zu mir in die Musikschule, und Sophie und ich waren allerbeste Freundinnen geworden. Wenn ich zu jemandem Vertrauen hatte, dann zu ihr. Es war einer dieser kurzen grauen Tage »zwischen den Jahren«, und ich fühlte mich hundeelend. Dank bar nahm ich einen Schluck von dem Glühwein, den Theresa gebracht hatte. Theresa war die Haushälterin mit der gestärkten Schürze. Wenn ich Sophie nicht so gern gehabt hätte, hätte ich sie wohl vor Neid erwürgt. Sie hatte einfach alles: ein strahlendes Lachen, schwarz glänzende Haare, zwei süße Söhne, die freiwillig Geige und Klavier spielten, eine geschmackvoll eingerichtete Villa und das Beste: einen reichen Ehemann namens Bodo, der sie einfach in Ruhe ließ! Der mehrfache Millionär war Rollmopsfabrikant und immer unterwegs. Hier gab es keine Oma Margot, die ständig im Mittelpunkt stehen wollte, keinen ewig nörgelnden Opa, der missmutig in der Ecke saß, keine Schwiegereltern, keinen kläffenden Köter und keinen weinerlichen Mann, der sie bedrängte. Deshalb hatte ich mich mit den Kindern einfach zu ihr geflüchtet, nachdem die Stimmung bei uns zu Hause endgültig im Keller war. Bei Sophie würde meine heimliche Verliebtheit genauso aufblühen dürfen wie ihre Weihnachtssterne auf den Fensterbänken. Doch auch die würden in wenigen Tagen entsorgt werden. Seufzend sah ich durch die riesigen Panoramafenster in den parkartigen Garten hinaus. Hinter einem Zaun sah ich Sophies Pferde grasen. Rechts lag verwaist der Tennisplatz und links die private Driving-Range. Überall in den Bäumen hingen bunte Lichterketten, und auch hier im Haus war alles liebevoll geschmückt. Es duftete nach Sophies köstlichen Vanillekipferln und Zimtsternen, nach Glühwein und Kakao, nach Nestwärme und Kaminfeuer,

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