Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hera Lind

Hera Lind

Titel: Hera Lind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Männer sind wie Schuhe
Vom Netzwerk:
erzählte ihr von Jürgens weinerlichen Vorwürfen und Unterstellungen.
    »Würg!«, sagte Sophie.
    Auch, dass ich hatte schwören sollen, Christian nie wieder zusehen. Beim Augenlicht meiner Kinder. Jetzt kannte ich kein Halten mehr: »Verdammt, ich bin verliebt. Ich hatte schon ganz vergessen, wie sich das anfühlt. Um ehrlich zu sein: So ein Gefühl hatte ich überhaupt noch nie!«
    »In deinen Jürgen warst du nie wirklich verliebt? Ich meine so richtig mit Schmetterlingen im Bauch?«
    »Meine Mutter sagt immer, Liebe kann wachsen.« Ich schaute sie verzweifelt an.
    »Da kannst du lange warten!«, sagte Sophie. »Dein Hüftumfang kann wachsen. Dein Hintern. Die Anzahl deiner Feinde. Dein Schuldenberg. Oder bestenfalls dein Konto. Aber Liebe? Da muss ich mal bei Wikipedia nachlesen.«
    Ich seufzte tief. »Ach, Sophie. Danke, dass ich dir vertrauen darf.«
    »Aber Lotta!« Sophie sprang auf und umarmte mich. »Das ist doch selbstverständlich!«
    »Jedenfalls haben wir uns nachts im Bett ganz fürchterlich gestritten«, fuhr ich fort. »Also Jürgen und ich. Wir haben uns angeschrien und uns die fürchterlichsten Dinge an den Kopf geworfen. Kannst du dir ja denken.«
    Sophie sah mich nur mitfühlend an. Es lag keinerlei Sensationsgier in ihrem Blick. »Du wolltest in der Heiligen Nacht nicht mit ihm schlafen.«
    »Jürgen wollte es unbedingt wissen: Warum nicht? Liebst du mich nicht? Bin ich nicht begehrenswert? Du denkst doch nur an ihn! Wenn du mich liebst, schläfst du jetzt mit mir! Was hat der, was ich nicht habe …«
    »Blöde Frage. Das sieht doch jeder.« Sophie kicherte.
    »Und dann wurde er vulgär. Der Vergleich mit gewissen Künsten lag nahe.«
    »Danke, ich kann es mir denken.«
    Ich umklammerte mein Glas so fest, dass es fast zersprang. »Aber ich habe Jürgen die Musikschule zu verdanken«, gab ich zu bedenken. »Ohne ihn wäre ich nicht, wo ich heute bin. Das hat er mir natürlich immer wieder unter die Nase reiben müssen.« Ich presste die Lippen zusammen.
    »Er hat dir einen Kredit für die Musikschule gegeben. Aber, wenn er es nicht getan hätte, wärst du zu einer anderen Bank gegangen. Außerdem zahlst du den Kredit doch zurück! Mit Zins und Zinseszins!« Sophie lachte verärgert auf. »Das hat überhaupt nichts mit eurer Beziehung zu tun.« Ihre grünen Augen funkelten vor Zorn: »Das ist sehr gefährlich, Lotta, weißt du das? Jürgen verwechselt da was, drängt dich in die Rolle der Almosenempfängerin!«
    »Er glaubt, mich in allem kontrollieren zu müssen, weil ich von den wichtigen Dingen des Lebens keine Ahnung habe«, seufzte ich erschöpft. »Er nimmt sich das Recht heraus, jeden Brief, den ich bekomme, zu lesen. Seit Neuestem kontrolliert er meine Mails, meine SMS-Nachrichten und hört meine Mailbox ab.«
    »Spinnt der? Was soll das? Hat der kein Eigenleben? Machst du das auch bei ihm?« Sie strich sich gereizt eine Strähne aus dem Gesicht. »Liest du auch sämtliche Kontoauszüge seiner Kunden?«
    »Nein. Natürlich nicht.« Ich druckste herum. Sollte ich es ihr wirklich sagen? Es war so was von peinlich, dass ich es fast nicht auszusprechen wagte.
    »Er hat Angst, ich könnte Christian anrufen. Er ist der festen Überzeugung, dass ich nichts anderes vorhabe.«
    »Und WENN schon! Du musst dich sowieso noch mal für das Konzert bedanken, das gebietet ja schon die Höflichkeit.« Sophie war aufgesprungen und rannte aufgeregt hin und her. »Oder meinetwegen schick ihm Blumen!«
    »Das wäre noch viel schlimmer!« Ich wischte mir über die Stirn. »Dann würde Jürgen glauben … Tja. Es ist alles ein bisschen verkrampft.«
    »Allerdings!« Sophie musterte mich besorgt.
    »Ich musste ihm schwören, dass ich Christian nicht anrufe. Und nie mehr an ihn denke.«
    »Deine Gedanken will er also auch schon kontrollieren. Vom wem habe ich noch mal das Lied gelernt, ›Die Gedanken sind frei‹?«
    »Eigentlich wollte er, dass ich es ihm schriftlich gebe.«
    »Unter Androhung einer hohen Geldstrafe?«, spöttelte Sophie.
    »Unter Aufsicht eines Notars.« Ich nickte düster. »Leider meint der das ernst.«
    Sophie musste sich setzen. »Wie grässlich ist DAS denn! Du merkst hoffentlich, dass er mit seiner lächerlichen Eifersucht zu weit geht. Lass dich um Gottes willen nicht auf so einen Quatsch ein.«
    Ich presste die Lippen zusammen. »Ich versuche, ihn zu verstehen. Natürlich ist er im Moment fürchterlich gekränkt.« Ich nahm ein Vanillekipferl und biss hinein. »Diese Sache im

Weitere Kostenlose Bücher