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Hera Lind

Hera Lind

Titel: Hera Lind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Männer sind wie Schuhe
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aber!«
    »Hier steht, dass sich die Anmeldungen für die Musikschule verdoppelt haben! Das ist keine Schmeichelei, das sind Tatsachen! Ich zitiere: ›Beispiellose Musikbegeisterung bei Jung und Alt …‹«
    »Stimmt doch gar nicht.« Ich wurde vor Freude ganz rot. Sophie konnte so neidlos gönnen! Oma Margot hätte auf dieser Seite Kartoffeln geschält. Ach, mir war so danach, mein Herz auszuschütten! Wenn nicht bei meiner geliebten Sophie, bei wem dann?
    »Weihnachten war einfach beschissen«, hob ich an. Anschließend redete ich mir alles von der Seele, erzählte die ganze Misere vom sogenannten Fest der Liebe. Vertrauensvoll beugte ich mich vor: »Hast du den Flötisten gesehen?«
    »Der bei ›Peter und der Wolf‹ so bezaubernd den Vogel gespielt hat?« Sophies Augen leuchteten. »Wie hätte ich den übersehen sollen!«
    »Wie findest du den?« Plötzlich überzog mich eine Gänsehaut, und mein Herz machte einen nervösen Hopser. Ich sah mich wieder auf der kalten Treppenstufe zur Parkgarage sitzen. In seiner Frackjacke. Ich roch ihn noch. Und spürte seinen Händedruck. Und ach, sein Kuss …
    Sophie wärmte ihre Hände am Glühweinglas und sah mich versonnen an. Ihre Augen schimmerten ganz merkwürdig. »Ich habe gesehen, wie du ihn während des Konzerts angesehen hast. Keine weiteren Fragen.«
    »Ich hab ihm seine Einsätze gegeben.« Errötend vertiefte ich mich in mein Glas.
    »Ja, ja«, machte Sophie und zog ein Bein auf den Sessel. »Sehr spezielle Einsätze. Mit den Fingerspitzen. Nicht mit dem Taktstock.«
    »So einen seltenen Vogel darf man schließlich nicht verscheuchen«, verteidigte ich mich und spürte, wie die Röte über meine Wangen kroch. »Aber natürlich ist er längst wieder weggeflogen.«
    »Du hast dich in ihn verknallt.« Das war eine Feststellung und keine Frage.
    »Hm«, machte ich und pustete in mein Glas. Meine Brille beschlug, sodass sie mir nicht direkt in die Augen sehen musste. »Leider ist es nur einseitig.«
    »Natürlich. Weil du ja so hässlich bist, so nichtssagend und langweilig.« Sophie sah mich herausfordernd an. »Und Jürgen hat das mitgekriegt.«
    Ich erwiderte ihren Blick. »Gerngroß hat es ihm gemailt. An Heiligabend.«
    »Gerngroß? Der Bäckermeister? Ist der bescheuert?! Wie kommt der denn dazu, der größenwahnsinnige Idiot?« Meine feine Sophie konnte durchaus deutlich werden. »Ach, ich kann es mir schon denken«, brauste sie auf. »Du hast dich geweigert, seine querschnittsgelähmte Viktoria bei Wetten, dass zu vermarkten und den Wiener Philharmonikern als Stargast unterzujubeln. Weißt du, dass er sogar schon dem Papst seine Viktoria aufdrängen wollte? Und Heilewelt als neue Pilgerstätte statt Lourdes?«
    »Er hat uns gesehen«, sagte ich düster. »Im Parkhaus. Auf der Treppe.«
    »Und? Was habt ihr da gemacht?« In Sophies Augen lag ein seltsamer Glanz.
    »Na ja, das kannst du dir ja denken.«
    »Geknutscht?« Jetzt kam aber Leben in Sophie! Sie stellte ihr Bein wieder auf den Boden und beugte sich gespannt vor. »Echt? Ihr habt geknutscht?«
    »Nur ein kleiner Abschiedskuss«, spielte ich die Sache herunter. Die Röte kroch mir bis zu den Haarwurzeln hinauf.
    »Oh Gott, wie süß«, seufzte sie, stellte ihr Glas auf den Beistelltisch und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Wie ich dir das gönne!«
    »Ich mir auch«, murmelte ich traurig. »Aber es war wirklich nur ein kleiner Abschiedskuss!« Ich nahm meine Brille ab: »Na ja, eigentlich hatte ich mich an ihm festgesaugt wie eine Ertrinkende! Mann, konnte der küssen! So was habe ich noch nie erlebt.«
    »Bis jetzt hast du immer nur Frösche geküsst, wie?«
    »Hm. Und jetzt einen Prinzen.«
    Sophie sah mich liebevoll an: »Wie schön für dich, Lotta! Du hast dich bisher immer unter Wert verkauft, wenn du mich fragst!«
    Oh Gott. Das hätte sie lieber nicht sagen sollen. Mir wurde ganz anders. Sophie schaute mich an und fragte: »Ihr habt euch also geküsst. Und dann?«
    »Und genau in dieser Sekunde steckt dieser Bäckermeister seine Hitlerfrisur zur Tür herein …«
    »Herr, gib Kraft!«, sagte Sophie. »Ganz schlechtes Timing.«
    »Jedenfalls hat er meinem Jürgen eine anonyme Mail geschickt. ›Von einem Freund, der es gut mit Ihnen meint‹, stand darunter. Ich malte Gänsefüßchen in die Luft.
    »Weißt du was? Dieser Gerngroß ist zum Kotzen!« Sophie war ganz weiß um die Nase geworden.
    »Ja. Da sagst du mir nichts Neues.«
    »Und? Weiter? Wie hat Jürgen reagiert?«
    Ich

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