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Herbert, James - Die Brut.pdf

Herbert, James - Die Brut.pdf

Titel: Herbert, James - Die Brut.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TVB1
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»Wie lange sind Sie schon am Conservation Center, Miss Hanmer?«
    Jenny musste einen Moment überlegen. Die Zeit verflog so rasch. »Etwa ein Jahr - nein, erst acht Monate. Vorher war ich am Juniper Hall Field Center in Dorking.«
    »Ein schönes Leben, meine Liebe. Sehr interessant«, murmelte Mrs. Bellingham.
    »Meistens. Eigentlich wollte ich Geologin werden, geriet aber dann irgendwie an die Ökologie. Was aber kein Grund ist, unzufrieden zu sein.« Jenny schob ihre Hände in die Taschen ihrer weiten Wolljacke und überzeugte sich, dass bei den Kindern alles in Ordnung war.
    Mrs. Bellingham wollte gerade eine weitere Frage stellen, denn die hübsche junge Spezialistin hatte ihre Neugier geweckt. Sie wunderte sich, wieso eine so junge und intelligente Frau in diesem Waldschutz-Zentrum versauerte und ein Leben führte, das sogar ihr selbst ein wenig klösterlich vorkam. In diesem Moment nahm ein lauter Ruf ihre Aufmerksamkeit gefangen.
    »Schauen Sie doch, Miss, dort drüben!« Eines der Kinder, ein farbiger Junge, deutete auf den überschatteten Teil des Teiches. »Was ist das für ein Tier?«
    Die beiden Lehrerinnen schauten in die angegebene Richtung.
    Die rundliche Erzieherin brauchte ein paar Sekunden, bis sie ihren Blick auf das Wesen konzentrieren konnte, das sich im Wasser bewegte. »Was ist das, Miss Hanmer?«
    Jenny erkannte es nicht genau und trat näher zum Ufer.
    »Es sind sogar drei, Miss!« rief der Junge mit den scharfen Augen.
    Im ersten Moment dachte Jenny an Wasserratten.
    Gleich aber fiel ihr ein, dass Wasserratten gewöhnlich unter der Oberfläche und außerdem kaum im Rudel schwimmen. Diese Tiere hier schwammen in Keil-Formation.
    Als sie jetzt in den lichteren Teichsektor vordrangen, sah Jenny deutlich ihre spitzen, länglichen Köpfe über der Wasseroberfläche. Das Wasser hemmte ihr Vorwärtsstreben kaum. Auch das Kindergeschrei schien sie nicht zu beeindrucken, zielstrebig hielten sie auf das Ufer links von Jennys Standort zu. Der Junge, der sie zuerst gesehen hatte, hob ein halbverfaultes Stück Holz auf und schleuderte es in die Teichmitte, wo die Tiere beinahe angekommen waren.
    »Darren, du böser Junge!« Miss Bellingham war fast außer sich über die Handlungsweise des Jungen. Jenny fand das übertrieben, eine harte Kopfnuss wäre ihrer Meinung nach völlig ausreichend gewesen. Rasch wandte sie wieder ihren Blick von dem Missetäter ab und sah auf den Teich. Das Holzstück war mit lautem Aufklatschen dicht vor den Tieren ins Wasser gefallen und hatte keines von ihnen verletzt. Jenny war erleichtert. Die Tiere behielten stur ihren Kurs auf das schattige Ufer bei. Ihre schlanken dunklen Köpfe glitten mit spielerischer Eleganz durch das schlammige Wasser. Schließlich erreichten sie das Ufer.
    Ungläubig riss Jenny die Augen auf.
    Sie erkannte die Kreaturen, doch eine innere Stimme sagte ihr, sie müsse sich irren. Sie waren viel zu groß. Die langen, mit dunklem Fell bedeckten Körper, an denen die Wassertropfen feucht schimmerten, waren viel zu riesig für Ratten!
    Sie schleiften lange rötlichgraue Schwänze hinter sich her, und die Sonderlehrerin durchfuhr es wie ein Schlag: Allein die Schwänze der Tiere mussten über einen Fuß lang sein.
    Ohne das Wasser abzuschütteln, verschwanden zwei der Wesen mit geschmeidigen Bewegungen im Schatten des Unterholzes. Das dritte, das an der Spitze geschwommen war, drehte sich der Kinderschar zu und hockte sich am Ufer nieder. Jenny erschauerte. Irgendwie fühlte sie sich beobachtet. Einige Kinder begannen zu weinen, und Jenny bückte sich, um das nächststehende zu trösten. Als sie wieder aufschaute - sie hatte sich nur für einen Augenblick ablenken lassen - war die Ratte, falls man das Tier so bezeichnen konnte, verschwunden.
    Über Wald und Teich hatte sich eine unnatürliche Stille gelegt.

4. Kapitel

    Pender drückte das Gaspedal durch, froh, der Stadt endlich entronnen zu sein. Der Weg von den Ratkill-Labors in Surrey hatte ihn durch das im Verkehrsgewühl fast versinkende Zentrum von London geführt, und das ständige Warten, Anfahren und Ausweichen hatte seine Laune nicht gerade gehoben.
    Obwohl er den Umzug zurück in den Süden nicht bereute, vermisste er doch häufig das weite offene Land im Norden. Huddersfield war die geeignete Ausgangsposition für Ausflüge in die benachbarten Counties gewesen, und Pender, obwohl Stadtmensch, liebte die rauhe Schönheit der Landschaft dort oben.
    Vielleicht hatte das Leben in der drangvollen

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