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Herbert, James - Die Brut.pdf

Herbert, James - Die Brut.pdf

Titel: Herbert, James - Die Brut.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TVB1
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einen Kaffee? Sie müssen doch todmüde sein.«
    Er lächelte. »Ich könnte zwar etwas Stärkeres vertragen, aber ein Kaffee tut's auch.«
    »Wie wär's mit beidem? Jan und ich halten zur Aufmunterung bei unseren gelegentlichen Stimmungstiefs immer eine Flasche Scotch in Reserve.«
    »Das wäre zu schön.«
    »Setzen Sie sich doch. Entspannen Sie sich ein wenig.
    Ich bin gleich wieder da.« Sie deutete auf den einzigen Sessel, der im Zimmer stand, und er ließ sich mit einem Seufzer der Erleichterung hineinsinken, schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen das Polster. Die Lehrerin verschwand mit einem Elektrokessel im angrenzenden Raum. Pender hörte das Rauschen von Wasser. »Ich habe leider nur Instant-Kaffee!« rief Jenny.
    »Mir ist alles recht.«
    Wenig später hielt er ein gut gefülltes Glas in der Hand, während Jenny Kaffeepulver und heißes Wasser in zwei dickwandige Becher gab.
    »Schwarz bitte, mit einem Stück Zucker.« Sie stellte den dampfenden Becher vor seinen Füßen auf den Boden und setzte sich auf das Bett ihm gegenüber. Er nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas und betrachtete sie. Ihre hübschen Beine kamen selbst in den Jeans bestens zur Geltung. Sie war eine schöne Frau - wenn man auf Äußerlichkeiten etwas gab oder gar nach ihnen den Menschen beurteilte. Die sackartige, weitgeschnittene Wolljacke hatte sie gegen ein knapp sitzendes Männerhemd getauscht, das sich höchst unmännlich über ihren wohlproportionierten Brüsten spannte. Doch ihr Gesicht gefiel ihm am besten.
    Es war gleichzeitig weich und doch energisch, ihre braunen Augen blickten sanft und doch durchdringend, als schaute sie tief in seine Gedankenwelt.
    »Das gestern tut mir Leid, Luke.«
    »Was war denn gestern?«
    »Bei unserem Treffen gestern habe ich Sie für das, was geschah, verantwortlich gemacht. Besser gesagt, für das, was nicht geschah. Leute, die immer nur reden und reden, aber nichts tun und sich davor drücken, Verantwortung zu übernehmen, machen mich krank. Leider habe ich Sie dazugerechnet.«
    »Und was hat Ihre Meinung geändert - wenn sie sich geändert hat?«
    »Ich habe nachgedacht. Sie taten Ihr Bestes, aber man wollte nicht auf Sie hören.«
    »Jetzt hören sie auf mich.«
    »Ja, aber um welchen Preis!«
    »So sind die Verhältnisse nun mal, Jenny. Sie sollten sich damit abfinden, sonst drehen Sie vor lauter Frust noch durch. Sie müssen das ja nicht unbedingt akzeptieren, nur einsehen, dass es so ist. Es gibt andere Mittel und Wege, dagegen anzukämpfen - egal, ob man es nun Apathie, Drückebergerei oder Selbstschutz nennt. Ich nenne es einfach Angst. Das Problem ist - man darf sie nicht an sich herankommen lassen.«
    »Und das schaffen Sie?«
    »Ich versuche es«, erwiderte er lächelnd.
    Sie schaute ihm tief in die Augen. »Luke, was wird geschehen?«
    Im ersten Moment glaubte er, sie spräche von sich und ihm - von ihrem gegenseitigen wachsenden Interesse.
    Doch rasch machte er sich klar, dass dieses Gefühl völlig einseitig sein könnte - nämlich nur auf seiner Seite. »Sie meinen das Rattenproblem?«
    Sie nickte zögernd, und er wusste, dass sie seine Gedanken gelesen hatte. In allen Einzelheiten erklärte er ihr die Operation, die beim ersten Tageslicht anrollen sollte und erst beendet sein würde, wenn alle mutierten Ratten vernichtet waren.
    »Dann sind alle hier im Center auch darin einbezogen?« fragte sie.
    »Ich fürchte, ja. Wir brauchen jeden, der den Wald kennt. Keine Sorge, Sie werden nicht in Gefahr geraten.«
    »Deswegen mache ich mir auch keine Gedanken. Ich hatte ohnehin vor, mich an der Aktion zu beteiligen -
    und wenn ich nur Tee für alle koche. Ich kann einfach die Vorstellung nicht ertragen, dass diese Monster hier im Wald ihr Unwesen treiben, die Wildtiere reißen und alles zerstören. Es kommt mir so vor, als - beschmutzten sie durch ihre Anwesenheit den Wald. Ich verabscheue sie, Luke.«
    Pender nippte an seinem Kaffee. Der Whisky hatte seine Kehle schon angewärmt. »Warum arbeiten Sie hier im Center, Jenny? Meiner Meinung nach führen sie hier ein sehr schlichtes, ja beinahe einsames Leben.«
    »Das ist aber in Wirklichkeit nicht so. Ich liebe die Arbeit hier, man ist der Natur so nahe wie möglich, ohne gleich der ganzen Zivilisation adieu zu sagen. Mir macht es Spaß, den Kindern die Natur nahezubringen. Und die Kollegen sind nett, wir arbeiten sehr gut zusammen.«
    »Und Vic Whittaker?«
    Für einen Moment kehrte die alte Reserviertheit in ihren Blick zurück.

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